3138/J XXI.GP
Eingelangt am: 23.11.2001
ANFRAGE
der Abgeordneten Ludmilla Parfuss, Dr. Johannes Jarolim, Mag. Johann Maier
und GenossInnen
an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen
betreffend Entlassung von unabhängigen Tierärzten im Schlachthof Unterstinkenbrunn
Laut Artikel im Standard vom 26.9.2001
wurde Kontrolltierarzt und Standesvertreter T.M.
mit Billigung des Landes NÖ seines
Amtes enthoben, da er entsprechend seiner
Verantwortung grobe Missstände
in dem Schlachtbetrieb gemeldet hatte und dadurch
unbequem geworden war. Er und 15
weitere Kollegen meldeten Verstöße gegen gesundheits-
und tierschutzrechtliche Vorschriften. Dadurch verloren alle ihren
Arbeitsplatz. Darüber
hinaus wurden sie auch noch mit massiven
Drohungen konfrontiert.
Im - mit jährlich mehr als 200.000
geschlachteten Schweinen - mit Abstand größten
Schlachthof Niederösterreichs hat man
die missliebig gewordenen Schlachttier- und
FleischbeschauerInnen mittlerweile mit Hilfe der Gemeinde und des AMS
durch vormals
arbeitslos gemeldete Tierärzte ersetzt.
Letztere hatten durchwegs keine Dienstorte bei “ihrer"
Kammer gemeldet und verfugen überdies über keine
Tierärzteausweise. Was aber die
Rechtmäßigkeit der inzwischen
auf dieser Basis durchgeführten Schlachttier- und
Fleischuntersuchungen noch mehr in Frage stellt, ist die Tatsache, dass
der Betreiber des
betroffenen Schlachthofes im Gemeinderat
sitzt und sich seine derzeitigen KontrollorInnen
somit gleich selbst ausgesucht hat,
nachdem diese von der Gemeinde bestellt worden sind.
Zur Zeit sind daher
von ihrem Arbeitgeber wirtschaftlich abhängige Uniabsolventen, die nach
langer
Arbeitslosigkeit es nicht wagen werden, ihren Arbeitsplatz durch
“unbequemes"
pflichtgemäßes Prüfen zu
gefährden, für die Einhaltung der gesundheitsrechtlichen-,
hygienischen- und
tierschutzrechtlichen Vorschriften im größten Schlachthof
Niederösterreichs verantwortlich.
Die
Österreicherinnen sind zur Zeit durch die Fleischskandale der letzten Zeit
verunsichert.
Werbekampagnen sollen das
Vertrauen der Konsumentinnen in
die österreichische
Fleischproduktion
nach ungeklärtem Schweinemastskandal, nach BSE- und MKS-Ängsten,
grausamen
Bildern der Tiertransporte und massiver Missstände in der Geflügelhaltung
wieder
herstellen.
Die einzige vertrauensbildende
Maßnahme kann nach Ansicht der unterzeichnenden
Abgeordneten aber nur
die verantwortungsvolle und objektive Kontrolle der Fleisch- und
Lebensmittelproduktion sein.
Zur Unterstützung dieser
Kontrolle richten die unterzeichnenden Abgeordneten an den
Bundesminister für soziale Sicherheit
und Generationen folgende
Anfrage:
Betreibt Herr Josef Müllner in Unterstinkenbrunn/NÖ einen Schlachthof und/oder
einen Zerlegebetrieb?
Wenn ja, gibt es noch andere Betreiber dieses Schlachthofes?
Wenn nein, wer sind die Betreiber dieses Schlachthofes?
2. Ist dieser Schlachtbetrieb nach dem
Fleischuntersuchungsgesetz (FUG) als solcher
zugelassen?
Wenn ja, seit wann?
3. Ist dieser Schlachthof ein EU-zugelassener Betrieb?
4. Besitzt dieser Betrieb andere bzw. weitere Zulassungen nach dem FUG?
5. Wie viele kg Fleisch (getrennt nach
Tierarten) wurden im Jahr 2000 in diesem Betrieb
erschlachtet?
6. Wieviel kg Fleisch (getrennt nach
Tierarten) ist im Jahr 2000 als Konfiskat
angefallen?
7. Wie viele Tierärzte haben im Jahre 2000 in diesem Betrieb beschaut?
8. Wie viele kg Fleisch (getrennt nach
Tierarten) wurden im Jahre 2001 bis Ende
Oktober in diesem Betrieb erschlachtet (Aufschlüsselung bitte nach
Monaten)?
9. Wieviel kg Fleisch (getrennt nach
Tierarten) ist 2001 bis Ende Oktober als Konfiskat
angefallen
(Aufschlüsselung bitte nach Monaten)?
10. Wieviele Rinder unter 12 Monate wurden im Schlachthof
Unterstinkenbrunn im Jahre
2000
und im Jahre 2001 geschlachtet (Stückzahl bitte nach Jahren getrennt)?
11. Wieviele Rinder über 12 Monate wurde im Schlachthof Unterstinkenbrunn im Jahre
2000 und im Jahre 2001 geschlachtet (Stückzahl bitte nach Jahren getrennt)?
12. Wieviel Spezifisches Risikomaterial (SRM) ist im
Schlachthof Unterstinkenbrunn im
Jahre
2000 angefallen?
13. Wieviel SRM ist im Schlachthof Unterstinkenbrunn im Jahre 2001 bis Ende Oktober
2001 angefallen?
