2365/J XXI.GP

Eingelangt am: 26.04.2001

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Heinz Gradwohl

und Genossen

an den Bundesminister für Land - und Forstwirtschaft, Umwelt und

Wasserwirtschaft

betreffend „Unabhängige Kontrolle von Bioprodukten und Gütesiegeln“

 

Immer mehr Produkte aus biologischem Landbau bzw. mit Gütesiegeln etc. findet

man im Lebensmittelsortiment in großen Handelsketten. Häufig wird dabei von

diesen auf eine eigenes Kontrollsystem für diese Bioprodukte bzw. auf eigene

Gütesiegel hingewiesen. Neben der Kontrolle für das Produkt (z.B. AMA) wird häufig

auch eine Prozesskontrolle angegeben und beworben. Dieser Wildwuchs an

Gütesiegeln und Biobezeichnungen ist für Konsumentinnen nicht mehr transparent

und zur Irreführung mehr als geeignet.

 

Besonders im Zeichen der momentanen Krise am Fleischmarkt wird nun verstärkt

von der Zurückgewinnung des Vertrauens der KonsumentInnen durch verstärkte

Kontrolle sowie sichere Gütesiegel etc. gesprochen.

 

Demgegenüber stehen nun Aussagen von Vertretern der AMA und des

Ernteverbandes, dass es zur Zeit in der Praxis ganz anders abläuft. „Die Hälfte der

Kontrollzeugnisse funktioniert nicht“ lautet die Aussage vom Vorstand des Verbandes

Ernte für das Leben (Lebensmittelenquete im Parlament). Ohne zusätzliche Systeme

sei eine sichere Kontrolle der Kennzeichnung nicht möglich und 50 % der

Kontrollzeugnisse seien untauglich.

Zu befürchten ist daher weiterhin, dass ohne die Schaffung eines unabhängigen

Sicherheitssystem für Bioprodukte und Gütesiegel es nur bei der guten Absicht bleibt

und das bestehende System an der Realität vorbei geht. Das alles muss auch im

Europäischen Kontext gesehen werden (unterschiedliche Kontrollstandards in den

einzelnen Mitgliedsstaaten). Die AMA hat in der Zwischenzeit ihre Richtlinien und

Kontrollen verschärft, so dürfen beispielsweise Betreuungstierärzte keine Kontrolle

am Bauerhof mehr vollziehen.

Private (akkreditierte) Kontrollstellen - auch wenn sie amtlich zugelassen sind -

können leicht auf Grund der Nähe (Kosten etc.) zum jeweiligen Auftraggeber oft nicht

wirklich unabhängig agieren, da der Umfang der Prüfung und Kontrolle ist vom

Auftraggeber abhängig ist (Ausschreibung).

 

Besonders gilt dies für den Bereich der biologischen Landwirtschaft, deren Ruf noch

nicht beschädigt ist. Deshalb ist es für diese Produkte besonders wichtig, dass die

Kontrollen umfassend wie möglich sowie transparent und unabhängig durchgeführt

werden.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten richten an den Bundesminister für Land - und

Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft nachstehende Anfrage:

 

1. Halten Sie das momentane Kontrollsystem für Bioprodukte und der diversen

    Gütesiegel etc. für Lebensmittel tierischer wie pflanzlicher Herkunft aus der

    österreichischen Landwirtschaft für ausreichend?

2. Sind Änderungen in diesem Kontrollsystem von Ihrer Seite geplant und wie sehen

    diese konkret aus?

 

3. Wie viele und welche private Kontrollstellen sind in Österreich für die Überprüfung

    von Bioprodukten und der diversen Gütesiegel für Lebensmittel in Österreich

    amtlich durch den jeweiligen Landeshauptmann zugelassen (akkreditiert)?

 

4. Wer ist für die Kontrolle dieser akkreditierten Stellen verantwortlich bzw. führt

    diese aus?

 

5. Wie viele dieser Kontrollen wurden bei wie vielen akkreditierten Stellen 1998,

    1999 und 2000 durchgeführt (Aufschlüsselung auf die einzelnen Bundesländer)?

 

6. Welches Ergebnis erbrachten diese Kontrollen?

 

7. Wissen Sie wie viele und welche Handelsunternehmen im Lebensmittelbereich

    eine eigene Kontrollschiene für ihre Bioprodukte bzw. Gütesiegel besitzen

    (Angabe der Namen)?

 

8. Sind Ihnen die Qualitätskriterien dieser Kontrollen im Einzelnen bekannt? Wenn

    ja, halten Sie diese für ausreichend?

    Wenn nein, weshalb nicht?

 

9. Bei welchen Handelsunternehmen werden diese Kontrollen durch eigene

    Mitarbeiter durchgeführt und wie viele Mitarbeiter im jeweiligen Unternehmen sind

    dafür eingesetzt (ersuche um detaillierte Darstellung)?

 

10. Bei welchen Unternehmen werden diese Kontrollen durch externe (akkreditierte)

      Prüfungsstellen durchgeführt (Angabe der Unternehmen und der jeweils

      beauftragten Prüfungsstelle)?

 

11. Halten Sie einen Verstoß gegen die diversen "privaten“ Richtlinien für die

      Vergabe von Gütesiegeln bzw. missbräuchliche Verwendung der Biobezeichnung

      im Lebensmittelbereich für eine Wettbewerbsverletzung?

      Wenn ja, welche Maßnahmen werden Sie für solche Fälle ergreifen?

 

12. Werden Sie die Mittel für Bioverbände (z.B. Ernteverband) in Österreich im

      Budget 2002 erhöhen, damit das Kontrollsystem für Biobetriebe und deren

      Produkte verbessert werden kann? Wenn nein, weshalb nicht?

 

13. Welche Haltung nehmen Sie zu dem von Produzenten und

       KonsumentenschützerInnen geforderten unabhängigen Kontroll - und

       Sicherheitssystem für Bioprodukte und Gütesiegeln ein?

 

14. Bestehen Pläne ein unabhängiges System in Österreich aufzubauen, um

      Bioprodukte und Gütesiegel wirkungsvoll zu kontrollieren?

      Wenn ja, wie sehen diese aus und gibt es einen konkreten Zeitablauf dafür? Wie

      könnte ein solches unabhängiges System finanziert werden?

 

15. Wenn nein, weshalb nicht?

16. Können Sie sich eine finanzielle Beteiligung durch den Handel vorstellen?

 

17. Halten Sie es für erforderlich für den EU - Binnenmarkt eine neue einheitliche

      Richtlinie hinsichtlich der Kriterien für Bioprodukte und Gütesiegel und deren

      unabhängige Kontrolle zu erlassen?

 

18. Wenn nein, weshalb nicht?

 

19. Haben Sie bereits Initiativen in diese Richtung auf europäischer Ebene gesetzt?

      Wenn Ja, welche und wann? Wenn nein, haben Sie welche geplant und wie

      werden diese aussehen?