3523/J XXI.GP
Eingelangt am: 27.02.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, DI Wolfgang
Pirklhuber,
Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend Rückstände von Pestiziden in Lebensmitteln
Die Beantwortungen von Anfragen (2635/AB und
2906/AB) die jüngste Diskussion
über Rückstände von Pestiziden "in Lebensmitteln sowie Erkenntnisse
über den
Zusammenhang
von Fertilität und Pestiziden werfen wesentliche Aspekte der
Lebensmittelsicherheit
auf.
Laut neuester Agrarstatistik aus dem Grünen Bericht
des BMLFUW wurden im Jahr
2000 insgesamt 3563 t an Wirkstoffen von Schädlingsbekämpfungsmitteln
in
Österreich in Verkehr gebracht.
Dies bedeutet einen Zuwachs gegenüber 1999 um 145 t.
Damit ist seit 1997
erstmals wieder ein Anstieg der Menge an
Wirkstoffen zu verzeichnen!
Zusätzlich gibt es noch umfangreiche Eigenimporte
der Landwirte, die in dieser
offiziellen Statistik nicht erfasst sind.
"Zur offiziellen Mengenstatistik ist anzumerken, dass
in den letzten Jahren - v.a.
wegen der unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze für
Pflanzenschutzmittel in den
einzelnen EU-Mitgliedstaaten -von den
österreichischen Landwirten eine nicht
erfassbare Menge an Pflanzenschutzmitteln direkt in anderen EU-Mitgliedstaaten
eingekauft wurde."
Zitat: Grüner Bericht, S. 75.
Darüber hinaus steigt auch die Zahl der zugelassenen
Präparate seit 1998
kontinuierlich! Im Jahr 2000 waren 837 verschiedene
Pflanzenschutzmittelpräparate
zugelassen, was einen Anstieg um 47 gegenüber 1999 bedeutet.
Und es steigen nicht nur die Wirkstoffmengen und die
zugelassenen Präparate,
sondern auch die Konzentration der Wirkstoffmengen ist stark gestiegen -
dies kann
mit der Entwicklung bei diversen Waschmitteln verglichen werden. D.h. mit
derselben Menge kann jetzt eine größere Fläche bzw. dieselbe
Fläche öfter
behandelt werden.
Zielvorgabe des BMLF
aus dem Jahr 1994, nämlich eine Reduktion des
Pestizidverbrauchs um 20% bis zum Jahr 2000,
ist bisher klar verfehlt.
Außerdem ist die Tatsache, dass
Schadstoffe einen ungünstigen Einfluss auf
die menschliche Fruchtbarkeit haben, zum allgemein anerkannten Wissensgut
geworden (Symposium des
Umweltbundesamtes in Wien, April 1996).
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1.
Wie viele Proben im Hinblick auf Pestizid-Rückstände wurden in den
letzten
fünf Jahren genommen (produktbezogen und Gesamtzahl
bundesländerspezifisch
aufgeschlüsselt)?
2.
Wie viele Überschreitungen des Höchstwerte gab es? In wie vielen
Proben
wurden mehrere Pestizide nachgewiesen (produktbezogen und Gesamtzahl
bundesländerspezifisch
aufgeschlüsselt)?
3.
Wie viele Anzeigen wurden als Folge der Pestizid-Untersuchungsergebnisse
vorgenommen (produktbezogen und Gesamtzahl bundesländerspezifisch
aufgeschlüsselt)?
4.
Wie viele Anzeigen davon wurden gerichtlich /behördlich nicht
weiterverfolgt
(produktbezogen und Gesamtzahl bundesländerspezifisch
aufgeschlüsselt)?
5.
Wie viele jeweils inländische und ausländische Produkte wurden
daraufhin
beschlagnahmet bzw. eingezogen (produktbezogen und Gesamtzahl
bundesländerspezifisch aufgeschlüsselt)?
6. Welche Konsequenzen gedenken Sie aus den vorliegenden
Untersuchungsergebnissen und Expertenmeinungen zu ziehen?
