3184/J XXI.GP
Eingelangt am: 07.12.2001
ANFRAGE
der Abgeordneten Dr Gabriela Moser,
Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend Westring Linz (4. Donaubrücke)
Die 4.
Donaubrücke ist als Mautstraße im Generalverkehrsplan aufgenommen
worden. Ihrer Anfragebeantwortung Nr 503/AB ist zu entnehmen, dass “bei
Umfahrungsprojekten - insbesondere bei solchen in der Größenordnung
der
Tunnellösung im Westen von Linz und der 4. Donaubrücke-jedenfalls
sicherzustellen ist, dass die angestrebten Entlastungswirkungen durch
Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in den entlasteten Straßen nachhaltig
wirksam
sind.
Auf Basis der
“Verkehrsuntersuchung 4. Donaubrücke/ Westtangente" des Landes
Oberösterreich werden derzeit Planungsmaßnahmen vorangetrieben.
Diese gibt
jedoch Anlass zur Kritik, die sich in mehreren Punkten bündeln lässt:
1.
Die angenommenen Wachstumsraten sind für Siedlungsgebiete
überhöht (das
wird in der Zusammenfassung Pkt 7 auch bestätigt: "Mit den
dargestellten
Wachstumsraten dürfte allerdings aus heutiger Sicht die Obergrenze der
künftigen Verkehrszunahmen markiert sein").
2.
Die Kapazitätsgrenzen einzelner Straßenzüge sind im Modell -
auch über
Widerstandfunktionen
- nicht ausreichend berücksichtigt.
3.
Die Pkw- Zunahme wird in funktioneller Abhängigkeit von den
Pkw-Beständen
angenommen. Die Behauptung auf Seite 5, dass zur Abschätzung von
künftigen
Pkw-Beständen hinreichend abgesicherte und bewährte Methodiken
vorliegen, stimmt in dieser Form nicht. Die Verkehrsentwicklung wurde bislang
nachweislich immer
unterschätzt.
4. Überlastete oder nahezu an der Leistungsfähigkeitsgrenze belastete
Verkehrsverbindungen
beeinflussen die Verkehrsmittelwahl (kurzfristig) und die
Zielwahl (langfristig) der einzelnen Verkehrsteilnehmer. Es muss daher
unbedingt, um zu realistischen Ergebnissen zu kommen, die
Siedlungsstrukturentwicklung und die Zunahme der Fahrtweiten integriert
werden.
5.
Ein "Bypass" durch die 4. Donaubrücke löst daher kein
Verkehrsproblem von
Linz sondern erhöht es, weil es die Verlagerung von motorisierten
Individualverkehr in das Umland fördert. Eine bedenkliche Entwicklung
für Linz,
die sich schon aus den letzten Volkszählungsergebnissen hat ablesen
lassen.
6. Es fehlt die Berücksichtigung des generierten Verkehrs (zum Beispiel
Rückverlagerungen aus dem öffentlichen Verkehr und anderer Verkehrsarten).
7.
Insgesamt steigt in den einzelnen Szenarien die Gesamtverkehrsleistung im
System und damit der Verbrauch an nicht erneuerbarer Energie stark an.
8.
Durch die Notwendigkeit, die Siedlungsstruktur zu integrieren, ist es auch
sinnvoll den Betrachtungszeitraum zu erweitern sowie die Umlandgemeinden
verstärkt in das Modell zu integrieren.
9.
Die angegebenen Entlastungswerte von 65% und mehr pro Straßenzug sind
absolut irreal, weil
immer Ausgleichsreaktionen durch die Elastizität des Kfz-
Fahrers stattfinden.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1.
Werden Sie darauf dringen, dass realistische Wachstumsraten angenommen
werden? Wenn nein, warum nicht?
2.
In welcher Weise werden Sie darauf hinwirken, dass die Kapazitätsgrenzen
einzelner Straßenzüge ausreichend berücksichtigt werden?
3.
Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass die Planungsgrundlagen, die
Siedlungsstrukturentwicklung und die Zunahme der Fahrtweiten nicht
berücksichtigen?
4.
In welcher Form werden Sie darauf dringen, dass die Entwicklung der
Umlandgemeinden über einen längeren Zeitraum hin berücksichtigt
wird?
5.
Welche Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in den zu entlastenden Straßen
sind
unabdingbar, damit die Umfahrungsprojekte ihre Wirkung entfalten können?
6.
Wie hoch werden die Rückverlagerungen aus dem öffentlichen Verkehr
und
Verkehrsarten in Richtung MIV sein, nachdem die Erreichbarkeit von Linz durch
die Umfahrungsprojekte den MIV fördern?
7.
Aus welchen Grünen verzichten Sie auf eine Abschätzung des
ansteigenden
Verbrauchs an fossiler Energie durch diese Projekte, die dadurch die
Leistungsbilanz verschlechtern?