2954/J XXI.GP
Eingelangt am: 22.10.2001
Mag. Ulrike Lunacek, Mag. Terezija Stoisits, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Auswärtige Angelegenheiten
betreffend bei der österreichischen Botschaft in Islamabad eingebrachte Asylanträge
von afghanischen AsylwerberInnen und Schließung der Konsularabteilung
Medienberichten von 8.10.2001 und den darauffolgenden Tagen zufolge ließ
Österreichs Botschafter in Islamabad, Dr. Walter Howadt, die Konsularabteilung der
Botschaft schließen, da die Vertretungsbehörde mit Tausenden afghanischen
AsylwerberInnen konfrontiert gewesen sei, deren Wunsch nach
Asylantragseinbringung sie sich nicht gewachsen sah, und da die Islamabader
Polizei sie ersucht habe, aus Sicherheitsgründen die Konsularabteilung zu schließen.
Dr. Howadt ist vor seiner Entsendung nach Islamabad als Botschafter durch
Aussagen aufgefallen, die Eingang in das Handbuch des Rechtsextremismus
gefunden haben (Parlamentarische Anfrage 2228/J XX. GP).
Da die österreichische Vertretungsbehörde derzeit ihrem gesetzlichen Auftrag zur
Entgegennahme von Asylanträgen nicht nachkommen kann, stellen die unterfertigten
Abgeordneten folgende
ANFRAGE:
1. Wie viele Asylanträge von afghanischen Staatsangehörigen wurden vom
Beginn der Bombardements in Afghanistan bis zur Schließung des Konsulats
bei der österreichischen Botschaft in Islamabad eingebracht?
2. Wie viele Tage beträgt die Wartezeit, bis die Asylanträge an das zuständige
Bundesasylamt nach Österreich weitergeleitet werden?
3. Wie viele der bei der österreichischen Vertretungsbehörde gestellten
Asylanträge von afghanischen Staatsangehörigen wurden seit Beginn der
Bombardements in Afghanistan abgelehnt?
4. Auf wessen Weisung hin wurde das Konsulat am 8.10.2001 geschlossen? Wie
rechtfertigen Sie
diese Vorgehensweise?
5. Wie beurteilen Sie die Tatsache, daß mit der Schließung des Konsulats die
Einbringung von Asylanträgen bei der österreichischen Vertretungsbehörde, wie
sie das Asylgesetz für AsylwerberInnen vorsieht, verhindert wurde?
6. Wie und wann werden Sie veranlassen bzw. haben Sie veranlaßt, daß die
österreichische Botschaft in Islamabad der Aufforderung des UNO -
Flüchtlingshochkommissariats, nämlich ihrem gesetzlichen Auftrag zur
Entgegennahme von Asylanträgen, nachkommt?
7. Wann wird die Wiedereröffnung des Konsulats erfolgen bzw. wie lange war das
Konsulat geschlossen?
8. Wie gedenken Sie die Funktionsfähigkeit der Botschaft in Islamabad angesichts
einer große Menge von asylantragswilligen Personen aufrechtzuerhalten bzw.
wiederherzustellen?
9. Vertritt das Bundesasylamt bzw. Ihr Ministerium die Auffassung, daß Pakistan
ein sicherer Drittstaat sei und daher den bei der österreichischen Botschaft Asyl
beantragenden Personen kein Asyl gewährt werden könne?
10. Teilen Sie die Auffassung des Sprechers des Außenamts, Johannes Peterlik,
daß die Frage, ob Pakistan als sicheres Drittland angesehen werden kann,
"eine innerösterreichische Frage" sei "die von der Politik beantwortet werden
muß" (in Der Standard vom 16.10.2001)? Wenn ja, wie würden Sie diese
"innerösterreichische Frage" als Ressortverantwortliche beantworten?
11. Sind Sie der Auffassung, daß Dr. Howadt, der es vor einigen Jahren wegen
einiger seiner öffentlichen Aussagen zu Eintragungen im Handbuch des
Rechtsextremismus gebracht hat, geeignet ist, für Asylansuchen von verfolgten
AusländerInnen zuständig zu sein?
12. Wie bereitet sich Ihr Ressort auf eine verstärkte Fluchtbewegung von
afghanischen Flüchtlingen vor?
13. Welche Maßnahmen gedenken Sie - auch gemeinsam mit Ihren
RessortkollegInnen in der EU - zu treffen, um afghanischen Flüchtlingen die
Asylantragseinbringung und menschenwürdige Aufnahme und Versorgung zu
garantieren?