3524/J XXI.GP
Eingelangt am: 27.02.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Glawischnig, Freundinnen und Freunde
an den Bundeskanzler
betreffend Kosten des Nachhaltigkeitssymposium "Voraus Schauen, Zukunft Bauen"
Am
22. Februar fand in der Hofburg das Symposium "Voraus Schauen, Zukunft
bauen" statt. Die Veranstaltung wurde von Seiten der Bundesregierung als
"Auftakt
für einen österreichischen Dialog zur nachhaltigen Entwicklung"
in Vorbereitung des
Welt-Umwelt-Gipfels (Rio+10) in Johannesburg
im August 2002 bezeichnet, der
Bundeskanzler hielt die Eröffnungsrede.
Das Symposium wurde von drei Ministerien
(Umweltministerium, Außenministerium,
Wirtschaftsministerium), der
Wirtschaftskammer und dem WWF veranstaltet.
Als Gastredner wurde unter
anderem der amerikanische Zukunftsforscher John Naisbitt verpflichtet.
Naisbitt
tätigte in seinem ca. halbstündigen Referat mit dem Titel "Hat
Nachhaltigkeit
Zukunft" eine Reihe von Aussagen, welche ihn eher als Gegner einer
nachhaltigen
Entwicklung erscheinen ließen. So stellte er das
Kioto-Klimaschutzabkommen in
Frage ("In der realen Welt wird Kioto
nicht stattfinden"), vertrat zum Thema Globale
Erwärmung" die Ansicht, dass "die Gesamtauswirkung nicht sehr
signifikant ist und
sehr wahrscheinlich nicht zu einem zerstörenden Problem für
künftiges Leben auf
unserem Planeten wird." Naisbitt verharmloste in seinem Referat
außerdem die
Dimension des weltweiten Artensterbens und stellte völlig unkritisch
internationale
Großkonzerne wie Shell als "Führende in Fragen sozialer
Verantwortung" dar. Dass
Shell weiterhin in Finanzierung von Bürgerkrieg, Waffenhandel und
Kooperation mit
Militärregimes verwickelt ist und beispielsweise - entgegen aller
Lippenbekenntnisse
für den Umweltschutz - Ölaustritte aus veralteten Shell-pipelines in
Nigeria immer
noch gängige Praxis sind und dadurch
große Flächen Ackerland auf Jahrzehnte
unfruchtbar und tausenden Menschen die
Lebensgrundlagen geraubt werden, ließ
Naisbitt unerwähnt.
Jan
Pronk, UN-Sonderbeauftragter für den Johannesburg-Gipfel,
ursprünglich laut
Programm ebenfalls Gastredner zur Veranstaltung geladen, nahm bei dem
Symposium schließlich nicht teil.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Wie hoch waren insgesamt die Kosten für das
Symposium "Voraus Schauen
Zukunft Bauen"?
2. Welchen Anteil der Gesamtkosten wurden von der
Bundesregierung getragen?
Bitte um genaue Auflistung der einzelnen
Kostenpositionen und Beträge je
Kostenposition.
3. Können Sie bestätigen, dass John
Naisbitt für sein Referat einen Betrag weit
jenseits der hunderttausend-Schilling-Grenze
erhalten hat?
4. Wie hoch war das Honorar für Herrn Naisbitt
genau? Auf welche Summe
belaufen sich die zusätzlichen Kosten für Reise und Spesen für
Herrn Naisbitt?
Von welchem Ressort wurden diese Kosten getragen?
5. War die Bundesregierung für die Einladung von
John Naisbitt zur oben
genannten Veranstaltung verantwortlich? Falls
ja, was waren die Beweggründe,
John Naisbitt zu der Veranstaltung als Gastredner einzuladen? Welche
wissenschaftlichen Beiträge haben John Naisbitt bisher als Experten
für
nachhaltige Entwicklung ausgewiesen?
6. Wie viele Förderansuchen für Projekte
zum Thema "nachhaltige Entwicklung"
wurden von der Bundesregierung in dieser Legislaturperiode zwar als inhaltlich
sinnvoll bewertet aber in Folge aus Gründen nicht vorhandener Finanzmittel
abgelehnt? Listen Sie bitte die einzelnen
Projekte unter Angabe von Titel und
angesuchtem Finanzierungsvolumen auf.
7. Warum hat UN-Sonderbeauftragter Jan Pronk nicht,
wie ursprünglich
vorgesehen, an der oben genannten Veranstaltung teilgenommen?