2362/J XXI.GP
Eingelangt am: 26.04.2001
der Abgeordneten Mag. Johann Maier
und Genossen
an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen
betreffend „Kosten von Tierarzneimittel in Österreichs"
Bundesminister Mag. Molterer kündigte bereits im Mai 2000 an - nicht zuletzt
aufgrund der öffentlichen Diskussion über illegale Tierarzneimittel - die Preise von
Tierarzneimittel senken zu wollen. Damit könnte auch das Problem der illegalen
Beschaffung von Tierarzneimittel gelöst werden, der graue Markt könnte damit
ausgehöhlt werden so der Sprecher des Landwirtschaftsministers Gerhard Popp.
Allerdings hielt dies Bundesministerin a.D. Sickl in einer Anfragebeantwortung
(792/AB; XXI. GP) nicht für ein taugliches Mittel zur Preisreduzierung.
Der Öffentlichkeit und den Bauern ist jedoch unbekannt, welche Maßnahmen durch
Ihr Bundesministerium dazu ergriffen wurden.
Es werden in Österreich noch immer bedeutende Mengen von Tierarzneimitteln
(Antibiotika, Impfstoffe etc.) - die Branche spricht von Knapp der Hälfte des
heimischen Verbrauchs - an den Apotheken und Tierärzten vorbeigehandelt.
Dazu kommt noch falsche oder unsachgemäße Aufbewahrung (Haltbarkeit)
und Anwendung (Laientherapie und Laienanwendung ohne Tierarzt).
Viele Tierarzneimittel bzw. Antibiotika werden im Ausland (z.B. BRD, Holland,
Drittstaaten) zum Teil in Hinterhoflabors mit katastrophaler Qualität und mit
gefährlichen Nebenprodukten nachgemacht. Besonders in östlichen Nachbarländern
sowie in der BRD, da dort die Tierärzte u.a. berechtigt sind, Grundsubstanzen zu
erwerben und daraus selbst Medikamente zusammenzubauen.
Händlern, beteiligten Tierärzten und Bauern fehlt bei der illegalen Anwendung von
Tierarzneimitteln häufig jedes Unrechtsbewusstsein. „Freier Wahrenverkehr“ wird als
Möglichkeit gesehen, unbeschränkt und unkontrolliert nicht zugelassene Arzneimittel
und sonstige Stoffe einkaufen und anwenden zu können.
Einige Bauern, die Arzneimittel, Antibiotika etc. illegal verwendet haben, geben sich
meist als schuldlose Lämmer zu erkennen. So wären sie gar nicht in der Lage zu
erkennen, ob es sich bei Arzneimitteln um erlaubte oder illegale Arzneimittel handelt
(Problem: Laienmedikation und Laienanwendung ohne Tierarzt).
Die Pharmaindustrie stellte auffällige Umsatzrückgänge am Tiergesundheitsmarkt
fest. Dieser Markt musste 2000 einen Umsatzrückgang (Stand Ende Juni 2000) von
3,9 % verbuchen, wobei die Absatzeinbußen bei Antibiotika, bei Tetrazyklinen sogar
minus 43 % betragen. Auffällig ist - laut Wirtschaftsblatt - auch, dass sich die Verluste
vor allem auf jene Antibiotika konzentrieren, die man „leicht oral füttern kann“.
Gleichzeitig ging auch der Impfstoffumsatz bei 85 auf 79 Millionen Schilling zurück,
der Schweineimpfstoff von 37 auf 34 Millionen Schilling.
Dafür gibt es mehrere mögliche Erklärungsversuche. Zum Einen, dass die
Arzneimittel billiger geworden sind oder die Tiere gesünder. Gerade Letzteres kann
auf Grund der öffentlichen Berichterstattung, der Informationen aus dem Kreis von
Tierärzten und auch auf Grund des EU Inspektionsberichtes 2000 nicht stimmen. Ein
weiterer Beweis dafür ist die hohe Zahl
von untauglichen Schlachtkörpern im
Veterinärbericht 1999, wobei dazu noch die Frage zu stellen wäre, wie und ob die
zuständigen Amtstierärzte in den Bezirken ihren Kontrollaufgaben (Auflagen,
Sanktionen etc.) tatsächlich nachgekommen sind.
Schlüssig ist vielmehr eine andere Erklärung: Massentierhaltung funktioniert nicht
ohne Pharmaeinsatz - der graue Arzneimittelmarkt repräsentiert durch
Autobahntierärzte, Verteilerringe aber auch durch Internet Einkäufe floriert.
Bauernvertreter sehen dieses Problem meist in der Hochpreispolitik der
Pharmaindustrie, den Arzneimittel und in den Tierärztekosten in Österreich. Sie
forderten daher, dass ihnen Arzneimittel (z.B. Impfstoffe) abgegeben und das sie
diese selbst verabreichen dürfen. Um Arzneimittelpreise und Tierarzthonorare gebe
es seit Jahren einen regelrechten Kleinkrieg zwischen Vertretern der Landwirtschaft
und den Tierärzten, erklärte im März dieses Jahres Thomas Müller von der
niederösterreichischen Tierärztekammer.
Dieser illegale Handel mit Arzneimittel und Verabreichung an Tieren (z.B.
Mastschweine) können Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz,
Arzneiwareneinfuhrgesetz, Rezeptpflichtgesetz, das Tierärztegesetz, das
Futtermittelgesetz sowie das Tierseuchengesetz und/oder Lebensmittelgesetz
bedeuten. Dieser Missbrauch wird seit Jahren - teilweise unkontrolliert - betrieben -
die Warnungen von seriösen Tierärzten, Tierschutzorganisationen und
Konsumentenschützern verhallten ungehört.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für soziale
Sicherheit und Generationen nachstehende Anfrage:
1. Wie erklären Sie allgemein den Umsatzrückgang am Tiergesundheitsmarkt in
Österreich?
2. Wie erklären Sie den Umsatzrückgang bei Antibiotika am Tiergesundheitsmarkt in
Österreich?
3. Wie erklären Sie den Umsatzrückgang bei Impfstoffen?
4. Ist Ihnen eine europäische Vergleichsstudie über die Tierarzneimittelkosten
bekannt?
5. Wenn ja, wo liegen im europäischen Vergleich die österreichischen
Tierarzneimittelkosten?
6. Wenn nein, werden Sie eine entsprechende umfassende Vergleichsstudie
veranlassen?
7. Sind Ihnen in anderen EU - Ländern solche Umsatzrückgänge am
Tiergesundheitsmarkt bekannt? Wenn ja, in welchen? Welche Ursachen werden
dafür angeführt?
8. Wann haben Sie welche Maßnahmen haben Sie zur Senkung der
Tierarzneimittelkosten in Österreich - entsprechend Ihrer Zusage vom Mai 2000 -
vorgenommen?
9. Was haben Sie damit erreicht?
10. Welche Auflassung vertreten Sie zu der von Bundesminister Molterer im Mai
2000 vertretenen Meinung zur Senkung der Tierarzneimittelkosten?