3107/J XXI.GP
Eingelangt am: 21.11.2001
ANFRAGE
der Abgeordneten Heidrun Silhavy
und Genossinnen
an den Bundesminister für Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit
betreffend Kürzung der Mittel der aktiven Arbeitsmarktpolitik
Die Zahlen
aus der Arbeitsmarktstatistik von Ende Oktober 2001 zeigen einen deutlichen
Anstieg der Arbeitslosigkeit wie nachstehenden Daten zu entnehmen ist:
Veränderung zum Vorjahr
• Sehr starker Anstieg des Arbeitslosenbestandes um
24.808 bzw. 14,5% (Männer: +19,9%,
Frauen:
+9,4%) auf 196.272 (Männer: 99.762, Frauen: 96.510). Anstieg in allen
Bundesländern.
• Anstieg der Arbeitslosigkeit in
allen Altersgruppen, relativ gesehen am stärksten mit
+20,5%
bei den unter 25jährigen. Besonders starker Anstieg bei den Metall- und
Elektroberufen
(+30,1%), den Büroberufen (+13,9%) bei den Hilfsberufen (+18,5%), im
Bau
(+26,9%), im Handel (+14,0%), aber auch bei den Technikern (+33,5%). Starker
Anstieg
bei den ausländischen Arbeitslosen (+6.212 bzw. +27,3%).
Veränderung zum Vormonat
• Zunahme um 20.748 bzw. 11,8%, insbesondere im
Fremdenverkehr (+13.281 bzw.
+62,2%),
Bau (+1.591 bzw. +13,9%) sowie im Handel (+1.102 bzw. +5,7%).
Rückgänge
bei
den Lehr- und Kulturberufen (-276 bzw. -3,9%).
Bewegungen
• Im Vergleich zum Vorjahr mehr Zu- (+4,5%) und
Abgänge (+3, l %), wobei die Zugänge
(70.490)
die Abgänge (56.279) überwiegen.
196.272 arbeitslose Personen
70.490 Zugänge in die Arbeitslosigkeit
56.279 Abgänge aus der Arbeitslosigkeit hatten eine Verweildauer von 106 Tagen
Registerarbeitslosenquote (geschätzter
Wert) 5,8%
Saisonbereinigter
Wert: 6,3%
Eurostat-Arbeitslosenquote basierend auf Umfragedaten (Fortschreibung über Auftrag des
AMS): 3,9 %
Statt
hier Gegensteuerungsmaßnahmen zu setzen scheint die Bundesregierung an
ihrem
unsozialen
Stopfen von Budgetlöchern zu Lasten der Versicherten weiter fest zu
halten. So
erhielten Abgeordnete den Hilferuf des SÖB Verbandes, welcher
nachfolgenden Wortlaut hat:
Vom Arbeitsmarktservice Steiermark haben wir - der Verband der Sozialökonomischen
Betriebe Steiermark - erfahren, dass die Mittel der Aktiven Arbeitsmarktpolitik für
Sozialökonomische Betriebe um 18% gekürzt werden.
Sozialökonomische Betriebe (SÖB) sind Unternehmen und Initiativen, die mittels
Beschäftigung und Qualifizierung eine Ausgrenzung von langzeitarbeitslosen Menschen
bekämpfen. Sie unterstützen die berufliche und soziale Integration dieser betroffenen
Personengruppe durch befristete Arbeit und Qualifizierung und dienen somit als Brücke für
die Wieder-Eingliederung in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft.
Durch die bevorstehende Kürzung der Mittel für Sozialökonomische Betriebe in Höhe von
18% gerät ein qualitativ hoch entwickeltes Dienstleistungsangebot mit großer Effizienz für
eine Zielgruppe, für die keine anderen Angebote beruflicher Qualifizierung nutzbar sind, in
Gefahr. In Folge der Kürzungen wird es im nächsten Jahr, ohne weitere Zuwendungen von
anderen Fördergebern, zu einem massiven Personalabbau kommen.
Wir haben die paradoxe Situation, dass bei steigender Arbeitslosigkeit die Mittel zur
Unterstützung von am Arbeitsmarkt besonders benachteiligten Personengruppen geringer
werden. Das halten wir für unzweckmäßig und unsozial.
