3668/J XXI.GP

Eingelangt am: 21.03.2002

ANFRAGE

der Abgeordneten Mag. Muttonen und GenossInnen

an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur

betreffend Kunsthistorisches Museum

Kritiker sehen als eine der Folgen der Autonomie der österreichischen Museen einen
zunehmenden Kommerzialisierungsdruck und damit verbundenen Qualitätsabfall in
einigen Bundesmuseen: die Ausgliederung bringt einen verstärkten Kostendruck mit
sich; der Zwang gute Besucherquoten zu erzielen, führt zu einem Mehrangebot
publikumswirksam gestalteter Kunst. Dabei laufen Inhalte, die keinen Gewinn
erwarten lassen, Gefahr vernachlässigt zu werden oder gänzlich auf der Strecke zu
bleiben. So ist - obwohl der Bereich Forschung in der Museumsordnung, aber auch
im Museumsentwicklungsplan bis zum Jahr 2010 von entscheidender Bedeutung
und als wichtige Aufgabe angeführt ist - über die konkrete Forschungstätigkeit des
KHM in der medialen Außendarstellung nur ausgesprochen wenig zu erfahren.

Als eine der Hauptursachen für eine Vielzahl von offenen Fragen zur Organisation,
Leitung und finanziellen Gebarung des KHM und der eingegliederten Organisationen
wird immer öfter auch die Machtkonzentration im Bereich des KHM-lmperiums
angeführt. Offensichtlich wird die Herausforderung, einen “Kultur- und
Wirtschaftskomplex mit rund 800 Angestellten, einer Fläche von 80.000 m2 und
einem Umsatz von 420 Mio" (KHM-Generaldirektor Seipel, 8.3.2002, Der Standard)
zu leiten zusätzlich noch dadurch erschwert, dass klare Positionierungen und
Qualitätskriterien seitens der Kulturpolitik fehlen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an die Bundesministerin für Bildung,
Wissenschaft und Kultur nachstehende

Anfrage:

1.  Wie viele Sonderausstellungen mit welchen inhaltlichen Schwerpunkten wurden
im KHM 1999, 2000 und 2001 durchgeführt? Wie viele Sonderausstellungen sind
für 2002 geplant?

2.  Wie viele Mitarbeiter waren/sind mit den Vorbereitungsarbeiten für und der
Durchführung der Sonderausstellungen 1999, 2000, 2001 und 2002 befasst?

3. Wie hoch waren die Kosten bzw. die Besucherzahlen und Einnahmen aus den
jeweiligen Sonderausstellungen?

4.  Wie haben sich die Besucherzahlen des KHM 2001 (untergliedert nach KHM und
übrige Standorte) entwickelt?

5.  Laut Kulturbericht 2000 kam es von 1999 auf 2000 zu einer Erhöhung des
Personalaufwandes des KHM um 0,932 Mio Euro. Wie hat sich der
Personalaufwand des KHM 2001 entwickelt?

6.  Die “Jagd nach der Quote" birgt die Gefahr, dass zuwenig Ressourcen für
detaillierte Forschungsarbeit bzw. zur Erforschung neuer Felder zur Verfügung


stehen. Welche Strategien werden dagegen eingesetzt? Ist im KHM eine
Evaluierung der Effizienz der Forschungstätigkeit durchgeführt worden und wenn
ja, mit welchem Resultat?

7.  Sehen Sie durch die Vielzahl an Sonderausstellungen genügend verbleibende
Kapazitäten im KHM, damit dem Forschungsauftrag laut Museumsordnung
adäquat nachgekommen werden kann?

8.  Wie viele Bedienstete waren/sind im KHM (gegliedert nach Standorten) 2000,
2001 und aktuell beschäftigt?

9.  Wie viele Mitarbeiter standen/stehen dem KHM (gegliedert nach Standorten)
zusätzlich 2000, 2001 und aktuell als freie Mitarbeiter und auf Basis von
Werkverträgen zur Verfügung?

10. Die Basisabgeltung des Bundes für das KHM wurde von 1999 mit 13,722 Mio
Büro auf 14, 349 Mio Euro für das Jahr 2000 angehoben (Quelle Kulturbericht
2000). Die Notwendigkeit dieser Anhebung um 0,627 Mio Euro trotz Deckelung
wurde im letzten Kulturausschuss mit dem Anstieg der Personalaufwendungen
begründet. Hat sich diese Entwicklung im Jahr 2001 fortgesetzt und wenn ja, in
welcher Höhe?

11. In welchem Ausmaß war die Verringerung der operativen (für konkrete Vorhaben
bestimmten) Budgetmittel zugunsten des wachsenden Personalaufwandes im
KHM 2000 und 2001 festzustellen? Mussten aus diesem Grund Ankäufe im
Vergleich zu den Vorjahren reduziert werden? Wenn ja, welche konkret?

12. Wie hoch war die Basisabgeltung des Bundes für das KHM für das Jahr 2001?
Wie hoch wird diese 2002 sein?

13. Sie haben in einer AB (1681/AB) angekündigt, dass im Rahmen der Erstellung
des Budgets 2003 über eine Aufhebung der Deckelung der Basisabgeltung des
Bundes für die Museen zu verhandeln sein wird. Wie ist der aktuelle
Diskussionsstand dazu?