7. Wie viele
8. Untersuchungen auf Pestizide sind zeitaufwendig, meist wurden die
beanstandeten Produkte bereits verzehrt, bevor
Untersuchungsergebnisse
vorliegen. Auf welche Weise werden die
Verbraucher über
Gefährdungspotenziale gewarnt, um eine Wiederholung der Konsumption von
belasteten Produkten zu vermeiden?
9.
Welche Maßnahmen zur Reduktion des Pestizid-Einsatzes außer den im
ÖPUL-Programm vorgesehenen, die freiwilliger Natur sind, werden Sie auf
nationaler Ebene setzten?
10.
Welche Maßnahmen zur Reduktion des Pestizid-Einsatzes werden Sie auf EU-
Ebene setzen?
11. Welche
Anstrengungen unternahmen Sie, um den Leitsätze über Pestizide aus
den Mitteilungen der Kommission: "Umwelt 2010: Unsere Zukunft liegt in
unserer Hand"(S.49) vom 24.1.2001 in der EU und in Österreich zum
Durchbruch zu verhelfen?
12. Werden Sie
dafür eintreten, dass die Untersuchungsergebnisse der EU-
Monitorings und der nationalen Überwachungsprogramme einschließlich
der
Gefährdungsabschätzung regelmäßig publiziert werden?
13. Wenn nicht, warum nicht?
14. Welche Empfehlungen des EU-Kontrollbesuchs 1998 (Anwendung von
Pestiziden in Österreich) wurden bis jetzt umgesetzt,
welche der beanstandeten
Mängel beseitigt?
15. In welchem
Umfang und mit welchem Ergebnis erfolgten die Kontrollen über
Lagerung und Verwendung von Pflanzenschutzmitteln in den einzelnen
Bundesländern im Jahr 2000 bzw 2001?
16. In
verschiedenen Bundesländern hat die Land- und Forstwirtschaftsinspektion
die sachgemäße Verwendung von
Schädlingsbekämpfungsmittel zu
überprüfen; das umfasst den Gebrauch, Verbrauch, die Be- und
Verarbeitung
sowie das Lagern und Aufbewahren. D.h. es muss kontrolliert werden, ob die
jeweils verwendeten Schädlings-bekämpfungsmittel in der jeweils
zulässigen
Konzentration sowie bei den jeweils
zulässigen Pflanzen verwendet werden. In
NO sind damit zwei Personen beauftragt, in OÖ und der ST drei, die
allerdings
noch weitere Kontrolltätigkeiten zu vorzunehmen haben (z.B. kompletten
Dienstnehmerschutz nach der Landarbeitsordnung
etc.). Werden Sie darauf
dringen, dass in mittelbarer Bundesverwaltung
die Kontrolle des
Pestizideinsatzes intensiviert und aus den Agrarressorts genommen wird?
17. Wenn nicht, warum nicht?
18. Welche
Wirkstoffe wurden in den letzten 10 Jahren in welcher Menge in
Österreich in Verkehr gebracht?
19.
Erscheinen Ihnen nicht Summenbelastungen verschiedener Pestizide in einem
Lebensmittel bedenklich, warum gibt es keine Begrenzung für
Summenbelastungen?
20. Aus welchen
Gründen sind keine strengeren Grenzwerte von Einzelpestiziden
(wirkstoffspezifische Grenzwerte) bei Vorhandensein mehrerer Pestizide
vorgesehen?
21. In
welcher Form werden Sie Konsequenzen aus der Feststellung des Grünen
Berichts über die verstärkte Einfuhr und Aufbringung von Pestiziden
ziehen?
22. Wie stehen Sie zum Ihrer 1994 bekundeten Absicht, eine Reduktion des
Pestizidverbrauchs um 20% bis zum Jahr 2000 anzustreben und zu erreichen?
23. Aufweiche
Weise werden Sie versuchen, den Eigenimport von Pestiziden
zahlenmäßig zu erfassen und zu verringern?