354/J XXI.GP

 

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Dietachmayr, Antoni

und Genossen

an den Bundeskanzler

betreffend „Benes - Dekrete“ und ‚,AVNOJ - Bestimmungen“

 

Im Regierungsprogramm von FPÖ und ÖVP ist unter dem Titel „Wiedergutmachung

für Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Vertriebene“ folgendes festgehalten:

„Die Bundesregierung wird um sachgerechte Lösungen in den Fragen aller im Zuge

des 2. Weltkrieges zur Zwangsarbeit gezwungenen Personen, der österreichischen

Kriegsgefangenen sowie der in der Folge der Benes - Dekrete und AVNOJ -

Bestimmungen nach Österreich vertriebenen deutschsprachigen Bevölkerung

bemüht sein.“

Der niederösterreichische FPÖ - Obmann Hans - Jörg Schimanek hat in einer

Aussendung vom 10. Februar 2000 folgendes festgestellt: „Solange Tschechien nicht

bereit ist, die menschenrechtswidrigen Benes - Dekrete aus seiner Verfassung zu

streichen, wird es keinen EU - Beitritt unseres Nachbarlandes geben.“ Abschließend

meinte Schimanek: „Solange freiheitliche Politiker die Geschicke Österreichs in

Regierungsverantwortung mitbestimmen, werde es jedenfalls keinen EU - Beitritt

Tschechiens ohne Verzicht auf die Benes - Dekrete geben.“

 

In einem Interview mit der Tageszeitung „Kurier“ vom 13. Februar 2000 haben Sie im

Zusammenhang mit dem EU -Erweiterungsprozess auf die Frage „Es gibt Ängste in

den Nachbarländern, dass Österreich durch die Regierungsbeteiligung der FPÖ den

Beitrittsprozess verzögert“, folgendes geantwortet: „Es gibt keinen Hinweis, dass

Österreich von seinem Pro - Erweiterungskurs abgeht. Die mittel - und

osteuropäischen Länder kennen mich. Wir haben keinen Grund, den

Erweiterungsprozess zu verlangsamen. Wir müssen uns den Problemen in

Verhandlungen stellen: beim Personenverkehr muss es Übergangsfristen geben.

Und auf die Frage: „Sind die Benes - Dekrete Tschechiens eine Hürde?“ haben Sie

geantwortet: „Die Fragen der Restitution und der Rechtsnachfolge sind immer ein

bilaterales Thema gewesen. Sie müssen in gutem nachbarschaftlichem Geist

diskutiert werden. Nicht als Junktim. So wie wir unsere Vergangenheit aufarbeiten -

was nicht immer leicht ist wird auch in anderen Ländern die Vergangenheit

aufgearbeitet werden müssen.“

 

In einem Interview mit dem Wochenmagazin „FORMAT“ vom 14. Februar 2000 meint

der Aussenminister der tschechischen Republik Jan Kavan, dass es mit Österreich

kein Vertrauensverhältnis mehr gebe und sagt wörtlich: „Insbesondere irritiert mich

Artikel 12 (des Regierungsübereinkommens - Anm.), wo in ein einem Atemzug NS -

Opfer mit jenen Menschen genannt werden, die die Tschechoslowakei nach 1945

verlassen mussten. Auch wenn Schüssel glaubhaft bestätigt, dass es so eine

Verbindung nicht gibt, sieht es ganz so aus, als hätten die Verfasser sehr wohl eine

solche gewollt.“ Auf die Frage „Welche Lösungen sehen Sie in der Frage der

Sudetendeutschen?“ antwortete der tschechische Aussenminister: „Wünschenswert

wäre ein ähnlicher Weg wie der mit Deutschland. Allerdings braucht man für eine

Lösung eine Atmosphäre des Vertrauens. Da es eine solche mit Österreich nicht gibt,

werden wir die Expertengespräche verschieben.“

 

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundeskanzler

nachstehende

 

 

Anfrage:

 

 

1. Werden die Fragen der Entschädigung für zur Zwangsarbeit gezwungenen

    Personen, der österreichischen Kriegsgefangenen sowie der Benes - Dekrete

    und AVNOJ - Bestimmungen tatsächlich zusammenhängend gesehen?

 

2. Wird ein Junktim zwischen der Aufhebung der Benes - Dekrete und des EU -

    Beitritts Tschechiens hergestellt?

 

3. Wie schätzen Sie die Chancen - vor dem Hintergrund der Aussagen des

     tschechischen Aussenministers Jan Kavan - sachgerechte Lösungen für die

     Betroffenen zu finden, ein?