2999/J XXI.GP
Eingelangt am:24.10.2001
der Abgeordneten Mag. Andrea Kuntzl
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Auswärtige Angelegenheiten
betreffend den österreichischen Botschafter in Pakistan
Einem Bericht der Zeitschrift Format vom 12. Oktober 2001 zufolge hat der österreichische
Botschafter in Pakistan, Mag. Walter Howadt, afghanische Flüchtlinge, die in der österreichi -
schen Botschaft um Asyl ansuchen wollten, mittels Polizeieinsatz vertreiben lassen. Bei
diesem Polizeieinsatz pakistanischer Polizisten sollen auch Stöcke zum Einsatz gekommen
sein.Bezug nehmend auf diesen Bericht richten die unterzeichneten Abgeordneten an die
Bundesministerin für Auswärtige Angelegenheiten nachstehende
Anfrage:
1. Welche Schritte haben Sie gesetzt, um die von den österreichischen Medien
kolportierten Vorfälle vor der österreichischen Botschaft in Pakistan aufzuklären?
2. Ist es zutreffend, dass afghanische Flüchtlinge, die in der österreichischen Botschaft
in Islamabad einen Asylantrag stellen wollten, durch einen vom österreichischen
Botschafter bestellen Polizeieinsatz vertrieben wurden?
3. Stimmt es, dass in der österreichischen Botschaft in Islamabad anstelle von
Visaformularen Informationszettel ausgegeben werden, die folgenden Inhalt haben:
„Alle Gerüchte, dass die Republik Österreich Menschen afghanischer Nationalität
aufnimmt, entbehren jeder Grundlage.“?
4. Wenn ja, wurde diese Maßnahme im Einvernehmen mit dem Außenamt in Wien
gesetzt?
5. Wie stehen Sie zur Kritik des UNO - Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR)
und der Aufforderung, dass Österreichs Botschaft in Islamabad ihrem gesetzlichen
Auftrag zur Entgegennahme
von Asylanträgen nachkommen sollte?
6. Teilen Sie die Auffassung, daß die Nichtentgegennahme von Asylanträgen gegen die
Genfer Flüchtlingskonvention verstößt? Wenn nicht, wie begründen Sie Ihre
gegenteilige Auffassung?
7. Haben Sie vor, disziplinarrechtliche Schritte gegen den österreichischen Botschafter
in Islamabad einzuleiten?
8. Den Medien war auch zu entnehmen, dass sich Österreich mit 100 Millionen
Schilling im Rahmen der EU an der humanitären Hilfe für Afghanistan beteiligen
wird. Handelt es sich dabei um eine zusätzliche Ausgabe, die aus einem Ansatz des
Bundesfinanzgesetzes 2001 erfolgt?
8. Mag. Howadt, der vor seiner Berufung als österreichischer Botschafter in Pakistan
langjähriger außenpolitischer Berater der FPÖ und Chefredakteur der „Neuen Freien
Zeitung“ war, hat im Zuge seiner publizistischen Tätigkeit Aufmerksamkeit mit
Äußerungen erregt, die als fremdenfeindlich eingestuft werden müssen. Einige seiner
Aussagen haben als Zitate Eingang in das Handbuch für Rechtsextremismus
gefunden. 1997 hat der damalige österreichische Außenminiterm Dr. Wolfgang
Schüssel in Beantwortung einer parlamentarische Anfrage gemeint, er halte Mag.
Howadt für geeignet, die Verfassung Österreichs im Ausland zu vertreten. Stimmen
Sie dieser Aussage im Lichte der jüngsten Ereignisse zu?
9. Halten Sie die Äußerung von Botschafter Howadt, derzufolge die Aussage von
Bundeskanzler Schüssel, dass jeder Flüchtling in Österreich aufgenommen werde,
mittels Buschtrommel in den afghanischen Flüchtlingslagern verbreitet worden sei,
für angemessen?