2896/J XXI.GP

Eingelangt am:04.10.2001

 

ANFRAGE

 

des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft & Kultur

 

betreffend Unklarheiten und Probleme in der Arbeit des Rats für Forschung und

Technologieentwicklung

 

 

Beim Reformdialog am 23.5.2001 wurde das Strategiepapier des Rats für Forschung

und Technologieentwicklung vom Vorsitzenden, Knut Consemüller, in groben Zügen

präsentiert. Man wurde auf die Homepage des Rats verwiesen, auf der sich

genauere Informationen über die Strategie „Vision 2005“ und „2,5% + plus“ finden

sollten. U.a. hätte dort definiert sein sollen, nach welchen konkreten Kriterien die

Vergabe der Mittel aus den von der Bundesregierung nicht budgetierten ATS 7 Mrd.

Forschungssondermittel vorgenommen werden soll. Auf einer kürzlich gehaltenen

Pressekonferenz spricht Consemüller von einem akkordierten Kriterienkatalog. Auf

der Homepage findet sich jedoch keinerlei Hinweis auf die Definition konkreter

Förderkriterien.

 

Trotzdem hat der Rat bereits - auch ohne vorliegende Förderkriterien - Mittel aus

den von der Regierung nicht budgetierten ATS 7 Mrd. Forschungssondermittel, die

für überplanmäßige Ausgaben speziell für den Bereich von Wissenschaft und

Forschung vorgesehen sind, freigegeben.

 

Im August wurde außerdem ein Brief des Finanzministers bekannt, der den Rat dazu

auffordert, seine Empfehlungen noch einmal zu überdenken, obwohl es am

Reformdialog bereits ein Zusage von Bundeskanzler Schüssel gegeben hat, die

Forschungssondermittel noch bis Ende 2002 zu vergeben. Offenbar gibt es innerhalb

der Bundesregierung unterschiedliche Auffassungen von Forschungsfinanzierung.

Daran ändert auch Grassers Einlenken nichts, denn die versprochen zusätzlichen

Mittel können frühestens 2004 zur Verfügung stehen. Damit wird das Regierungsziel,

eine Forschungsquote von 2,5% des BIP bis zum Jahr 2005 zu erreichen, praktisch

unrealistisch.

 

Laut Ratsvorsitzendem sollen außerdem die Universitäten von der Vergabe dieser

Mittel ausgeschlossen werden, solange den Reformvorhaben der Bundesregierung

(Dienstrecht, Ausgliederung, etc.) nicht zugestimmt werde. Da in Österreich die

Grundlagenforschung zum überwiegenden Teil an Universitäten durchgeführt wird,

ist diese Vorgehensweise als massive Behinderung des universitären

wissenschaftlichen Arbeitens sowie als klare Einschränkung der Forschungsfreiheit

zu werten. Hervorragende Anträge zeigen zudem dass an diesen Einrichtungen

Organisationsformen und Personalstruktur wohl auch jetzt schon (UOG 93) gut und

konkurrenzfähig sind.

Die unterfertigten Abgeordneten steilen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1) Weshalb werden wichtigste Informationen insbesondere über Bewerbungs - und

    Auswahlkriterien bei Forschungsföderungsansuchen immer noch nicht öffentlich

    gemacht?

 

2) Nach welchen Kriterien empfiehlt und empfahl der Rat für Forschung und

    Technologieentwicklung bislang die Vergabe der Forschungssondermittel?

 

3) Wie stehen Sie zur bisherigen Praxis der Erstellung von Empfehlungen für die

    Vergabe der Forschungssondermittel ohne wissenschaftlich fundierte,

    transparente und öffentlich zugängliche Vergabekriterien?

 

4) Wie wollen Sie sicherstellen, dass die vom Rat verwendeten Kriterien

     wissenschaftlichen Standards entsprechen und nicht lediglich Interessen der

     Wirtschaft dienen?

 

5) Welche Kriterien werden angewandt um bloße Anwendung wissenschaftlicher

    Forschung in der Wirtschaft von „angewandter Forschung“ zu unterscheiden und

    wie differenzieren Sie Wirtschaftsförderung von Forschungsförderung?

 

6) Wie stehen Sie zur bisherigen Praxis der Erstellung von Empfehlungen für die

    Vergabe der Forschungssondermittel ohne wissenschaftlich fundierte,

    transparente und öffentlich zugängliche Vergabekriterien?

 

7) Wie kann angesichts der Sparpolitik Finanzminister Grassers das Regierungsziel

    einer 2,5%igen Forschungsquote noch erreicht werden?

 

8) Wie stehen Sie zu den unterschiedlichen Aussagen Grassers und Schüssels, die

    keine klare Linie in der Forschungspolitik der Bundesregierung erkennen lassen?

 

9) Wie können Sie dazu beitragen, die dringend notwendige Forschungs - und

    Technologieoffensive nicht der Sparpolitik zum Opfer fallen zu lassen?

 

10)Wie wollen Sie die freie wissenschaftliche Grundlagenforschung an den

      österreichischen Universitäten gewährleisten?

 

11)Wie stehen Sie zu der Aussage des Ratsvorsitzenden Consemüller, der zufolge

      junge WissenschaftlerInnen an Universitätsinstituten lediglich einen Tag pro

      Woche für freie Forschung und Lehre zur Verfügung haben sollten?

 

12)Wie können sie der scientific communitiy in Österreich die Freiheit von

      Wissenschaft und Forschung garantieren?

 

13)Wie verstehen Sie die in §1 Abs. 2 UOG 93 formulierten Grundsätze für die

      Universität bei der Erfüllung ihrer Aufgaben?