3539/J XXI.GP
Eingelangt am: 28.02.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Ulli Sima
und Genossinnen
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend das Forschungsprojekt über virusresistente Marillen der Universität für
Bodenkultur Wien
Per Ministerratsbeschluss wurde am 11. April 2000 ein von
der Universität für Bodenkultur
Wien beantragtes Projekt zur Forschung an
gentechnisch veränderten Marillen genehmigt. Im
Rahmen des Projekts mit dem Titel “Charakterisierung transgener
Obstbäume und
Untersuchungen direkter und indirekter
biologischer Wechselwirkungen" werden in
Marillenpflanzen das Gen für
die Virushülle des Plum Pox-Virus eingebracht, das
Verursacher der Sharka-Virose ist.
Der Umfang des Projekts, das auf zwei Jahre angelegt ist,
beträgt 10,4 Millionen ATS
(755797 Euro). Die finanziellen Mittel werden je zur Hälfte vom
Ministerium für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und vom Ministerium für
Bildung,
Wissenschaft und Kultur zur Verfügung
gestellt.
In einem glashausartigem Saranzelt
werden - also vorerst in einem geschlossenen System - in
der
ersten Phase des Projekts gentechnisch veränderte Marillen unter anhaltend
natürlichen
Bedingungen
gezüchtet. Für Phase l sind zwei Jahre Untersuchungszeitraum
veranschlagt.
Phase 2
des Projekts sieht eine Freisetzung der transgenen Pflanzen vor, es muss dazu
eine
behördliche Genehmigung
nach dem Gentechnikgesetz eingeholt werden. “Nur im Freiland
lassen sich die genetische
Stabilität der eingebrachten Gene und die komplexen
Wechselwirkungen mit anderen Organismen im jahreszeitlichen Verlauf über
einen längeren
Zeitraum untersuchen", macht man auf der homepage der Universität für
Bodenkultur auch
gar keinen Hehl aus den weiteren Plänen mit den Marillen-Bäumen. Nach
den Versuchsjahren
im Saranzelt scheint auf jeden Fall eine
Freisetzungsphase vorgesehen zu sein.
Das Projekt könnte somit auch eine Art
“Eisbrecher-Funktion" haben, denn nachdem in
Österreich bereits etliche Freisetzungsanträge für
genmanipulierte Pflanzen auf Grund des
massiven Widerstands der Bevölkerung gescheitert sind, soll nun
offensichtlich im Namen
der sogenannten “Sicherheitsforschung" der anhaltende Widerstand
gebrochen werden. Die
Verwendung von Steuergeldern für derartige Projekte, deren Sinnhaftigkeit
im Kampf gegen
den Sharka-Virus übrigens schwer in Zweifel gezogen werden muss, ist zudem
völlig
inakzeptabel.
Die unterzeichneten
Abgeordneten richten daher an den Bundesminister
für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft nachstehende
Anfrage:
1) In welchem Stadium befindet sich das besagte Marillen-Projekt
der Universität für
Bodenkultur Wien?
2) Wann war der genaue Projektbeginn, d.h. wann wurden die
gentechnisch veränderten
Marillen-Bäume
im Saran-Zelt gepflanzt?
3) Seit wann arbeitet die Universität für
Bodenkultur an diesem Projekt (inklusive aller
Vorbereitungsarbeiten)?
4) Ist nach Abschluss der Phase l nun eine Freisetzung der Gen-Pflanzen geplant?
5) Falls ja, wann?
6) Falls ja, wo werden die Gen-Pflanzen freigesetzt?
7) Falls ja, wird die Bevölkerung über die Freisetzung informiert?
8) Gibt es bereits einen Freisetzungsantrag?
9) Ist nach Ansicht der Antragsteller die Durchführung des
Projekts ohne Freisetzung der
transgenen
Pflanzen zielführend?
10) Lassen sich auch im Saran-Zelt die genetische Stabilität der
eingebrachten Gene und
die Wechselwirkungen mit anderen Organismen untersuchen?
11) Falls nein, ist dann das Ziel des Projekts, das schliesslich
klären soll, “ob die
genetische
Veränderung der Pflanzen über einen längeren Zeitraum stabil
erhalten
bleibt
und die möglichen Wechselwirkungen mit der Umgebung und ihre
Auswirkungen"
ermitteln soll, ohne eine Freisetzung nicht klar verfehlt?
12) Ist ein Abschluss des Projekts nicht vielmehr mit der zwingenden
Freisetzung der
Marillen-Bäume
verbunden?
13) Wie viele Pflanzen wurden im Saran-Zelt gepflanzt?
14) Halten Sie die Verwendung von Steuergeldern für derartige
Projekte für
gerechtfertigt?
15) Wenn ja, warum?
16) Was sind die gentechnik-freien (züchterischen) Alternativen zur
Bekämpfung des
Sharka-Virus?
17) Werden auch diese von Ihrem Ministerium entsprechend finanziell gefördert?
18) In welchem Aussmass leidet die Marillen-Zucht in Österreich
unter dem Befall des
Sharka-Virus?
19) Welche Schäden in finanzieller Hinsicht richtet der genannte
Virus jährlich in
Österreich
aus?
20) Wie wird in anderen Ländern, in denen Marillen gezüchtet
werden, gegen diese
Obstbaumkrankheit
vorgegangen?
21) Gibt es international vergleichbare Forschungsprojekte mit
transgenen
Marillenbäumen?
22) Falls ja, wo und mit welchen Ergebnissen?
23) Hat sich die Universität für Bodenkultur - ausgenommen dem
aktuellen Marillen-
Projekt
- schon bisher mit transgenen Pflanzen beschäftigt?
24) Falls ja, mit welchen und mit welchen Ergebnissen?
25) Haben Sie die Öffentlichkeit in Österreich generell
über das Marillen-Projekt der
Universität für
Bodenkultur informiert?
26) Wenn ja, in welchem Ausmass?
27) Werden im Rahmen dieser Forschungsarbeit auch die negativen
Auswirkungen des
Einsatzes
der Gentechnik in der Landwirtschaft erforscht?
28) Können Sie bei der Abwicklung des Projekts Gefahr für
Mensch und Umwelt
ausschliessen?
29) In welchem Aussmass leistet das genannte Projekt einen Beitrag zur
Sicherheitsforschung
in Österreich?
30) Welche Begleitprojekte werden auf der Universität für
Bodenkultur zum genannten
Marillen-Projekt noch
durchgeführt?
31) Finanziert Ihr Ministerium - vielmehr finanzieren die
SteuerzahlerInnen - auch noch
weitere
Forschungsprojekte mit transgenen Pflanzen?
32) Wenn ja, welche und in welchem Ausmass?