3480/J XXI.GP
Eingelangt am: 27.02.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Lapp
und Genossen
an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen
betreffend Verwendung der Mittel aus der sogenannten “Behindertenmilliarde41 für
Umbauten von Hotellerie- und Gastronomiebetrieben
Im Sozialausschuss vom 20. Februar
2002 zeigte sich Staatssekretärin Mares Rossmann
erfreut
darüber, dass die ohnehin nur halbe “Behindertenmilliarde"
nicht nur für
arbeitsmarktpolitische
Maßnahmen verwendet werde, sondern dass darin auch Mittel für die
behindertengerechte
Ausgestaltung von Hotellerie und Gastronomie enthalten seien.
Diese Aussage von
FPÖ-Tourismusstaatssekretärin Rossmann offenbart den wahren
Charakter
der sogenannten “Behindertenmilliarde" - nämlich Förderung
von Wirtschaftsbe-
trieben
und nicht von behinderten Menschen. Es kann und darf nicht Sinn dieser Mittel
sein,
dass
Hoteliers billig ihre Hotels umbauen lassen. Die Unverfrorenheit mit der den
Behind-
erten,
die die Behindertenmilliarde ja größtenteils finanzieren, das Geld aus
der Tasche ge-
zogen
wird, erreicht damit einen vorläufigen Höhepunkt.
Darüber hinaus hat
Staatssekretärin Rossmann im Sozialausschuss bestätigt, dass es sich
bei
der
Behindertenmilliarde nicht um neue Mittel, sondern um eine reine Umschichtung
von
Geldern
handelt, die bereits in der Vergangenheit für behinderte Menschen zur
Verfügung
standen.
Umso problematischer ist die Mittelverwendung für die Umbauarbeiten von
Fremdenzimmern.
Stattdessen wurde die
Behindertenmilliarde von ÖVP und FPÖ als beschäftigungspolitische
Offensive für behinderte Menschen angekündigt, und um jenen Menschen
zu helfen, die bei
der
Suche nach einem Arbeitsplatz besondere Probleme haben. Von einer Verbesserung
der
Situation am Arbeitsmarkt für Behinderte oder vom Greifen der Maßnahmen
kann tatsächlich
nicht gesprochen werden. Schon die letzten Zahlen zeigen, dass die
Arbeitslosenrate um 3,7
Prozent
gestiegen ist. Das heißt nichts anderes als dass 1.248 behinderte
Menschen ihren
Arbeitsplatz
verloren haben - und das trotz "Behindertenmilliarde".
Die wahre Politik der blau-schwarzen Regierung hat sich
damit ein weiteres Mal offenbart.
Unter
dem Deckmantel einer Maßnahme für behinderte Menschen werden Gelder
zweckentfremdet und zur Finanzierung von Umbauarbeiten in Hotels genommen, ohne
dass
behinderte
Menschen Arbeitsplätze erhalten.
Die unterzeichneten Abgeordneten
richten in diesem Zusammenhang an den Bundesminister
für
soziale Sicherheit und Generationen nachstehende
Anfrage:
1. Es
wurde ein Kriterienkatalog für die Verteilung der Mittel aus der
sogenannten
Behindertenmilliarde
festgelegt; scheint in diesem der Umbau von Hotellerie- und
Gastronomie-Betrieben
auf?
2. Wenn nein, wie beurteilen
Sie dann die obigen Aussagen der Frau Staatssekretärin
Rossmann im Ausschuss für Arbeit und
Soziales am 20. Februar 2002?
3. Wieviele Hotelzimmer wurden
bisher insgesamt aus Mitteln der halben
Behindertenmilliarde umgebaut?
4. Welche
Hotellerie- und Gastronomiebetriebe (Name und Anschrift) kamen bisher jeweils
mit
welchen Geldsummen in den Genuss, Umbauarbeiten aus dem Titel
“Behindertenmilliarde"
zu finanzieren?
5. Welche Organisationen waren jeweils die Träger dieser Finanzierungen?
6. Welche
Geldsumme wurde insgesamt, aufgeschlüsselt nach Jahren, aus Mitteln der
halben
Behindertenmilliarde für
Umbauten von Hotellerie- und Gastronomiebetrieben bisher
aufgebracht?
7. Wie stehen Sie dazu, dass
mit Mitteln aus der halben Behindertenmilliarde, die der
Schaffung von Arbeitsplätzen für
Behinderte dienen soll, Umbauarbeiten von Hotellerie-
und Gastronomiebetrieben
gefördert werden?
8. Werden Sie sich dafür
einsetzen, dass diese Praktiken umgehend zurückgenommen
werden und dass die Gelder aus der halben Behindertenmilliarde
ausschließlich und
zweckgebunden nur für behinderte Menschen verwendet werden? Wenn ja, wie
und
wann? Wenn nein, warum nicht?
9. Welche
Förderungsmöglichkeiten standen bzw. stehen Hotellerie- und Gastronomie-
betrieben für behindertengerechte
Umbaumaßnahmen - mit Ausnahme der sogenannten
Behindertenmilliarde - in welcher Höhe zur Verfügung?
10. Wie hoch waren
die jährlichen Förderungen für behindertengerechte
Umbaumaßnahmen
in
Hotellerie- und Gastronomiebetrieben seit 1990?
11. Wieviele Zimmer wurden dadurch behindertengerecht gemacht?
12. Wurden
Förderungsgelder von den bisherigen Förderungstöpfen in die
“Behindertenmilliarde"
umgeschichtet? Wenn ja, in welcher Höhe?
13. Wieviele Arbeitsplätze für
Behinderte konnten jeweils durch die Finanzierung der Um-
bauten von Hotellerie- und Gastronomiebetrieben aus Mitteln der halben
Behinderten-
milliarde geschaffen werden?
14. Wie hat sich die
Behinderten-Arbeitslosenrate und die Zahl der in Beschäftigung
stehenden Behinderten seit Inkrafttreten der
“Behindertenmilliarde" jeweils monatlich bis
heute entwickelt?
15. Wieviele Arbeitsplätze konnten 2001 für behinderte Menschen geschaffen werden?
16. Wieviele Arbeitsplätze sollen
bzw. werden 2002 für behinderte Menschen geschaffen
werden?
17. Wieviele Ausbildungsplätze wurden 2001 für junge behinderte Menschen geschaffen?
18. Wieviele Ausbildungsplätze sollen
bzw. werden 2002 für junge behinderte Menschen
geschaffen werden?