2213/J XXI.GP

Eingelangt am: 27.03.2001

 

ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Haidlmayr, Grünewald, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen

 

betreffend Suizidprävention für ältere Menschen in Österreich

 

Seit 1986 sinken in Österreich die Suizidraten insgesamt. Nicht von diesem

erfreulichen Trend erfaßt ist jedoch die Gruppe der älteren Menschen.

Über 65 - jährige Männer haben im internationalen Vergleich von 23 Ländern mit 118

Suiziden pro 100.000 Einwohnern und Jahr nach den Ungarn die zweithäufigste

Selbstmordrate. Über 75 - jährige Frauen mit 28,5 die dritthäufigste.

Auf diese alarmierenden Zahlen weist Univ. Prof. Dr. Gernot Sonneck in seiner

aktuellen Studie „Suizidprävention in Österreich" hin.

Während die existierenden Präventionsprogramme für suizidgefährdete Gruppen

wie Alkoholkranke, Depressive, Drogenabhängige funktionieren, haben bei den

älteren Menschen und den „alten Alten“ (ab 70 Jahre) Präventionsmaßnahmen

bisher kaum gegriffen.

Als Grund gibt Sonneck an, daß die Gesellschaft noch nicht gelernt hat, mit Alter

umzugehen.

In der Studie wird ein „Gesamtösterreichischer Aktionsplan“ zur Suizidprävention

formuliert, welcher folgende Maßnahmen für ältere und alte Menschen enthält:

 

- alle in der Altenarbeit tätigen Personen sollten in der Erkennung von

Suizidgefährdung geschult werden.

 

- Erleichterungen für ältere Menschen, damit sie weiterhin ihre intellektuellen,

emotionalen und sozialen Fähigkeiten einsetzen können (z. B. Gleitpension)

 

- Enttabuisierung der Sexualität im Alter

 

- Regelmäßige Betreuungsdienste wie z.B. „Essen auf Rädern“ müssen

aufrechterhalten bleiben

 

- Sicherstellung sanfter Übergänge zwischen verschiedenen Betreuungsformen

(ambulant/stationär etc.)

 

- Entwicklung von sozialen und medizinischen Diensten für die Betreuung, Pflege

und den Beistand von Menschen in der „chronischen Lebens - Sterbens - Phase“.

Die Schlussfolgerung aus der Studie: Es geht nicht an, daß in Österreich die

Suizidprävention Einzelinitiativen überlassen bleibt, sondern ein „Nationales

Suizidpräventionsprogramm“, wie es z.B. in Schweden, Dänemark und Finnland

existiert, müßte auch in Österreich initiiert werden.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

                                                               ANFRAGE:

 

1) Werden Sie den von Prof. Sonneck in seiner Studie erarbeiteten nationalen

    Aktionsplan zur Verhinderung von Selbstmorden übernehmen und die oben

    aufgeführten Maßnahmen speziell für alte Menschen umsetzen?

    Wenn ja, wann?

    Wenn nein, warum nicht?

 

2) Wie werden Sie die oben angeführten Maßnahmen umsetzen?

 

3) Was werden Sie unternehmen, damit der Betreuungsdienst „Essen auf

    Rädern“, der oft der letzte tägliche Kontakt vereinsamter alter Menschen mit der

    Umwelt ist, nicht eingestellt wird?

 

4) Werden Sie gezielte Präventions - und Hilfsmaßnahmen für alleinstehende alte

    Menschen, die eine sehr suizidgefährdete Gruppe ist, entwickeln?

 

5) Auch ältere ImmigrantInnen haben ein erhöhtes Suizidrisiko. Welche

    Präventionsmaßnahmen werden Sie für diese Gruppe entwickeln?

 

6) Planen Sie ein „Nationales Suizidpräventionsprogramm“, wie es in Ländern wie

    Schweden, Dänemark und Finnland bereits existiert, in Österreich zu initiieren?

    Wenn ja, wann?

    Wenn nein, warum nicht?