307/J XXI.GP

 

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Dr. Kurzmann, Dr. Ofner, Dr. Paphazy, Mainoni, Jung, Dr. Graf und Kollegen

 

an den Herrn Bundesminister für Justiz Dr. Nikolaus Michalek

 

betreffend Nachkriegsverbrechen an österreichischen Staatsbürgern in Slowenien

 

 

Wie zahlreichen Meldungen in ausländischen Medien der letzten Monate zu entnehmen

ist, kommen immer häufiger die grausamen Nachkriegsverbrechen der damaligen

kommunistischen Machthaber in Slowenien ans Tageslicht. So wurden unlängst von

Mitgliedern der ,,Regierungskommission für Wiedergutmachung von

Nachkriegsverbrechen“ in der Nähe von Windischgraz und Gonobitz Massengräber mit

tausenden Opfern der Massaker an der Zivilbevölkerung, Heimwehrleuten und

deutschen Flüchtlingen aus den Jahren 1945/46 ausfindig gemacht und besichtigt.

 

In der Zeitung ,,Vecer“(Nr. 232 vom 6.10 1999) wurde ein Zeitzeuge unter dem Titel:

„Warum decken die Historiker die verschwiegenen Gräber nicht auf!", zu den

Verbrechen der Nachkriegszeit befragt und bestätigte die schrecklichen Funde der

Gräber von mindestens 30.000 Menschen die vom 12. Mai 1945 bis Juni 1950 auf einer

Länge von 5 Kilometern dort verscharrt wurden. So seien auch in den Bergwerken rund

um die Kartause Seiz, im Brunnen des Klosters und im Garten Menschen, wie die Familie

Attems, Geistliche, Ordensschwestern, hohe Offiziere, Mitglieder der steirischen

Intelligenz sowie Frauen und Kinder brutal ermordet und vergraben worden.

Umgebracht wurden damals nicht nur unschuldige Slowenen, sondern auch Juden,

Deutsche, Kroaten und Serben.

Laut Zeugenaussagen sind die für die damaligen Verbrechen verantwortlichen Militärs

und Politiker namentlich bekannt, blieben aber bis zum heutigen Tage von der Justiz

völlig unbehelligt.

 

Ein Vergleich mit anderen europäischen Staaten, etwa Italien zeigt, daß die italienische

Justiz sehr wohl versucht, Verbrechen gegen die Menschlichkeit auch im „Ausland“ zu

ahnden.

Nach einem weiteren Bericht im ,,Vecer“(Nr. 163 vom 17.7.1999) brachte der

italienische Staatsanwalt Giuseppe Pititto Ende Mai 1999 bei Gericht neuerlich eine

erweiterte Anklage gegen einige Partisanen wegen Genozids in den Jahren 1943 bis

1947 in den Fojben(Höhlen) im Karstgebiet ein. Bisher wurden vier Haftbefehle und die

Auslieferungsforderungen für drei kroatische Staatsbürger ausgestellt

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an den Herrn Bundesminister für Justiz

Dr. Nikolaus Michalek nachstehende

 

 

ANFRAGE

 

 

1)   Sind Ihnen die oben angeführten Sachverhalte bekannt?

      Wenn ja, seit wann haben Sie davon Kenntnis und welche konkreten

      Maßnahmen haben Sie bisher ergriffen um Menschenrechtsverbrechen an

      österreichischen Staatsbürgern in Slowenien in den Jahren 1945 und 1946 zu

      ahnden?

 

2)   Wie beurteilen Sie die Vorgangsweise der italienischen Justiz im Zusammenhang

      mit den oben geschilderten Vorkommnissen?

 

3)   Werden Sie nun durch die jüngste Diskussion und Aufdeckung dieser

      angeführten Verbrechen die zuständigen Stellen der österreichischen Justiz

      auffordern bekannt gewordenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu

      verfolgen?

      Wenn ja, wie sieht die konkrete Vorgangsweise aus?

      Wenn nein, aus welchen konkreten Gründen?