3061/J XXI.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Peter Schieder, Mag. Ulli Sima
und Genossinnen
an den Bundeskanzler
betreffend den europaweiten Ausstieg aus der Atomenergie
In der Europäischen Union
gibt es bereits eine Mehrheit von Staaten, die die Kernenergie
nicht energetisch nutzen bzw. den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen oder
angekündigt haben: Neben Österreich sind Griechenland, Irland,
Dänemark, Portugal und
Luxemburg nie in
die Kernenergienutzung eingestiegen. Italien ist mittlerweile ebenfalls
ausgestiegen.
Deutschland, Belgien, Schweden und die Niederlande haben den Ausstieg aus
der Atomenergie beschlossen bzw. angekündigt, keine weiteren
Kernkraftwerke mehr zu
bauen.
Hinzuzufügen ist, dass sich die Atomindustrie in der letzten Phase ihres
industriellen
Zyklus befindet, in den letzten 8 Jahren wurden im EU-Raum -mit der Ausnahme
Finnlands
- keine neuen
Atomkraftwerke mehr gebaut.
Seit dem 11.
September dieses Jahres gibt es in der Öffentlichkeit eine neuerliche
Debatte
über die
Sicherheit von Atomkraftwerken, die nach Aussagen von Experten nicht vor
Terrorangriffen zu schützen sind. Vor diesem Hintergrund wäre es
notwendig, in der
Europäischen Union eine Initiative für einen Umdenkprozess in
Richtung eines europaweiten
Ausstiegs aus der Atomenergie einzuleiten.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundeskanzler
nachstehende
Anfrage:
l. Seit dem 11. September dieses Jahres gab es im Rahmen der Europäischen Union
mehrere Treffen
der Staats- und Regierungschefs. Haben Sie bei einem dieser Treffen
die Frage des europaweiten Ausstiegs aus der Atomenergie thematisiert? Wenn ja,
bei welcher Gelegenheit und mit welchem Erfolg? Wenn nein, warum nicht?
2.
In der Europäischen Union wird zur Zeit eine Debatte über die Zukunft
Europas
geführt. Haben Sie die Initiative ergriffen, dass der europaweite Ausstieg
aus der
Atomenergie Teil
dieser Zukunftsdebatte sein sollte? Wenn ja, mit welchem Erfolg?
Wenn nein, warum
nicht?
3.
Werden Sie diesbezüglich noch Schritte setzen? Wenn ja, in welcher Form?
Wenn
nein, warum
nicht?
4.
Die Mehrzahl der Mitgliedstaaten der Europäischen Union betreibt
mittlerweile keine
Atomenergie mehr
bzw. hat den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Welche
Schritte haben
Sie gesetzt, um diese Staaten für eine gemeinsame Initiative betreffend
den europaweiten
Ausstieg aus der Atomenergie zu gewinnen? (Bitte die Antworten
für alle
betroffenen Länder - Italien, Portugal, Irland, Luxemburg, Dänemark,
Griechenland, Deutschland, Schweden, Belgien und eventuell auch die Niederlande
-
einzeln
anführen.)
5.
Haben Sie eine gezielte Reisediplomatie gestartet, um dieses Anliegen mit
anderen
Mitgliedstaaten
der Europäischen Union zu diskutieren?
6. Wird sich die österreichische Bundesregierung dafür einsetzen, dass in der
Europäischen Union keine
weiteren finanziellen Mittel für die Nuklearforschung
bereitgestellt werden? Wenn ja, in welcher Form? Wenn nein, warum nicht?
7.
Haben Sie versucht, andere Mitgliedstaaten für diesen Schritt zu gewinnen?
Wenn ja,
in welcher Form
und mit welchem Erfolg? Wenn nein, warum nicht?
8. Welche konkreten Schritte haben Sie im Hinblick auf Temelin gesetzt, um im
Verlauf der
Beitrittsverhandlungen, die anderen Mitgliedstaaten der Europäischen
Union über die österreichischen Bedenken hinsichtlich der Sicherheit
dieses
Kernkraftwerks zu informieren und um gemeinsam mit den anderen Mitgliedstaaten
ein Ausstiegsszenario für dieses besondere Risikokraftwerk zu entwickeln?