3213/J XXI.GP
Eingelangt am: 13.12.2001
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Andrea Kuntzl, Renate Csörgits
und Genossinnen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Gefährdung des Sicherheitsbedürfnisses der Neubauer Bürgerinnen
In
diversen Gesprächen mit Bürgerinnen des Wiener Gemeindebezirkes
Neubau wurden den
unterzeichneten Abgeordneten die Nöte und Sorgen der Bezirksbevölkerung
über die
Sicherheitssituation
ausgedrückt. Die bevorstehende Abwanderung des
Bezirkspolizeikommissariates,
die unklare Situation über die eventuelle Schließung von
Wachzimmern
sowie die mangelnde personelle Ausstattung - bedingt durch den rigorosen
Sparkurs der Bundesregierung von ÖVP und FPÖ - führen zu einer
Verunsicherung der
Bürgerinnen,
die von Seiten der Sozialdemokratischen Verantwortlichen nicht akzeptiert
werden
kann.
Der
zuständige Bundesminister steigert die Verunsicherung der Neubauer Bürgerinnen
durch
sein
beharrliches Schweigen und das Nichtbeantworten der an ihn gerichteten Fragen.
Die
Sozialdemokratischen Bundesräte haben am 19. Juli d.J. ein Paket an
Dringlichen
Anfragen
eingebracht und zum Thema Polizeiwachzimmer im Allgemeinen Teil folgendes
ausgeführt:
Am
29. Juni d.J. hat in Wien ein Roundtable - Gespräch zum Thema Sicherheit
stattgefunden,
an
dem sich die Bezirksvorsteher aller Wiener Gemeindebezirke sowie Vertreter der
Klubs
aller im Gemeinderat vertretenen politischen Parteien beteiligten. Als Ergebnis
wurden von
Bürgermeister Dr. Michael Häupl im Einvernehmen mit den
Bezirksvertretungen und den
Gemeinderatsklubs
Briefe an den Bundesminister für Inneres sowie an den Bundesminister
für
Finanzen formuliert, in welchem folgende Forderungen Wiens an die beiden
betroffenen
Minister
gerichtet wurden:
• keine
Strukturveränderungen bei der Polizei zu Lasten der Sicherheit der
Bevölkerung
und
des Bürgerservices vorzunehmen;
• keine Reduktion der Anzahl der Wachzimmer zuzulassen;
keine
weitere Personalreduktion bei der Sicherheitswache und beim Kriminaldienst zu
dulden;
den
Personalaufnahmestopp bei der Wiener Polizei unverzüglich aufzuheben und
•
angesichts des sich bereits abzeichnenden Abganges einer großen Anzahl
Wiener
Kriminalbeamten
zum Bundeskriminalamt sofort einen Kriminalbeamtenkurs
einzuberufen,
um den Stand der Wiener Kriminalbeamten aufzufüllen.
Ebenso wurde der
Bundesminister für Inneres aufgefordert, die Stadt Wien und insbesondere
die
Wiener Gemeindebezirke unverzüglich in den Diskussionsprozess über
die Polizeireform
einzubinden.
Auch
in anderen Städten und Ländern wurden einstimmige Resolutionen beschlossen,
um den
hohen
Standard der Polizei und der Sicherheit durch die Auflösung von
Sondereinheiten und
die
Reduktion von Planstellen nicht zu gefährden (siehe z.B. Beschluss des
Salzburger
Landtages
vom 9. Mai 2001).
Die
unterzeichneten Abgeordneten unterstützen die Forderungen von
Bürgermeister Häupl,
die im Einvernehmen mit den Bezirksvertretungen und den Gemeinderatsklubs
erarbeitet
wurden,
voll inhaltlich.
Im Gegensatz
dazu hat der Bundesminister für Inneres in seiner Beantwortung vor dem
Bundesrat ausgeführt, dass hinsichtlich des Wachzimmerstrukturkonzeptes in
Wien noch
keine Aussagen getroffen werden können und auch der Zeitpunkt einer
Entscheidung über
dieses
Konzept noch nicht abschätzbar ist.
Am
4. September d.J. hat der Bundesminister für Inneres eine Anfrage der
Abgeordneten
Dr.
Elisabeth Hlavac betreffend die Personalsituation und Schließung von
Wachzimmern in
Wien-Döbling “beantwortet", wobei er festgehalten hat, dass der
Aufteilungsschlüssel für den
Stellenplan
2002 noch nicht feststehe, weshalb über die Verteilung von Planstellen im
Jahr
2002
auf die Bezirke noch keine Aussagen getroffen werden können.
Er betonte
dabei auch, dass die bundesfinanzgesetzlichen Vorgaben für die Jahre 2001
und
2002
eine restriktive Aufnahmepolitik erforderlich machen, wobei aber auch hier noch
keine
konkreten
Aussagen getroffen werden können.
Die
unterzeichneten Abgeordneten betrachten die Vorgangsweise des Bundesminister
für
Inneres
als unverantwortlich. Es kann nicht angehen, dass das Sicherheitsbedürfnis
der
Bürgerinnen
hinter dem Mythos Nulldefizit angesiedelt ist.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für
Inneres
nachstehende
Anfrage:
1. Wann haben Sie
bezugnehmend auf den einstimmigen Beschluss aller Wiener
Gemeinderatsklubs
und Bezirks Vertretungen Gespräche mit den
Bezirksrepräsentanten
des Wiener Gemeindebezirkes Neubau geführt?
2. Welche Ergebnisse brachten diese Gespräche?
3. Ist die Evaluierung des
Wachzimmerstrukturkonzeptes nun schon abgeschlossen?
Wenn
ja, welche Konsequenzen ergeben sich für Wien im Gesamten und den Bezirk
Neubau
im Besonderen?
4. Soll das
Bezirkspolizeikommissariat Neubau geschlossen werden und mit einem
Bezirkspolizeikommissariat eines anderen Wiener Gemeindebezirkes
zusammengelegt
werden?
5. Wenn ja, welchen Zeitplan sehen Sie dafür vor?
6. Wieviele Dienstposten
sind gegenwärtig für den Bezirk Neubau vorgesehen?
Wieviele
Dienstposten sind für das Jahr 2002 und das Jahr 2003 vorgesehen?
7. Wieviele Bürgerinnen und Bürger haben einen Amtskontakt zum
Bezirkspolizeikommissariat
Neubau in den Jahren 1998, 1999, 2000 und 2001
gesucht?
8. Um welche Art von Kontakten
hat es sich dabei ausgedrückt in Anteilen an den
Gesamtkontakten
gehandelt?
9. Beabsichtigen Sie
Veränderungen an der Wachzimmerstruktur im Bezirk Neubau
vorzunehmen?
Wenn
ja, welche?
10.
Wie hoch waren die Investitionen in die Ausstattung der Wachzimmer in den
Jahren
1990 bis 1999 bzw. 2000 und 2001 ?
11. Wie hoch waren die Investitionen in die Ausstattung des
Bezirkspolizeikommissariates
Neubau in den Jahren 1990 bis 1999 bzw. 2000 und
2001?
12.
In verschiedenen Medien wurde dargestellt, dass offensichtlich der 7., 8. und
9.
Wiener Gemeindebezirk in den Zuständigkeitsbreich eines
Polizeikommissariats
überlegt wird. Sollte dies der Realität entsprechen, ersuchen wir um
Darstellung der
sicherheitspolitischen Überlegungen, warum die Mariahilferstraße
nicht in die
örtliche Zuständigkeit eines Polizeikommissariats geplant wurde?