3515/J XXI.GP
Eingelangt am: 27.02.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Glawischnig, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend Kosten des Nachnaltigkeitssymposium “Voraus Schauen, Zukunft Bauen"
Am
22. Februar fand in der Hofburg das Symposium “Voraus Schauen, Zukunft
bauen" statt. Die Veranstaltung wurde von Seiten der Bundesregierung als
“Auftakt
für einen österreichischen Dialog zur nachhaltigen Entwicklung"
in Vorbereitung des
Welt-Umwelt-Gipfels (Rio+10) in Johannesburg im August 2002 bezeichnet. Das
Symposium wurde von drei Ministerien (Umweltministerium,
Außenministerium,
Wirtschaftsministerium), der Wirtschaftskammer
und dem WWF veranstaltet. Als
Gastredner wurde unter anderem der amerikanische Zukunftsforscher John Naisbitt
verpflichtet.
Naisbitt
tätigte in seinem ca. halbstündigen Referat mit dem Titel “Hat
Nachhaltigkeit
Zukunft" eine Reihe von Aussagen, welche ihn eher als Gegner einer
nachhaltigen
Entwicklung erscheinen ließen. So
stellte er das Kioto-Klimaschutzabkommen in
Frage (“In der realen Welt wird Kioto
nicht stattfinden"), vertrat zum Thema Globale
Erwärmung" die Ansicht, dass “die Gesamtauswirkung nicht sehr
signifikant ist und
sehr wahrscheinlich nicht zu einem zerstörenden Problem für
künftiges Leben auf
unserem Planeten wird." Naisbitt verharmloste in seinem Referat
außerdem die
Dimension des weltweiten Artensterbens und stellte völlig unkritisch
internationale
Großkonzerne wie Shell als “Führende in Fragen sozialer
Verantwortung" dar. Dass
Shell weiterhin in Finanzierung von Bürgerkrieg, Waffenhandel und
Kooperation mit
Militärregimes verwickelt ist und beispielsweise - entgegen aller
Lippenbekenntnisse
für den Umweltschutz - Ölaustritte aus veralteten Shell-pipelines in
Nigeria immer
noch gängige Praxis sind und dadurch
große Flächen Ackerland auf Jahrzehnte
unfruchtbar und tausenden Menschen die Lebensgrundlagen geraubt werden,
ließ
Naisbitt unerwähnt.
Jan
Pronk, UN-Sonderbeauftragter für den Johannesburg-Gipfel,
ursprünglich laut
Programm ebenfalls Gastredner zur Veranstaltung
geladen, nahm bei dem
Symposium schließlich nicht teil.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Wie hoch waren insgesamt die
Kosten für das Symposium “Voraus Schauen
Zukunft Bauen"?
2. Welchen Anteil der Gesamtkosten
wurden von Ihrem Ressort getragen? Bitte um
genaue Auflistung der einzelnen Kostenpositionen und Beträge je
Kostenposition.
3. Können Sie
bestätigen, dass John Naisbitt für sein Referat seitens des BMLFUW
einen Betrag weit jenseits der hunderttausend-Schilling-Grenze erhalten hat?
4. Wie hoch war das Honorar für
Herrn Naisbitt genau? Auf welche Summe
belaufen sich die zusätzlichen Kosten für Reise und Spesen für
Herrn Naisbitt?
Von welchem Ressort wurden diese Kosten getragen?
5. War Ihr Ressort für die
Einladung von John Naisbitt zur oben genannten
Veranstaltung verantwortlich? Falls ja, was waren die Beweggründe, John
Naisbitt zu der Veranstaltung
als Gastredner einzuladen? Welche
wissenschaftlichen Beiträge haben John Naisbitt bisher als Experten
für
nachhaltige Entwicklung ausgewiesen?
6. Wie viele Förderansuchen
für Projekte zum Thema “nachhaltige Entwicklung"
wurden von Ihrem Ressort in dieser Legislaturperiode zwar als inhaltlich
sinnvoll
bewertet aber in Folge aus Gründen nicht vorhandener Finanzmittel
abgelehnt?
Listen Sie bitte die
einzelnen Projekte unter Angabe von Titel und angesuchtem
Finanzierungsvolumen
auf.
7. Warum hat UN-Sonderbeauftragter
Jan Pronk nicht, wie ursprünglich
vorgesehen, an der oben genannten Veranstaltung teilgenommen?