3589/J XXI.GP
Eingelangt am: 11.03.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Dr. Josef Cap
und GenossInnen
an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten
betreffend offene Fragen im Zusammenhang mit der Rolle des Außenministeriums bei der
Irak-Reise von Landeshauptmann Dr. Jörg Haider
Im Hinblick auf die
Irak-Reise von Landeshauptmann Jörg Haider und die diesbezüglichen
Reaktionen
und Darstellungen des Außenministeriums ergeben sich eine Reihe offener
Fragen,
die von Außenministerin Ferrero-Waldner ungeachtet einer Vielzahl von
Gelegenheiten - einer Dringlichen Anfrage im Bundesrat am 21. Februar 2002, einer
Aktuellen Stunde im Nationalrat am 27. Februar 2002, in der
außenpolitischen Debatte im
Nationalrat
am 28. Februar 2002 sowie in der Sitzung des Rates für Angelegenheiten der
österreichischen
Integrations- und Außenpolitik am 5. März 2002 - bisher nicht
beantwortet
wurden.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für auswärtige
Angelegenheiten nachstehende
Anfrage:
1.
Mittlerweile ist klar, dass Österreichs Vertretung bei den Vereinten
Nationen und das
Außenministerium in Wien über die Reisepläne Jörg Haiders
in den Irak informiert
waren. Wieso waren Sie persönlich nicht informiert?
2.
Stimmt es, dass Ihr Kabinett, wie die Zeitschrift News am 21. Februar 2002
berichtete,
von der Österreichischen Vertretung
bei den Vereinten Nationen über die Ansuchen der
Firma FSI für den Flug Jörg Haiders in den Irak informiert
worden war? Wenn ja, wer in
Ihrem Kabinett war informiert? Weshalb waren Sie persönlich nicht
informiert?
3.
Die Zeitschrift “News" berichtete am 24. Jänner 2002, Haider
hätte seine für 22. Jänner
d.J. geplante Reise bei Saddam Hussein
“nur kurz verschoben". Wieso waren Sie nicht
informiert? Wieso wurde von Seiten des Außenministeriums nichts
unternommen?
4. Wie ist das Berichtswesen im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten
organisiert? Haben
die Ereignisse rund um die Irak-Reise von Landeshauptmann Dr. Jörg
Haider zu einer Änderung des Berichtswesens in Ihrem Ressort geführt?
Wenn nein,
warum
nicht?
5. Auf Basis welcher Informationen begrüßte das
Außenministerium in seiner ersten
Reaktion
(11. Februar 2002, 18.38 Uhr, APA 558) allfällige
“lösungsorientierte
Gespräche"
in Bagdad? Was war mit diesen “lösungsorientierten
Gesprächen" gemeint?
6. Sie haben im außenpolitischen Ausschuss am 14. Februar 2002 auf mehrmaliges
Nachfragen
erklärt, dass die erste Reaktion Ihres Ministeriums vom 11. Februar d.J.
nicht
mit
Ihnen abgesprochen gewesen wäre. Die Nachricht von der Reaktion
hätten Sie auf
Ihrem
Flug nach Istanbul erhalten. Die erste Meldung über Haiders Besuch im Irak
erfolgte am 11. Februar um 13.59 Uhr in der APA. Wieso haben Sie von sich aus
keine
Schritte gesetzt, um persönlich auf diese Meldung zu reagieren bzw. um mit
Ihren
Mitarbeitern
den Inhalt einer Stellungnahme zu besprechen?
7. In der Beantwortung der Dringlichen Anfrage im Bundesrat
am 21. Februar d.J. meinten
Sie, es
könne davon ausgegangen werden, dass jedem interessierten
Staatsbürger die auch
von
Österreich mitgetragenen Sanktionsbeschlüsse der UNO gegen den Irak
bekannt sind.
Diese
Kenntnis der Position der österreichischen Bundesregierung könne man
auch von
einem Landeshauptmann erwarten. Hätte die Nachricht von der Reise
Jörg Haiders in den
Irak im
Außenministerium nicht als “hochsensibel" eingestuft werden
müssen, noch dazu,
wo dem Kabinett offenkundig bekannt war, dass die Ansuchen Jörg Haiders
beim
Sanktionenkomitee der Vereinten Nationen nicht genehmigt worden waren? Wie ist
der
Inhalt
der ersten Reaktion Ihres Ressorts zu erklären?
8. Was haben Sie unternommen oder veranlasst, als Ihnen -
nach Ihren eigenen Aussagen -
am 11. Februar 2002 bekannt wurde, dass sich Landeshauptmann Haider zu
hochrangigen
politischen
Gesprächen im Irak befindet?
9. Wenn Sie, wie Sie im außenpolitischen
Ausschuß am 14. Februar d.J. auf mehrmaliges
Nachfragen
erklärt haben, mit der ersten Reaktion Ihres Ministeriums vom 11. Februar
nicht
einverstanden waren, wieso haben Sie erst am 13. Februar persönlich
Stellung
genommen?
10. Wieso hat die Öffentlichkeit erst am 14. Februar d.J. erfahren,
dass es für die Reise Jörg
Haiders offenbar keine Genehmigung des UN-Sanktionenkomitees gab? Wieso haben
Sie
die
Öffentlichkeit nicht von sich aus informiert?