14. Wie wird dieses SRM Material entsorgt?
15. Wie erfolgt die Überwachung?
16. Wer überwacht die SRM Entsorgung in diesem Betrieb?
Gibt es darüber Aufzeichnungen? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?
Wurden Mängel festgestellt?
Wenn ja, welche Maßnahmen wurden getroffen, um diese Mängel abzustellen?
17. Wie viele Tierärzte haben im Jahre 2001 in
diesem Betrieb beschaut? Wurden die
Fleischuntersuchungstierärzte
im Jahre 2001 ausgetauscht?
Wenn
ja, wann und warum?
18. Wieviele Tierärzte sind jetzt in diesem Betrieb als Fleischuntersuchungstierärzte tätig?
19. Wer ist der Dienstgeber der derzeitigen Fleichuntersuchungstierärzte?
20. Wer bezahlt diese Fleischuntersuchungstierärzte?
21. Ist der Betrieb des Hr. Josef Müllner
Fleischuntersuchungsgebühren schuldig?
a.) Sollte dies der Fall sein, in welcher Höhe?
b.)Wurden
Maßnahmen getroffen diese Schulden einzufordern (wann und welche)?
c.)
Aus welcher Zeit stammen allfällige Schulden?
d.) Wer hat allfällige Maßnahmen getroffen?
22. Wurden im Jahre 2000 und im Jahre 2001 die Kontrolle
nach § 16 und § 17 FUG im
Betrieb
des Hr. Josef Müllner durchgeführt?
a.)
Wenn ja, wieviele?
b.)
Mit welchem Ergebnis haben die § 16 und die § 17 FUG Kontrollen im Jahre
2000
und 2001 im Betrieb des Hr. Josef Müllner geendet?
c.)
Gab es Mängel nach den o.g. Kontrollen?
d.) Wenn ja,
wurden jedesmal die angeführten Mängel fristgerecht behoben?
Wenn
nein, welche Maßnahmen wurden daher getroffen?
23. Wer kontrollierte in den Jahren 2000 und 2001 die
NÖ Verordnung über das
Schlachten
und Töten von Tieren?
a.)
Mit welchem Ergebnis?
b.)
Gibt es darüber eine Dokumentation?
c.)
Im Falle von Übertretungen dieser Verordnung welche Maßnahmen wurden
getroffen,
um die Missstände abzustellen?
24. Wurden immer alle Tiere am selben Tag der Anlieferung
geschlachtet (es wird
gebeten
für die Jahre 2000 und 2001 zu antworten)?
Wenn
nein, welche Maßnahmen wurden getroffen um die Wartezeit bis zur
Schlachtung
zu überbrücken?
25. Wie groß war die längste Wartezeit bis zur Schlachtung?
26. Wie viele Notschlachtungen gab es im Betrieb des Hr.
Josef Müllner in den Jahren
2000
und 2001 (bitte Trennung nach Tierart und Jahren) ?
27. a.) Welche Untersuchungen wurden an den
notgeschlachteten Rindern im Zuge der
Fleischuntersuchung
durchgeführt?
b.)
Mit welchen Ergebnissen und Beurteilungen (bitte um Aufschlüsselung nach
Jahren)?
28. Wurden Untersuchungen in den Jahren 2000 und 2001 auf Rückstände bei den
Schlachtungen
im Betrieb des Hr. J. Müllner durchgeführt (mit der Bitte um Trennung
nach
Jahren unter Angabe der Monate im Jahr 2001)? Mit welchen Ergebnissen?
29. Wie erfolgt die Betäubung von Rindern in dem Betrieb?
30. Übt Hr. Josef Müllner in Unterstinkenbrunn/NÖ
ein politisches Mandat aus?
Wenn
ja, welches?
31. Sind Sie der Meinung, dass die befristete
Einstellung von Jungtierärzten durch die
Gemeinde
im Rahmen eines Projektes des AMS zur Hebung der Qualität der
Fleischbeschau
beiträgt?
a) Wenn ja, mit welcher Begründung?
b) Wenn nein, werden Sie dieses Vorgehen unterbinden und wie?
32. Sehen Sie in der Anstellung von Tierärzten durch
die Gemeinde das Problem der
Unvereinbarkeit?
a) Wenn ja, was werden Sie dagegen unternehmen?
b) Wenn nein, warum nicht?
33. Wie erklären Sie die Tatsache, dass das
ordnungsgemäße Melden von Missständen
und
die Einforderung des Einhaltens der Gesetze durch die beauftragten
Tierärzte zu
deren Entlassung geführt hat? Was werden Sie in Zukunft gegen diesen
Umstand
unternehmen?
34. Sind Ihnen ähnliche Vorgänge von anderen
Schlachthöfen in ganz Österreich bekannt?
Wenn
ja, welche Schlachthöfe sind davon betroffen und wie sind Sie dabei
vorgegangen?
35. Sind Maßnahmen geplant
um die Schlachttier- und Fleischuntersuchung zu
privatisieren? Wenn ja, wie werden Sie dann die objektive Kontrolle und
Qualität
gewährleisten?
36. Sind zur Zeit in
Österreich auch Schlachttier- und Fleischuntersuchungsorgane für die
Untersuchung eingesetzt, die nicht Tierärzte sind? Wenn ja, wieviele? Soll
diese Zahl
ihrer Ansicht nach
beibehalten/reduziert/erhöht werden?