3109/J XXI.GP
Eingelangt am: 21.11.2001
ANFRAGE
der Abgeordneten Heidrun Silhavy
und Genossinnen
an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit
betreffend Einsatz von Mitteln der Arbeitsmarktpolitik für parteipolitische Projekte
Der Medienberichterstattung vom 9. November 2001 ist nachfolgender Artikel zu entnehmen:
"ÖVP-Initiative
für Frauen in Karenz
Frauen
Nr. 259
Medium: Neues Volksblatt
Seite: 3
Datum: 09.11.2001
WIEN - Die ÖVP will mit einem eigenen Seminarangebot Frauen den beruflichen Wiedereinstieg nach
der Babypause erleichtern bzw. helfen, überhaupt den Ausstieg zu vermeiden. Die Kosten dieses
Projekts "Changing-Veränderungen. Vom Ausstieg zum Einstieg" sollen die öffentliche Hand oder
Sponsoren übernehmen. Als Partner konnten das Arbeitsmarktservice und die Junge Industrie
gewonnen werden. VP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat interpretierte das gestern präsentierte
Projekt als Beitrag zur Forderung nach gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit."
Es
scheint inzwischen unbestritten anerkannt zu sein, dass der Berufsausstieg,
auch wenn er
familienbedingt
ist, sowohl die Arbeitsplatzsicherheit gefährdet, als auch ein
wesentlicher
Faktor im Bereich der Entgeltdiskriminierung ist. Die Bundesregierung hat diese
Fakten
sowohl
im Wirtschaft und Arbeit beim den Vorlagen zum Kinderbetreuungsgeld insofern
negiert,
indem sie allen Verbesserungsvorschlägen hinsichtlich
Kündigungsschutz oder
Rechtsanspruch auf Teilzeitkarenz eine Absage erteilt hat. Verstärkt hat
diese
Negativentwicklung
noch die Entscheidung der Regierungskoalition, die
Wiedereinstellungsbeihilfe
abzuschaffen. Auch das BMSG hat durch das Einziehen der
Zuverdienstgrenze
beim Kinderbetreuungsgeld der Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht
Rechnung
getragen.
Trotz Jubelmeldungen wie auf der homepage der ÖVP nachzulesen:
"ÖVP als Familienpartei
Das Kinderbetreuungsgeld im Überblick
Für die Volkspartei war seit jeher klar: Kinder sind Teil des Lebens, unser höchstes Gut und
unerlässlich für unsere Zukunft! Die Erziehung und Betreuung von Kindern ist daher eine
unverzichtbare Leistung der Eltern an die gesamte Gesellschaft. Die ÖVP als Familienpartei
zollt dieser Tatsache den nötigen Respekt und die nötige Anerkennung."
scheint
die ÖVP dieses politische Versagen, das sie selbst verursacht hat, durch
ein
symbolisches
Alibiprojekt verbergen zu wollen. Dies wäre ja im Grundsatz eine
parteipolitische Entscheidung, die im politischen und finanziellen
Verantwortungsbereich der
ÖVP liegt und wäre damit nicht Gegenstand der parlamentarischen
Arbeit.
Der
Zeitungsmeldung ist aber zu entnehmen, dass die ÖVP mit einem EIGENEM
Seminarangebot
das selbst verursachte Manko auf Kosten der öffentlichen Hand und des
AMS
verringern möchte.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für
Wirtschaft und
Arbeit
nachstehende
Anfrage:
1. Handelt es sich beim
Projekt "Changing-Veränderungen. Vom Ausstieg zum Einstieg"
um
ein Projekt der ÖVP?
2. Wenn es sich dabei nicht um ein Projekt der ÖVP handelt, wer ist
a) Träger diese Projektes?
b) Bei einem Trägerverein: Wie lauten dessen Statuten?
c) Bei einem Trägerverein: Wer sind die Vertreter der Vereinsorgane?
3. Wenn es sich um
ein von AMS unterstütztes Projekt handelt: Wie lautet der konkrete
Projektantrag im
vollem Wortlaut?
4. Im Falle einer positiven Beantwortung der Frage 3:
a) Wann und von wem wurde der Projektantrag eingebracht?
b) Wann und von wem wurde das Projekt beschlossen?
5. Bedeutet die Formulierung, “Als Partner konnten das Arbeitsmarktservice ..........
gewonnen werden", dass Mittel aus dem AMS in dieses Projekt fließen?
a) Wenn ja: In welcher Höhe und für
welchen Zeitraum und wie hoch ist die
Förderquote
pro Fall?
b) Wenn keine finanziellen Mittel fließen: In welcher Form ist das AMS Partner?
6. Ist Ihnen bekannt in welcher Form die öffentliche Hand dieses Projekt unterstützt?
a) Wenn ja in welcher Höhe?
b) Aus welchem Titel?