2962/J XXI.GP
Eingelangt am: 22.10.2001
der Abgeordneten Jarolim
und GenossInnen
an den Bundeskanzler
betreffend Presseförderung an die Wochenzeitung „Zur Zeit“
Laut Presseberichten soll die Wochenzeitung „Zur Zeit“ eine Presseförderung von über
ATS 800.000.- erhalten haben.
Diese Zeitung fällt wiederholt durch ihre Nähe zur extremen Rechten in Österreich und dem
Ausland auf. So erscheinen Artikel, die den Nationalsozialismus verharmlosen,
Ritualmordlegenden wie jene um das Anderl von Rinn verbreiten und weitere antisemitische
und rassistische Meinungen vertreten. Insbesonder bestehen enge Kontakt zum Vlaamsblok,
der im deutschen Verfassungsschutzbericht als rechtsextrem eingestuft ist. Es finden sich
weiters regelmäßig Artikel von NDP Mitgliedern, die in besagtem Bericht aufscheinen.
Eingedenk der Präambel zur Regierungserklärung der derzeitigen österreichischen Regierung
die beinhaltet, dass die Koalition „mit Nachdruck jegliche Form von Diskriminierung,
Intoleranz und Verhetzung in allen Bereichen“ verurteilen und bekämpfen wolle, und darüber
hinaus die Koalition an einem Österreich arbeite „in dem Fremdenfeindlichkeit,
Antisemitismus und Rassismus keinen Platz finden“, stellen die unterzeichneneden
Abgeordneten folgende
Anfrage:
1. Mit welchem Betrag wird die Wochenzeitschrift „Zur Zeit“ gemäß
Presseförderungsgesetz in diesem Jahr unterstützt? Wie wurde dieser Betrag
errechnet?
2. Wurde die Zeitung bereits in vorherigen Jahren gefördert? Wenn ja, mit welchen
Beträgen?
3. Wodurch sehen Sie die Voraussetzung des § 2 Absatz 1 Ziffer 1 PresseförderungsG,
demnach die förderungswürdige Zeitung ‚,vorwiegend der politischen, allgemein
wirtschaftlichen oder kulturellen Information und Meinungsbildung“ zu dienen hat,
bei der Wochenzeitung „Zur Zeit“ erfüllt?
4. Wie schätzen Sie den personellen und ideologischen Einfluss der FPÖ auf diese
Zeitung ein?
5. Welchen Einfluss hat das Interview mit dem Mitbegründer der Hamas Abdel Aziz
Rantisi in der Ausgabe 36/2001, Seite 3, mit dem Titel „Das ist eine Kriegserklärung“,
nur wenige Tage vor dem 11. September, auf das Ansehen Österreichs im Ausland
unter dem Gesichtspunkt, dass Österreich diese Zeitung fördert? Wird dieses Interview
Auswirkungen auf die gewährte oder auf zukünftige Förderungen haben?
6. Bestehen Überlegungen, aufgrund der im Einleitungstext genannten Nähe der Zeitung
zu rechtsstaatlich bedenklichen Gruppierungen und Personen, die Förderung wieder zu
streichen? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, wann?
7. Wie lautet der Beschluss der Bundesregierung über die Zuteilung der
Förderungsmittel?
8. Sollte ein Beschluss der Bundesregierung noch nicht vorliegen, werden Sie gegen die
Zuteilung der Förderung an „Zur Zeit“ und in dieser Höhe votieren? Womit begründen
Sie dieses Veto?
9. Wurde ein Gutachten gemäß § 4 Absatz 2 PresseförderungsG eingeholt? Wenn ja, wie
lautet dieses?
10. Wie hoch ist die Auflagenstärke von „Zur Zeit“?
11. Wie viele hauptberuflich tätige Journalisten werden von „Zur Zeit“ beschäftigt‘?
12. Wieviele Exemplare einer Auflage werden zu welchem Einzelverkaufspreis, wie viele
im Abonnement und zu welchem Preis verkauft, wieviele werden gratis verteilt?
13. Werden diese Gratisexemplare, die zum Beispiel an alle Nationalratsabgeordneten
geschickt werden oder zur öffentlichen Entnahme an öffentlichen Plätzen aufgelegt
werden durch die Presseförderung finanziert? Liegt dies in der Intention des Gesetzes?
Wenn nein, hat dieser Umstand Einfluss auf die Mittelvergabe?