3101/J XXI.GP
Eingelangt am: 21.11.2001
ANFRAGE
der Abgeordneten Lunacek, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten
betreffend österreichischen Beitrag zu den Europäischen Streitkräften
Österreich hat im November 2000 anlässlich
der Capability Commitment Conference
der Europäischen Union seinen Beitrag zu den Europäischen
Streitkräften (headline
goal)
eingebracht.
Die Mitwirkung an einer Streitmacht der
Europäischen Union wurde bisher keinerlei
parlamentarischen Debatte unterzogen. Inzwischen hat Verteidigungsminister
Scheibner verschiedene Vorschläge zur Umgehung des Freiwilligkeitsprinzips
- wie
es im Bundesverfassungsgesetz
über Entsendung von Einheiten und
Einzelpersonen ins Ausland verankert ist - in aller Öffentlichkeit (SN vom
5.11.2001,
APA 6.11. 2001 u.a.) unternommen,
da der auf europäischer Ebene eingebrachte
Beitrag die eigenen Möglichkeiten durchaus übersteigen könnte.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Die derzeitige
gleichzeitige Entsendestärke des österreichischen Bundesheeres
liegt bei ungefähr 1000 Soldaten. Welche Überlegungen bestehen im
Außenministerium oder welche sonstigen konkreten Veranlassungen werden
getroffen, um die geplante gleichzeitige Entsendung von 2000 Soldaten bis 2003
sicherzustellen?
2. Erachten Sie
Frau Außenministerin eine Aufhebung des verfassungsrechtlich
gewährleisteten Freiwilligkeitsprinzips für die Entsendung von
Soldaten zu EU-
Kampfeinsätzen für ein geeignetes Mittel zur Erhöhung der
Bereitschaft von
Berufssoldaten an internationalen Einsätzen teilzunehmen?
3. Wie hoch ist der
personelle Umfang der Truppenbeiträge anderer EU-Staaten im
Verhältnis zum österreichischen Beitrag?
4. Ist beabsichtigt,
den derzeitigen österreichischen Beitrag abzuändern oder zu
ergänzen? Falls ja , wodurch
und in welcher Weise?
5. Ist in diesem
Zusammenhang mit einer Erhöhung der Kosten zu rechnen? Wenn
ja um welche Summe wird das Budget dadurch mehr belastet werden?
6. An welche Art Verbände ist von Seiten Ihres Ressorts für EU- Einsätze gedacht?
7. Wie hoch sind die
Kosten für die österreichischen Verbände und Einheiten, die
im Rahmen der Capability Commitment Conference genannt wurden?
8. Falls sich die Kosten nicht beziffern lassen, was sind die Gründe dafür?
9. Wie hoch wären im
Fall der vollständigen Verfügbarkeit die zusätzlich
anfallenden
Inlandspersonalkosten?
10. Welche Maßnahmen
werden eingeleitet, um Freiwillige für Auslandseinsätze zu
gewinnen? Ist daran gedacht ein
"contracting System" einzuführen?
11. Wurden für die
Beiträge zur EU-Armee finanzielle Mittel für das Budget 2002 zur
Verfügung gestellt?
12. Wie sollen, falls keine
zusätzliche Mittel zur Verfügung stehen, die abzusehenden
Kosten abgedeckt werden?
13. Ist seitens des
Aussenministeriums im Zusammenhang mit dem headline goal
daran gedacht, mit anderen Staaten eine engere, strukturierte militärische
Kooperation einzugehen? Gibt es diesbezüglich bereits Vorgespräche,
sonstige
vorbereitende oder anderweitige konkrete Maßnahmen? An welche(n)
Staat(en)
ist dabei als strategische(r) Partner gedacht?
14.Teilen Sie die Auffassung
des Generalsekretärs im Außenamt, dass Österreich
der Nato beitreten solle (s.a. Presse bzw. Salzburger Nachrichten vom
14.11.2001)?
15. In welcher Weise werden Sie
gewährleisten, dass die Organe des Bundes im
Zusammenhang mit der Beteiligung Österreichs an EU-Streitkräften, dem
Gesetzesbefehl, der sich aus den Erläuterungen zur Regierungsvorlage zum
Neutralitätsgesetz (598 d.B. VII. GP) ableitet,
entsprechend gehorchen?
16. Wann soll aus Ihrer Sicht
der österreichische Nationalrat mit der Beteiligung an
Streitkräften der Europäischen Union befasst werden?