11. Bundeskanzler Schüssel hat sich im Gegensatz zu seiner ersten
Reaktion vom 12. Februar
2002 ,
in der er meinte, er wolle die Privatreise Jörg Haiders nicht
kommentieren, im
Anschluß
an den Ministerrat am 14. Februar 2002 gegen die Irak-Reise des Kärntner
Landeshauptmanns
gestellt. Zur Darstellung es handle sich um eine private Reise meinte
Bundeskanzler
Schüssel: “...jeder Politiker agiert natürlich im weitesten
Sinn politisch".
Der Kärntner
Landtag hat mittlerweile einen Untersuchungsausschuss zur Irak-Reise des
Kärntner Landeshauptmanns eingeleitet. Unterstützt das Ihre Theorie,
es habe sich bei
dieser Reise um eine “Privatreise" gehandelt?
12. In der Beantwortung der Dringlichen Anfrage im Bundesrat am 21.
Februar 2002 haben
Sie auf
die Frage “Steht die Solidaritätsbotschaft, die Landeshauptmann
Haider der
,weisen
Führung' des Irak überbracht hat, in Übereinstimmung mit der
Position des
Außenamtes
und der österreichischen Bundesregierung?" geantwortet, dass Ihnen
eine
Solidaritätsbotschaft
von Landeshauptmann Haider an die “weise Führung" des Irak
nicht
bekannt
sei. Die APA berichtete am 12. Februar 2002 über diese Aussage Jörg
Haiders
anlässlich
des Treffens mit Saddam Hussein. Mittlerweile liegt auch eine Übersetzung
der
Meldung
des irakischen Fernsehens vor, die wir Ihnen in der Sitzung des Rates für
Angelegenheiten
der österreichischen Integrations- und Außenpolitik zur Kenntnis
gebracht
haben. Steht die Solidaritätsbotschaft, die Landeshauptmann Dr. Jörg
Haider der
“weisen
Führung" des Irak überbracht hat, in Übereinstimmung mit
der Position des
Außenamtes
und der österreichischen Bundesregierung?
13. Jörg Haider hat der Öffentlichkeit am 27. Februar
mitgeteilt, dass alles “legal" gewesen
sei,
dies habe inzwischen sowohl die UNO als auch Bundeskanzler Wolfgang
Schüssel
festgestellt
(APA 313, 27. Februar 2002). Hat die UNO mittlerweile festgestellt, dass alles
“legal"
gewesen sei?
14. Wurde von der österreichischen Bundesregierung geklärt, ob durch die Reise von
Landeshauptmann Dr.
Jörg Haider ein Verstoß gegen das UN-Sanktionenregime vorliegt?
Wenn
nein, warum nicht?
15. Wenn ja, wie lautet das Ergebnis dieser Prüfung?
16. Wurde durch die Irak-Reise Jörg Haiders und die Mitnahme von
medizinischen Geräten
das
österreichische Außenhandelsgesetz verletzt? Wenn ja, welche
Konsequenzen hat
das?
17. Welches
Reisedokument benutzte Landeshauptmann Dr. Jörg Haider bei seiner Reise in
den Irak? Wurde ihm ein Diplomaten- oder Dienstsichtvermerk ausgestellt?
18. Weshalb sind Sie nicht bereit, das Parlament und die
Öffentlichkeit in einem schriftlichen
Bericht
über diese Fragen zu informieren?
19. Sie haben in Beantwortung der Dringlichen Anfrage des Bundesrates zu
einer Reihe von
Fragen im Zusammenhang mit der Reise Jörg Haiders nicht Stellung genommen
(z.B.
Kosten
der Reise, Verhältnis Kosten der Hilfsgüter und Kosten der Reise; bei
der
Beantwortung der Frage, wie die Hilfsgüter in den Irak gelangten, bezogen
Sie sich
lediglich auf eine Aussendung der Freiheitlichen Partei; darüber hinaus
meinten Sie, einen
Kontakt
mit Jörg Haider nach seiner Reise hätte es wegen des privaten
Charakters der
Reise
nicht gegeben; usw.). Im Rat für Auswärtige Angelegenheiten haben Sie
erklärt, Sie
würden
vom Kärntner Landeshauptmann keinen Bericht über seine Reise
anfordern, da es
sich um
eine private Reise gehandelt habe. Auf Basis welcher Informationen beurteilt
die
österreichische
Bundesregierung, ob ein Verstoß gegen das UN-Sanktionenregime
vorliegt?
20. Wie stehen Sie zu den Plänen Jörg Haiders für eine
weitere Irak-Reise (APA 335, 27.
Februar
2002)? Diese Frage wurde auch in der Plenardebatte am 28. Februar d.J.
angesprochen,
in der Sie nicht bereit waren, zur Irak Reise Jörg Haiders Stellung zu
nehmen.
21. Der Landeshauptmann von Kärnten meinte in seinem Interview vom
27. Februar 2002,
die UNO werde die Sanktionen lockern müssen (APA 313, 27. Februar 2002).
Deckt sich
diese
Aussage mit der Position der österreichischen Bundesregierung?
22. Weshalb wurden folgende Aussagen von Landeshauptmann Dr. Jörg
Haider bisher nicht
dementiert:
“Erstens habe ich mit ihr (Riess-Passer) telefonischen Kontakt. Zweitens
haben
wir das innerhalb der Regierung koordiniert." (13. Februar 2002, in der
ZIB 1);
“Das
Außenministerium war unterrichtet." (APA 322, 14. Februar 2002)?