Unser dringendes Anliegen ist es daher, dass die geplante Abschöpfung der Mittel aus dem
Arbeitslosenversicherungsfond (für das Jahr 2002 immerhin 20 Milliarden ATS) rückgängig
gemacht wird und in weiterer Folge auch die geplanten Kürzungen zurückgenommen werden.
Wir ersuchen
Sie daher uns dabei zu unterstützen, dass die Kürzungen
zurückgenommen
werden, damit ein bedarfsgerechtes Angebot für langzeitarbeitslose
und benachteiligte
Menschen in der Steiermark im gewohnten Umfang und der gewohnten Qualität
erhalten
bleiben kann.
Der Verein Chance B hat in einem Schreiben an den Bundeskanzler die
dramatischen
Auswirkungen auf die Arbeit im Bereich mit behinderten Menschen
aufmerksam gemacht und
fordert ebenfalls, dass auf Grund der Arbeitsmarktsituation die
Abschöpfungen der Mittel aus
der Arbeitsmarktpolitik und in der Folge auch die geplanten
Kürzungen zurückgenommen
werden.
Viele andere
Projekte und auch die österreichische Armutskonferenz haben sich in diese
Richtung geäußert.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für
Wirtschaft und
Arbeit
nachstehende
Anfrage:
1. Bei welchen Projektträgern, nach
Bundesländern getrennt, wurden welche Kürzungen
vorgegeben?
A)
Welche Maßnahmen sind davon betroffen?
2. Können aus diesem Grund
Maßnahmen und Projekte nicht mehr fortgesetzt werden?
A)
wenn ja welche?
3. Werden Sie für die abgeschöpften
Mittel aus der Arbeitslosenversicherung neue Mittel
aus
dem Budget anfordern?
A)
Wenn ja: Ab wann und in welcher Höhe?
B)Wenn
nein: Wie wollen Sie dann das Angebot für aktive Arbeitsmarktpolitik
qualitativ
und
quantitativ aufrecht erhalten?
4. In welcher Höhe sind finanzielle
Mittel für das Jahr 2002, für Vereine die mit
arbeitmarktpolitischen
Maßnahmen betraut sind, vorhanden?
5. Für welche Maßnahmen und
Projekte, sind in welcher Höhe finanzielle Mittel für das Jahr
2002
bereitgestellt?
6. Wie hoch ist die Dotation der einzelnen
Projekte und Maßnahmen im Jahr 2002
gegenüber
dem Jahr 2000?
7. Sind Sie der Meinung, dass aktive Arbeitsmarktpolitik ein geeignetes
Gegensteuerungsinstrument
für zu geringe Arbeitsmarktnachfrage für betroffene Gruppen
darstellt?
A)
Wenn ja: Müssen dann nicht in Zeiten gestiegener Arbeitslosigkeit und
eines
Konjunkturrückganges verstärkt aktive arbeitsmarktpolitische
Maßnahmen gesetzt
werden?
B) Wenn nein: Warum nicht?
8. Wie hoch waren die durchschnittlichen Kosten für die vom AMS beauftragten
Weiterbildungskurse,
aufgeschlüsselt nach Kosten für Frauen und Männer, pro AMS-
Landesorganistion
in den Jahren 2000 und 2001?
9. Wieviele Teilnehmerinnen an solchen
Aus- und Weiterbildungskursen konnten in den
Jahren
2000 und 2001 (aufgeschlüsselt nach Frauen und Männern) vom AMS
gefördert
werden?
10. Wieviele Teilnehmerinnen besuchten berufliche
Aus-und Weiterbildungskurse von einer
Dauer
von weniger als drei Monaten, wieviele Kurse von einer Dauer über drei
Monaten?
11. Wieviele Teilnehmerinnen können im Jahr 2002
nach dem bislang vorliegenden
Budgetentwürfen
unterstützt werden?
12. Wie hat sich die durchschnittliche Zahl der
Teilnehmerinnen pro Kursmaßnahme in den
Jahren
2000 bis 2001 entwickelt?
13. Welche Maßnahmen zur Sicherung der
Qualität der vom AMS geforderten Aus-und
Weiterbildung
werden ergriffen?