3253/J XXI.GP
Eingelangt am: 19.12.2001
ANFRAGE
der Abgeordneten Dr. Krauter
und Genossinnen
an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend Maßnahmen zur Schließung öffentlicher Einrichtungen (Postämter,
Nebenverkehrslinien)
Die Österreichische
Bundesregierung verfolgt unter dem Diktat des Nulldefizits eine Politik
der Ausdünnung bzw. der Gefährdung
der öffentlichen Leistungen im ländlichen Raum.
Durch
diese Politik der Regierungsparteien werden Kosten auf die Gemeinden und die
Länder
abgewälzt,
ohne sich um deren zukünftige Finanzierung Gedanken zu machen. Unter einem
werden
bedeutsame Leistungen für die Bürgerinnen ohne Rücksicht auf
Qualität und
Auswirkungen
auf die Preisgestaltung privatisiert. Gleichzeitig werden damit aber jene
Einrichtungen zerstört, die einen wesentlichen Teil der
Lebensqualität der Menschen
bilden.
Betroffen
sind davon 56 % der österreichischen Bevölkerung, die in Gemeinden
mit weniger
als
10.000 Einwohner leben.
Es ist zu
befürchten, dass mit der Zerstörung der regionalen Infrastruktur ein
Abbau der
Wirtschaftsstandortqualität und eine Entsiedlung der ländlichen
Gebiete einhergeht.
Die Verwaltungsreform
aus Sicht dieser blau-schwarzen Bundesregierung erfolgt offenbar
prioritär unter der Zielsetzung,
Einsparungspotentiale zur Erreichung des Null-Defizits
zu finden.
Da
auch im Kompetenzbereich des BMVIT entsprechende Eingriffe in vorhandene
öffentliche Einrichtungen (Postämter, Nebenverkehrslinien) geplant
sind bzw. durchgeführt
werden, richten die unterzeichneten Abgeordneten an die Bundesministerin
für Verkehr,
Innovation
und Technologie nachstehende
Anfrage:
1. Welche
österreichischen Nebenbahnen, geordnet nach konkret bezeichneten Strecken
bzw. Streckenabschnitten, wurden seit 1.1.2001 bzw. werden bis zum Jahresende
2002
eingestellt und aus welchen Gründen erfolg(t)en diese Maßnahmen?
2. In welcher Form wird
bzw. wurde dafür ein Ersatzverkehr eingerichtet, geordnet nach
eingestellter
Nebenbahn und Ersatzmaßnahme?
3. Inwieweit sind die
Ausschreibungen der Schieneninfrastruktur-Gesellschaft hinsichtlich
Interessenten
für den Betrieb von Nebenbahnen fortgeschritten und welche Ersatz-
betreiber
konnten bisher ermittelt werden?
4. Welche
verkehrspolitischen Bedingungen für die Privatisierung der Post-Autobus-AG
gelten
für Sie als unverzichtbar und in welcher Form wurden von Ihrer Seite diese
Bedingungen dem Bundesminister für Finanzen mitgeteilt?
5. Können Sie
ausschließen, dass nach Privatisierung der Post-Autobus-AG
ausschließlich
gemeinwirtschaftlich
durchführbare Kurse eingestellt werden und welche Maßnahmen
werden seitens des BMVIT zur Sicherstellung dieses Linienverkehrs
durchgeführt?
6. Worin liegen die
Gründe für die Säumnis bei der Erlassung einer Postuniversal-
dienstverordnung?
7. Für welchen Zeitpunkt ist deren Erlassung geplant?
8. Wie lauten (Kurzfassungen) die bis 20. Februar 2001 abgegebenen Stellungnahmen
aller
Landesregierungen zu dem mit 24. November 2000 versandten Entwurf einer Post-
Universaldienstverordnung?
9. Wurden vor Formulierung
des § l des Entwurfes der Post-Universaldienstverordnung
Daten
über die Erreichbarkeit von Postgeschäftsstellen im bundesweiten
Durchschnitt
erhoben und wieviele Postgeschäftsstellen sind durch diese Definition der
flächen-
deckenden
Versorgung von der Schließung bedroht?
10. Von welchen Gemeinden wurden an
Sie Petitionen zur Verhinderung von
Postamtsschließungen
herangetragen, geordnet nach Postämtern?
11. Mit welchen Bürgermeistern,
geordnet nach Namen und Gemeinde, führten Sie
Gespräche
über die Neustrukturierung der Postdienste?
12. Inwieweit ist das Land
Kärnten von dieser noch zu erlassenden Post-Universaldienst-
verordnung
betroffen und welchen exakten Inhalt hat der 1998 zwischen dem damaligen
Postgeneraldirektor
Johannes Ditz und dem damaligen Kärntner Landeshauptmann
Christoph Zernatto abgeschlossene Vertrag, der unter anderem auch eine Regelung
für
Postamtsschließungen,
enthält?
13. Inwieweit sind die Arbeiten an
einem Generalverkehrsplan (Bundesverkehrswegeplan)
fortgeschritten, wann soll dieses Konzept präsentiert werden und worin
liegen die
Gründe
für die mehrjährigen Arbeiten an diesem Generalverkehrsplan?
14. Inwieweit sind die Maßnahmen
der Mitglieder der Bundesregierung (von der
Einstellung
von Nebenbahnen über die Schließung von Gendarmerieposten und
Bezirksgerichten
sowie über die Einstellung der Postdienste bis hin zum
Investitionsstopp
in den Gemeinden durch die öffentliche Hand und in Folge durch
Private)
untereinander koordiniert und wurden Erhebungen über die Auswirkungen
dieser
infrastrukturellen Veränderungen auf die Lebens- und Wirtschaftssituation
im
ländlichen
Raum angestellt und wenn ja, in welcher Form?