3062/J XXI.GP
Eingelangt am: 12.11.2001
der Abgeordneten
Dr. Josef Cap, Peter Schieder, Mag. Ulli Sima
und Genossinnen
an die
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten
betreffend den europaweiten Ausstieg aus der Atomenergie
In der
Europäischen Union gibt es bereits eine Mehrheit von Staaten, die die
Kernenergie
nicht energetisch nutzen bzw. den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen oder
angekündigt haben. Neben Österreich sind Griechenland, Irland,
Dänemark, Portugal und
Luxemburg nie in die Kernenergienutzung eingestiegen. Italien ist mittlerweile
ebenfalls
ausgestiegen. Deutschland, Belgien, Schweden und die Niederlande haben den
Ausstieg aus
der Atomenergie beschlossen bzw. angekündigt, keine weiteren
Kernkraftwerke mehr zu
bauen. Hinzuzufügen
ist, dass sich die Atomindustrie in der letzten Phase ihres industriellen
Zyklus befindet, in den letzten 8 Jahren wurden im EU-Raum - mit der Ausnahme
Finnlands
- keine neuen Atomkraftwerke
mehr gebaut.
Seit dem 11.
September dieses Jahres gibt es in der Öffentlichkeit eine neuerliche
Debatte
über die Sicherheit von
Atomkraftwerken, die nach Aussagen von Experten nicht vor
Terrorangriffen zu schützen sind. Vor diesem Hintergrund wäre es
notwendig, in der
Europäischen Union eine Initiative für einen Umdenkprozess in
Richtung eines europaweiten
Ausstiegs aus der Atomenergie einzuleiten.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für
auswärtige
Angelegenheiten nachstehende
Anfrage:
1.
Seit dem 11. September dieses Jahres gab es in der Europäischen Union
mehrere
Sitzungen des Rats Allgemeine
Angelegenheiten, bei denen die Außenminister der
EU- Mitgliedstaaten zusammentrafen.
Haben Sie bei einem dieser Treffen die Frage
des europaweiten Ausstiegs aus der
Atomenergie thematisiert? Wenn ja, bei welcher
Gelegenheit und mit welchem Erfolg? Wenn nein,
warum nicht?
2.
In der Europäischen Union wird zur Zeit eine Debatte über die Zukunft
Europas
geführt. Haben Sie die
Initiative ergriffen, dass der europaweite Ausstieg aus der
Atomenergie Teil dieser Zukunftsdebatte sein
sollte? Wenn ja, mit welchem Erfolg?
Wenn nein, warum nicht?
3.
Werden Sie diesbezüglich noch Schritte setzen? Wenn ja, in welcher Form?
Wenn
nein, warum nicht?
4.
Die Mehrzahl der Mitgliedstaaten der Europäischen Union betreibt
mittlerweile keine
Atomenergie mehr bzw. hat den Ausstieg aus der
Atomenergie beschlossen. Welche
Schritte haben Sie gesetzt, um
diese Staaten für eine gemeinsame Initiative betreffend
den europaweiten Ausstieg aus
der Atomenergie zu gewinnen? (Bitte die Antworten
für alle betroffenen Länder - Italien,
Portugal, Irland, Luxemburg, Dänemark,
Griechenland, Deutschland, Schweden, Belgien und
die Niederlande - einzeln
anführen.)
5.
Haben Sie eine gezielte Reisediplomatie gestartet, um dieses Anliegen mit
anderen
Mitgliedstaaten der Europäischen Union zu
diskutieren?
6. Wird sich die österreichische Bundesregierung dafür einsetzen, dass in der
Europäischen Union keine weiteren finanziellen Mittel für die
Nuklearforschung
bereitgestellt werden?
Wenn ja, in welcher Form? Wenn nein, warum nicht?
7.
Haben Sie versucht, andere Mitgliedstaaten für diesen Schritt zu gewinnen?
Wenn ja,
in welcher Form und mit welchem Erfolg? Wenn nein,
warum nicht?
8. Welche konkreten Schritte haben Sie im Hinblick auf Temelin gesetzt, um im
Verlauf der Beitrittsverhandlungen, die anderen Mitgliedstaaten der
Europäischen
Union über die
österreichischen Bedenken hinsichtlich der Sicherheit dieses
Kernkraftwerks zu
informieren und um gemeinsam mit den anderen Mitgliedstaaten
ein
Ausstiegsszenario für dieses besondere Risikokraftwerk zu entwickeln?