3064/J XXI.GP

Eingelangt am: 12.11.2001

 

 


ANFRAGE

der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Peter Schieder, Mag. Ulli Sima
und Genossinnen

an die Bundesministerin für öffentliche Leistung und Sport
betreffend den europaweiten Ausstieg aus der Atomenergie

In der Europäischen Union gibt es bereits eine Mehrheit von Staaten, die die Kernenergie
nicht energetisch nutzen bzw. den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen oder
angekündigt haben. Neben Österreich sind Griechenland, Irland, Dänemark, Portugal und
Luxemburg nie in die Kernenergienutzung eingestiegen. Italien ist mittlerweile ebenfalls
ausgestiegen. Deutschland, Belgien, Schweden und die Niederlande haben den Ausstieg aus
der Atomenergie beschlossen bzw. angekündigt, keine weiteren Kernkraftwerke mehr zu
bauen.

Seit dem 11. September dieses Jahres gibt es in der Öffentlichkeit eine neuerliche Debatte
über die Sicherheit von Atomkraftwerken, die nach Aussagen von Experten nicht vor
Terrorangriffen zu schützen sind. Vor diesem Hintergrund wäre es notwendig, in der
Europäischen Union eine Initiative für einen Umdenkprozess in Richtung eines europaweiten
Ausstiegs aus der Atomenergie einzuleiten.

Vor kurzem hat FPÖ-Generalsekretär Schweitzer in einer Presseaussendung unterstrichen, es
sei “höchst an der Zeit, über gesamteuropäische Ausstiegsszenarien aus der Nutzung der
Atomkraft nachzudenken". (ÖTS 207, 6.11.01) Der stellvertretende FPÖ-Obmann Hubert
Gorbach erklärte gegenüber dem Kurier, dass das Regierungsprogramm Maßnahmen in
Richtung eines atomfreien Europa unterstütze, es müsse daher viel mehr Druck auf die EU-
Spitze gemacht werden. (Kurier, 7.11.01)

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für öffentliche
Leistung und Sport nachstehende


Anfrage:

1.      Haben Sie sich seit dem 11. September dieses Jahres dafür eingesetzt, dass die
österreichische Bundesregierung die Frage des europaweiten Ausstiegs aus der
Atomenergie in der Europäischen Union thematisiert? Wenn ja, mit welchem Erfolg?
Wenn nein, warum nicht?

2.      In der Europäischen Union wird zur Zeit eine Debatte über die Zukunft Europas
geführt. Haben Sie sich innerhalb der österreichischen Bundesregierung dafür
eingesetzt, dass die Bundesregierung den europaweiten Ausstieg aus der
Atomenergie als Teil dieser Zukunftsdebatte in der EU fordert? Wenn ja, mit
welchem Erfolg? Wenn nein, warum nicht?

3.      Werden Sie diesbezüglich noch Schritte setzen? Wenn ja, in welcher Form? Wenn
nein, warum nicht?

4.      Die Mehrzahl der Mitgliedstaaten der Europäischen Union betreibt mittlerweile keine
Atomenergie mehr bzw. hat den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Welche
Schritte haben Sie bzw. andere Vertreter der FPÖ in der österreichischen
Bundesregierung gesetzt, um diese Staaten für eine gemeinsame Initiative betreffend
den europaweiten Ausstieg aus der Atomenergie zu gewinnen? (Bitte für alle
betroffenen Länder- Italien, Portugal, Irland, Luxemburg, Dänemark, Griechenland,
Deutschland, Schweden, Belgien und die Niederlande - einzeln anführen.)

5.      Haben Sie eine gezielte Reisediplomatie gestartet, um dieses Anliegen mit anderen
Mitgliedstaaten der Europäischen Union zu diskutieren?

6.      Wird sich die österreichische Bundesregierung dafür einsetzen, dass in der

Europäischen Union keine weiteren finanziellen Mittel für die Nuklearforschung
bereitgestellt werden, um die Entwicklung neuer Kernfusionsreaktoren
voranzutreiben? Wenn ja, in welcher Form? Wenn nein, warum nicht?

7.      Haben Sie versucht, andere Mitgliedstaaten für diesen Schritt zu gewinnen? Wenn ja,
in welcher Form und mit welchem Erfolg? Wenn nein, warum nicht?

8.      Haben Sie im Verlauf der Beitrittsverhandlungen versucht, die anderen

Mitgliedstaaten der Europäischen Union über die österreichischen Bedenken
hinsichtlich der Sicherheit des AKW Temelin im Detail zu informieren?