2507/J XXI.GP

Eingelangt am: 31.05.2001

 

 

ANFRAGE

 

des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft & Kultur

 

betreffend Finanzierungsquellen der Ludwig - Boltzmann - Gesellschaft

 

 

Laut Jahresbericht 1999 finanziert sich die Ludwig - Boltzmann - Gesellschaft wie folgt:

‚Die Hauptfinanzierungsquellen für die allgemeine Gebarung waren im Berichtsjahr

die Zuwendung des Bundes im Wege des Bundesministeriums für Wissenschaft und

Verkehr in der Höhe von öS 47,899.420,-- und die Zuwendung der Stadt Wien in der

Höhe von 16 Mio. öS. Die Mitgliedsbeiträge betrugen im Berichtsjahr öS 445.700,-.‘

Dem Standard vom 14.5.2001 ist zu entnehmen, dass das geschäftsführende

Vorstandsmitglied Prof. Dr. Josef Bandion in der Geschäftsstelle der Ludwig -

Boltzmann - Gesellschaft (Wien 1, Operngasse 6) ein 'privates Büro' unterhält.

Dem Standard vom 14.5.2001 ist ebenfalls zu entnehmen, dass bis 1998 an jenem

„Ludwig - Boltzmann - Institut für klinische Neurologie“, das aus dem von Dr. Heinrich

Gross gegründeten „Ludwig - Boltzmann - Institut zur Erforschung der Mißbildungen

des Nervensystems“ hervorgegangen ist, an Präparaten geforscht wurde, die von

Kindern stammen, die unter Mithilfe von Dr. Gross zwischen 1940 und 1944 in der

„Kinderfachabteilung Am Spiegelgrund" im Rahmen der NS - Euthanasie getötet

wurden.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

1.) Ist es richtig, dass Herr Prof. Dr. Josef Band in der Geschäftstelle der Ludwig -

     Boltzmann - Gesellschaft ein privates Büro unterhält?

2.) Auf welcher vertraglichen Basis wurde Herr Prof. Dr. Bandion dieses Büro von der

      Ludwig - Boltzmann - Gesellschaft, dessen geschäftsführendes Mitglied er ist,

      überlassen?

3.) Entrichtet Herr Prof. Dr. Bandion Miete an die Ludwig - Boltzmann - Gesellschaft?

4.) Wenn ja, in welcher Höhe?

5.) Nimmt Herr Prof. Dr. Bandion nur die Bürofläche oder auch Einrichtungen wie

     Möbel, Telefon, Fax. Computer sowie Personal der Ludwig - Boltzmann -

     Gesellschaft für seine privaten Zwecke in Anspruch?

6.) Wenn ja, wie werden diese Kosten refundiert?

7.) Ist es üblich, dass geschäftsführende Vorstandsmitglieder von wissenschaftlichen

     Einrichtungen, die hauptsächlich aus öffentlichen Mitteln finanziert werden, sich

     selber Büros in den Geschäftstellen jener Einrichtungen vermieten?

8.) Warum wurde bis 1998 an jenen oben angeführten Präparaten geforscht, wenn

     die Herkunft der Präparate spätestens seit der Feststellung des

     Oberlandesgerichts Wien von 1981, Gross sei an der Ermordung Hunderter

     Kinder beteiligt gewesen, einer breiten Öffentlichkeit bekannt und mit den

     ethischen Ansprüchen von Wissenschaft unvereinbar waren?

9.)  Warum mußte Herr Dr. Gross trotz der spätestens seit 1981 öffentlich diskutierten

       Vorwürfe erst 1989 die Leitung des Instituts für klinische Neurologie zurücklegen,

       obwohl nach Ansicht der Ludwig - Boltzmann - Gesellschaft in der

       Anfragebeantwortung 6188/AB XX.GP, „bis zu der im Vorjahr (gemeint ist 1998)

       erteilten Weisung des Herrn Justizministers trotz weiterer Vorwürfe keine

       Änderung der juristischen Betrachtungsweise durch die Staatsanwaltschaft

       eingetreten ist?“

10.) Mit welchen öffentlichen Geldmitteln wurde die Forschung an den oben

       angeführten Präparaten seit 1981 gefördert?

11.) Mit welchem Budget wurde das Institut von der Ludwig - Boltzmann - Gesellschaft

       seit 1981 dotiert und wieviel davon wurde für die Forschung an den oben

       angeführten Präparaten ausgegeben?

12.) Hat die Ludwig - Boltzmann - Gesellschaft dem betreffenden Institut seit 1981

        jemals mitgeteilt, dass die Forschung an diesen Präparaten einzustellen und eine,

       den Ansprüchen der Pietät und der Menschenwürde entsprechende Schonung

       der Präparate anzustreben sei?

13.) Wenn nein, warum hat sie es unterlassen?

14.) Gibt es eine externe, nach international üblichen Maßstäben durchgeführte

        Evaluierung der Forschung an den in Frage stehenden Präparaten seit 1981?

15.) Stimmt es, dass die Ludwig - Boltzmann - Gesellschaft Anfang bis Mitte der 90er

        Jahre so hohe Rücklagen gebildet hat, dass der damals zuständige

        Finanzminister Ferdinand Lacina eine Dotierung der Ludwig - Boltzmann -

        Gesellschaft seitens des Bundes in Frage stellte?

16.) Wie hoch sind die Rücklagen der Ludwig - Boltzmann - Gesellschaft heute?

17.) Wenn ja, warum wurden und werden mit öffentlichen Mitteln Rücklagen gebildet,

       statt dieses Geld an die Forschung auszuschütten?