2256/J XXI.GP

Eingelangt am: 30.3.2001

 

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Mag. Ulli Sima und GenossInnen

an den Bundesminister für Finanzen

betreffend Erhöhung des  EURATOM - Kreditrahmens

 

 

 

Seit 1977 vergibt die Europäische Atomgemeinschaft EURATOM innerhalb der

Europäischen Union Kredite für Nuklearanlagen. Das Gesamtvolumen ist mit vier Milliarden

Euro gedeckelt, die EU - Kommission schlägt nun in einem -  noch inoffiziellen - Papier vor,

den Kreditrahmen für Nuklearprodukte auf sechs Milliarden Euro zu erhöhen. Dafür bedarf

es jedoch eines einstimmigen Beschlussses durch den Europäischen Rat der Finanzminister.

Österreich könnte folglich den Beschluss für eine Aufstockung - und damit auch die

Erhöhung von Beiträgen aus österreichischer Steuermitteln für Atomkraftwerke - verhindern.

Die derzeit geplante Aufstockung des EURATOM - Budgets soll u.a. zur Finanzierung des

russischen AKWs Kalinin - 3 und eines kanadischen Schwerwasserreaktors Cernavoda - 2 in

Rumänien herangezogen werden. Zudem gibt es konkrete Pläne auf EU - Ebene, gemeinsam

mit den G7 - Staaten in der russischen Wiederaufbereitungsanlage Majak eine höchst

umstrittene Plutonium - Brennelemente - Fabrik zu errichten.

Möglich ist die Finanzierung von Atom - Projekten ausserhalb der EU seit 1994, wo die

Vergabe von EURATOM - Geldern für die Fertigstellung des slowakischen AKW Mochovce

im Raum stand. Da die slowakische Regierung ihr Kreditansuchen beim Co - Financier, der

EBRD (Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) nach scharfen Protesten

zurückzog, wurde auch der EURATOM - Kredit obsolet. In Ermangelung von

Nuklearprojekten innerhalb der Gemeinschaft wurde zwischen 1988 und 1999 kein

EURATOM - Kredit vergeben. Den grössten Kredit (rund 680 Millionen $) vergab die EU -

Atom - Organisation im Dezember 2000 für die Fertigstellung der Tschernobyl  - Ersatzreaktoren

K2/R4 in der Ukraine. Österreich stimmte bei der vorangegangenen Kreditentscheidung in der

EBRD - leider ohne Erfolg - gegen die Vergabe. Im aktuellen Fall hat Österreich jedoch die

Chance, die Aufstockung des Budgets für Atomanlagen zu verhindern. Angesichts der

heimischen Anti - Atom - Politik, dem vehementen Widerstand gegen die Finanzierung von

Mochovce und auch der Reaktoren K2/R4 ist eine Ablehnung der geplanten Aufstockung der

Geldmittel für EURATOM - und aufgrund des Einstimmigkeits - Prinzipes folglich die

Verhinderung - von Seiten Österreichs nur konsequent.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Finanzen

nachstehende

 

Anfrage:

 

1) Werden Sie im Europäischen Rat gegen die geplante Erhöhung des EURATOM -

     Darlehens - Volumen stimmen?

2) Falls nein, warum nicht?

3) Falls nein, halten Sie die österreichische Zustimmung für eine Erhöhung des

     EURATOM - Budgets im Sinne der heimischen Anti - Atom - Politik für zulässig?

4) Halten Sie es grundsätzlich für vertretbar, österreichische Steuergelder für die

    Finanzierung von Atom - Anlagen zu verwenden?

5) Wie hoch war der Anteil Österreichs am Budget von EURATOM in den Jahren 1999,

     2000 und wie hoch wird er 2001 sein?

6) Hat Ihr Ressort in der Vergangenheit Initiativen gesetzt, um mit anderen

     atomkritischen EU - Ländern eine gemeinsame Position gegen die Aufstockung des

     EURATOM - Budgets zu erreichen?

7) Falls ja, welche?

8) Falls ja, welche Länder haben sich als konstruktive Partner in dieser Frage

     ausgezeichnet?

9) Falls nein, warum nicht?

10) Falls nein, gibt es konkrete Pläne, dies in Angriff zu nehmen?

11) Wie bewerten Sie die Pläne, die Vergaberichtlinien für EURATOM - Darlehen

       dahingehend zu ändern, dass künftig etwa auch Plutonium - Anlagen unter dem

       Deckmantel der Abrüstung durch EURATOM - Gelder in Russland finanziert werden?

       (Erläuterung: Konkret geht es dabei um den Bau einer MOX - Fabrik in der russischen

       Wideraufbereitungsanlage Majak, wo Plutonium aus abgerüsteten russischen

       Atomwaffen in sogeannte MOX (,,Mixed - oxide“) - Brennelemente eingebaut werden

       sollen.)

12) Halten Sie es nicht für sinnvoller, den Betrag für die geplante Aufstockung für

      EURATOM in erneuerbare Energieträger zu investieren?

13) Falls nein, warum nicht?

14) Widerspricht Ihrer Ansicht nach eine Zustimmung Österreichs für die nun geplante

       Aufstockung des EURATOM - Budgets nicht der im Anti - Aktions - Plan der

       Bundesregierung vereinbarten Initiative zur Änderung des EURATOM - Vertrages

       unter dem Motto „Einstieg in den Ausstieg?“

15) Hat Ihr Ressort bisher Initiativen gesetzt, um die im Anti - Aktions - Plan vereinbarte

       Änderung des EURATOM - Vertrages unter dem Motto „Einstieg in den Ausstieg“

       voranzutreiben?

16) Wenn ja, welche?

17) Wenn nicht, warum nicht?

18) Planen Sie Massnahmen, um die Förderung von Atom - Anlagen durch Steuergelder

       künftig zu verhindern?