2908/J XXI.GP
Eingelangt am: 11.10.2001
der Abgeordneten Helmut Dietachmayr
und Genossen
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend politisch motivierter Personalaustausch bei der WAG -
Parteibuchwirtschaft der FPÖ
Bei der WAG in Oberösterreich hat ein politischer Willkürakt stattgefunden, für den der
Finanzminister zuständig ist. Es wurde der stellvertretende Generaldirektor der Hypo
Landesbank, Dr. Karl Wiesinger, den der Finanzminister erst im Juni berufen hatte, als
Aufsichtsratsvorsitzender abgelöst und der Aufsichtsrat der Linzer Wohnungsgesellschaft
WAG kurzerhand „blau eingefärbt“.
Im fünfköpfigen WAG - Aufsichtrat sitzen jetzt drei tiefblaue FPÖ - Parteigänger und zwei
Ministerialräte, die dem Finanzminister weisungsgebunden sind. Der einzige Vertreter des
Bundeslandes Oberösterreich ist nun ein ehemaliger Linzer FPÖ - Chef. Neuer
Aufsichtratsvorsitzender ist der Immobilienmakler Plech, ein Grasser - Spezi und Geldgeber
der FPÖ.
Die Regierung betreibt politische Kopfjagd. Schwarz - Blau strebt die totale Machtübernahme
im ORF an. Im Hauptverband der Sozialversicherungsträger ist viel Energie aufgewendet
worden, Herrn Sallmutter aus seiner Position zu entfernen und auch im Bereich der ÖIAG
gibt es aus politischer Willkür ein Köpferollen. Nicht der Kampf gegen die dringendsten
Probleme steht für diese Regierung im Vordergrund, sondern der Kampf gegen politische
Mitbewerber.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass der Herr Finanzminister die WAG an eine ausländische
Investorengruppe verkaufen will und sich für diese Pläne einen „genehmen Aufsichtsrat“
maßgeschneidert hat.
Die FPÖ hat den Menschen eingeredet, die sogenannte Parteibuchwirtschaft
zurückzudrängen. Das Resultat ist, dass im fünfköpfigen Aufsichtsrat der Linzer WAG drei
Männer sitzen, die der FPÖ zuzuordnen sind. Es hat natürlich nichts mit einer freiheitlichen
Parteibuchwirtschaft zu tun, wenn der einzige Oberösterreich - Vertreter in diesem Gremium
der ehemalige Linzer FP - Chef ist.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für
Finanzen nachstehende
1. Was sind die konkreten Gründe für die Ablöse von Dr. Karl Wiesinger?
2. Welche Gründe sprechen für die Bestellung des Immobilienmaklers Plech als neuen
Aufsichtsratsvorsitzenden?
3. Können Sie garantieren, dass Herr Plech als Immobilienmakler keinen persönlichen
Vorteil durch seine Aufsichtsratsfunktion bei der WAG haben wird?
a. Falls ja, wodurch?
4. Seit wann kennen Sie Herrn Plech und welche Rolle spielt Ihr Verhältnis zu ihm für die
Bestellung als neuen Aufsichtsratsvorsitzenden?
5. Ist es richtig, dass mit der Ausschaltung von Dr. Wiesinger außerdem die regionale
Vertretung Oberösterreichs wegfällt, obwohl ein Großteil der WAG - Wohnungen in
Oberösterreich liegt?
6. Ist es richtig. dass die WAG an eine ausländische Investorengruppe verkauft werden soll?
a. Falls ja, an wen soll die WAG verkauft werden?
b. Falls nein, wie sehen die Pläne betreffen der weiteren Zukunft der WAG aus?
7. Ist es richtig, dass sowohl Herr Plech, als auch der Wiener Banker Fadinger und der
Sparkassen - Angestellte Michael Rockenschaub der FP zuzurechnen sind?
a. Falls nein, warum nicht?
b. Welche fachlichen Gründe sprechen für die Herren Fadinger und Rockenschaub?
8. Wollen Sie ernsthaft leugnen, dass Sie keine „Parteibuchwirtschaft“ betreiben, wenn Sie
dafür sorgen. dass jetzt im fünfköpfigen WAG - Aufsichtsrat drei FPÖ - Parteigänger und
zwei weisungsgebundene Ministerialräte sitzen?
a. Falls ja, wie begründen Sie sonst die blaue „Einfärbung“ des Aufsichtsrates?
9. Stehen Sie angesichts der vielen durch Sie veranlassten und gesteuerten „blauen
Personalentscheidungen“ immer noch dazu, dass die Parteibuchwirtschaft durch die FPÖ
zurückgedrängt werden sollte, ohne dass Sie sich lächerlich machen?