3624/J XXI.GP
Eingelangt am: 20.03.2002
DRINGLICHE ANFRAGE
des Abgeordneten Van der Bellen, Pilz, Freundinnen
und Freunde
an den Bundeskanzler
betreffend Abfangjäger
Mit dem geplanten Kauf von Abfangjägern soll
die größte staatliche Einzelinvestition
der Nachkriegszeit getätigt werden. Nie zuvor ist in Österreich so
viel Geld mit so
wenig Sinn ausgegeben worden.
Von StudentInnen bis zu PatientInnen
werden große Gruppen der Bevölkerung
belastet. Soziale Leistungen werden eingeschränkt. Trotz der wachsenden
Bedrohung durch Armut werden sozial benachteiligte Menschen im Stich gelassen.
Während die sozialen und
ökologischen Bedrohungen steigen, nimmt die militärische
Bedrohung Österreichs
ab. Das Heeresnachrichtenamt kam im Juni 2001 zu einem
eindeutigen
Schluss: “Die Streitkräfteentwicklung im Umfeld Österreichs
spiegelt
generelle bereits langfristig erkennbare Tendenzen in ganz Europa wider. Die
Streitkräfte
der Nachbarstaaten werden vor dem Hintergrund der geringen bis nicht
mehr
vorhandenen Bedrohung und den Kürzungen der Militärhaushalte weiter
reduziert.
Diese Kürzungen gehen zu Lasten der territorialen
Verteidigungskräfte.
Jene
Staaten im Umfeld Österreichs, die noch nicht Mitglied der NATO/EU sind,
sind
nicht in der Lage, im operativen Rahmen offensiv zu werden... Unter
Berücksichtigung der sicherheitspolitischen Lage in Europa und des
unmittelbaren Umfeldes ist keine konventionelle militärische Bedrohung
für
Österreich erkennbar und auch nicht prognostizierbar." Trotzdem sollen
Abfangjäger um rund 1,8
Milliarden Euro beschafft werden.
Bis heute konnte niemand
erklären, wie der Kauf der Abfangjäger mit dem Ziel des
Nulldefizits vereinbar ist. Staatssekretär Finz hat wenigstens in einem
Punkt Klarheit
geschaffen: “Die tatsächliche Bezahlung findet erst in der
nächsten Legislaturperiode
statt".
Laut Umfragen lehnen rund vier Fünftel der
Österreicherinnen diesen Kauf ab. Trotz
aller Bekenntnisse zu den Möglichkeiten direkter Demokratie ignoriert die
Regierung
den Willen der großen Mehrheit. Dazu soll sie aber endlich erklären,
warum - anders
als im Falle Zwentendorfs - den BürgerInnen das Recht auf eine
Volksabstimmung
vorenthalten werden soll.
Weil der geplante Kauf in seiner Bedeutung
und durch die Zuständigkeit mehrerer
Ministerien weit über die Grenzen eines Ressorts hinausgeht und weil die
Frage, ob
das Volk über den Kauf entscheiden soll, weit über die Kompetenzen
einzelner
Fachminister hinausgeht, stellen die unterfertigten Abgeordneten an den
Bundeskanzler folgende
ANFRAGE:
1. Der Bundesminister
für Landesverteidigung hat im Nationalrat klargestellt, dass
die geplanten Abfangjäger ausschliesslich luftpolizeilichen
Massnahmen dienen
sollen. Warum erklären Sie im Gegensatz zum Verteidigungsminister, dass
Österreich die Abfangjäger zur Verteidigung brauche?
2. Der Bundesminister für Finanzen
hat klar gestellt, dass der Kauf der Abfangjäger
finanziell "nicht leistbar ist". Wie wollen Sie rund 1,8 Mrd Euro
für die Beschaffung
aufbringen und gleichzeitig Ihr Versprechen "Keine neuen Schulden
mehr" halten?
3. Laut Aussage des Verteidigungsministers
wird der geplante Kauf der Abfangjäger
die Budgets zumindest der nächsten drei Legislaturperioden belasten. Wie
lautet
dafür der detaillierte
Finanzierungsplan?
4. 1978 hat sich die österreichische
Bevölkerung in einer Volksabstimmung gegen
den Betrieb von Atomkraftwerken ausgesprochen. Das Atomkraftwerk Zwentendorf
war zu diesem Zeitpunkt bereits fertiggestellt. Bei einer rechtzeitigen
Volksabstimmung hätte eine teure Fehlinvestition aus Steuergeldern
vermieden
werden können. Sind Sie bereit, die Anschaffung von Abfangjägern vor
Abschluss
des Kaufvertrages einer Volksabstimmung zu unterziehen?
In formeller Hinsicht
wird die dringliche Behandlung dieser Anfrage unter Verweis auf
§ 93 Abs 1 GOG
verlangt.