3556/J XXI.GP

Eingelangt am: 28.02.2002

 

ANFRAGE


der Abgeordneten Miedl

und Kollegen

an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen

betreffend die Methadonsubstitution sowie den Einsatz neuer Verfahren für den Drogenentzug

Seit dem Jahre 1987 besteht in Österreich für Drogenabhängige die Möglichkeit der
Substitutionsbehandlung mit Methadon. Methadon ist ein Opiat und darf unter anderem nur bei
Drogenabhängigen, bei denen schon mehrere Therapien erfolglos waren sowie bei HIV-
positiven Abhängigen eingesetzt werden. Obwohl Österreich an sich alles unternimmt, um die
Einnahme von Suchtmitteln zu bekämpfen, ist diese Form der Substitution in bestimmten Fällen
notwendig. Ein völliger Drogenentzug ist allerdings mit Methadon allein nicht zu erreichen.

An die Einführung der Substitutionsbehandlung haben sich bekanntlich positive Erwartungen
geknüpft; so erwartete man sich eine Senkung der HIV- und Hepatitis C Infektionsrate, eine
Reduzierung der Beschaffungskriminalität, sowie eine Reduktion der drogenbedingten
Prostitution.

In den vergangenen Jahren gab es vor allem im anglikanischen Bereich Forschungen und
Entwicklungen, die dazu führen könnten, Süchtige fast vollständig zu heilen. Es wurden
Medikamente erprobt, die hohe Entzugsquoten erzielen. Besonders große Erfolge soll in
Großbritannien das Verfahren "Detox 5" verzeichnet haben. Dieses Verfahren erreicht bei
vielen Patienten einen vollständigen Drogenentzug nach nur fünf Tagen Intensivbehandlung, an
die eine mehrmonatige Psychotherapie anschließt. Bei diesem Verfahren wird nach einer
umfassenden körperlichen Entgiftung "Naltrexonhydrochlorid" oder einfach "Naltrexon"
eingesetzt. "Naltrexon" greift direkt in die Nervenstellen des Gehirns ein und entfernt alle
Opiatmoleküle von den Rezeptoren im Gehirn. Die Verabreichung dieses Gegenmittels über ca.
l Jahr verhindert einen Rückfall. Bis jetzt sind keine Nebenwirkungen bekannt und “Naltrexon"
führt auch zu keiner Abhängigkeit. In Großbritannien wurden in den vergangenen sechs Jahren
mehr als 3.100 Opiatabhängige mit diesem Verfahren behandelt.

Angesichts der Tatsache, daß die Methadonsubstitution alleine keine ausreichende Hilfe bietet
und Verfahren wie "Detox 5" erfolgreich eingesetzt werden, sollte auch in Österreich diese Art
des Drogenentzugs verstärkt eingesetzt werden.


Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für soziale Sicherheit und
Generationen folgende

Anfrage:

1.   Wieviele Süchtige (Heroinabhängige) werden in Österreich insgesamt geschätzt?

2.   Wie hat sich die Gesamtzahl der Suchtgiftabhängigen in den letzten Jahren in Österreich
entwickelt?

3.   Wie hoch ist die Dosierung von Methadon, die Süchtigen durchschnittlich täglich
verabreicht wird?

4.   Wieviele Methadonpatienten waren seit 1991 auf Methadon eingestellt; wieviele auf
Morphine?

5.   Wieviele Methadonpatienten sind zusätzlich noch polytoxikoman?

6.   Welche Erfolge wurden bisher mit Methadon erzielt; wieviele Drogenpatienten schafften in
der Folge den kompletten Drogenausstieg?

7.   Welche Erfolge wurden mit anderen Substitutionsmittel erzielt?

8.   Wie hat sich die Zahl der Langzeitentzüge seit Einführung des Substitutionsprogrammes
entwickelt?

9.   Wie hoch sind seit 1987 die jeweiligen jährlichen Kosten der Methadonsubstitution für die
Sozialversicherungsanstalten?

10. Wie hoch sind durchschnittlich die Kosten für einen Methadonpatienten pro Jahr? Bitte um
Aufschlüsselung der Kosten nach den einzelnen Bundesländern.

11. Wie bewerten Sie das österreichische Substitutionsprogramm; insbesondere die Substitution
mit Methadon?

12. Welche Alternativen gibt es derzeit in Österreich zu Methadon?

13. Planen Sie wie Schweiz oder Deutschland Pilotinitiativen in Richtung “kontrollierte Abgabe
von Heroin für Schwerstabhängige"?

14. Wie beurteilen Sie das Verfahren "Detox 5" und das dabei eingesetzte Medikament
“Naltrexon"?

15. Werden Sie sich dafür einsetzen, dieses Suchtbekämpfungsverfahren in Österreich verstärkt
zur Anwendung zu bringen?

16. Wieviele Therapieplätze für Langzeitprogramme für den Drogenentzug gibt es in den
einzelnen Bundesländern; wo sehen Sie einen zusätzlichen Versorgungsbedarf?