14. In einer Anfragebeantwortung (3258/AB) haben Sie ausgeführt, dass der
Generaldirektor des KHM eine Erfolgsprämie in Höhe von 20% seines
Jahresbezuges erhält, wenn die sog. “Escape-Klausel" (§8 Abs.2
Bundesmuseengesetz) nicht ausgelöst wird. Wo ist die Ausschüttung dieser
Erfolgsprämie (gesetzlich) geregelt? Gilt diese Erfolgsprämien-Regelung exklusiv
für den Generaldirektor des KHM oder findet sie auch auf alle anderen
Museumsdirektorinnen Anwendung? Falls die Erfolgsprämien-Regelung für alle
Museumsdirektorinnen Geltung hat: wer kam seit 2000 noch in den Genuss eines
leistungsbezogenen Zuschlages von 20 % seines/ihres gesamten
Jahresbezuges? Falls die Erfolgsprämien-Regelung nicht für alle gilt: warum
nicht?

15. Nachdem die Basisabgeltung für das KHM im Jahr 2000 trotz Deckelung erhöht
werden musste: ist dies als Überschreitung der sogenannten “Escape-Regelung"
nach § 8 Abs. 2 Bundesmuseengesetz zu bewerten, sodass 2001 keine
Erfolgsprämie für den Generaldirektor des KHM rückwirkend für das Jahr 2000


ausbezahlt werden wird?

16. In 3258/AB haben Sie darüber hinaus ausgeführt, dass der Generaldirektor des
KHM ein Fixgehalt sowie laut Vereinbarung vom 11.3.1999 einen “nicht
ruhegenussfähigen Zuschlag" bezieht. In welcher Höhe bewegt sich dieser
Zuschlag?

17. Wie hoch war die — mit der Eingliederung des Museums für Völkerkunde und des
österreichischen Theatermuseums begründete - Erhöhung des nicht
ruhegenussfähigen Zusatzbezuges von HR Seipel per 1.1.2001 konkret?

18. Ihren eigenen Aussagen im letzten Kulturausschuss zufolge wird für die zum
KHM gehörigen Bereiche Theatermuseum und Museum für Völkerkunde jeweils
ein neuer künstlerischer Leiter gesucht. Dies ist unter dem Aspekt, dass als
Ursache für die seinerzeitige Fusionierung der beiden Museen mit dem KHM
organisatorische und betriebstechnische Strukturverbesserungen sowie
Synergieeffekte angeführt wurden und der Generaldirektor des KHM für die
Ausweitung seiner Tätigkeiten per 1.1.2001 eine Erhöhung seines Bezuges
lukriert hat, eine überaus interessante Entwicklung. Wo sehen Sie die Synergie-
und Einsparungseffekte?

19. Zum Kulturmarketing: Existieren für das KHM Studien zum Besucherverhalten
bzw. zur Motivforschung, die ein zielgruppenorientiertes Kulturmarketing möglich
machen?

20. Gibt es Kooperationen mit anderen österreichischen Museen im Bereich
Kulturmarketing und wenn ja, welche, mit wem und in welcher Form?

21. Digitalisierung: Wie weit ist die Digitalisierung im KHM in den einzelnen
Abteilungen fortgeschritten? Ist sichergestellt, dass die teilweise bereits
bestehenden Datenbanken miteinander vernetzt werden können bzw. in eine
gemeinsame Datenbank implementiert werden können? Wurden die Mitarbeiter
des KHM in die Entscheidungsfindung zur Anschaffung der neuen Datenbank
miteinbezogen, um die durch die tägliche Arbeit gewonnenen Erfahrungswerte
einfließen lassen zu können?

22. In einem Interview hat KHM-Generaldirektor Seipel erklärt, dass in das

Lippizanermuseum ausschließlich Investitionen aus den Gewinnen des KHM im
Rahmen der Vollrechtsfähigkeit - also keine Steuergelder - geflossen sind.
Allerdings kursieren Gerüchte, wonach Mitarbeiter des KHM regelmäßig zu
Tätigkeiten im Lippizanermuseum herangezogen werden. Wie stehen Sie zu
diesen Vorwürfen, wonach es in diesem Bereich keine korrekte Trennung von
KHM und Lippizanermuseum geben soll? Wie ist die konkrete Aufteilung der
technischen und personellen Ressourcen zwischen KHM und Lippizanermuseum
gestaltet?

23. Stimmt es, dass Leihgaben des KHM dem Lippizanermuseum - entgegen
üblichen Usancen - unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden?

24. Gibt es ein Konzept und eine ausdrückliche Befürwortung Ihres Ressorts zum
Lippizanermuseum?


25. Existiert im KHM eine Betriebsvereinbarung zur EDV-unterstützten Erfassung
personenbezogener Daten? Falls nicht, auf welcher rechtlichen Basis erfolgt die
E D V-unterstützte Erfassung personenbezogener Daten und wann wird diese
Betriebsvereinbarung in Kraft gesetzt werden?

26. Die Museumsordnung des KHM sieht regelmäßige Forschungskonferenzen und
Akademikerkonferenzen vor. Wie oft wurden diese in den letzten beiden Jahren
durchgeführt?

27. Sind Partizipation, Dialog und kreative Einbeziehung der Mitarbeiter des KHM mit
der Führungsebene vorgesehen und wenn ja, in welcher Form findet Diskurs und
Diskussion statt?

28. Wer ist juristischer Besitzer des domain-Namens khm.at?

29. Dem Vernehmen nach soll die neue Telefonanlage des KHM bereits durch bloße
Anwahl einer Nebenstelle das Mithören aller im Raum geführten Gespräche -
ohne Wissen der Anwesenden- möglich machen. Sollte dies zutreffen, was
werden Sie unternehmen, um diesen skandalösen Missstand zu beseitigen?

30.KHM-Generaldirektor Seipel hat in einem Interview von der Notwendigkeit von
zusätzlichem Personal mit entsprechendem Know-how zum Aufbau einer
privatwirtschaftlichen Führung des KHM gesprochen. Welche Qualifikationen
haben die Leiter der EDV-Abteilung, des Profitcenters sowie die beiden
Prokuristen des KHM?

31. Welche konkreten Projekte wurden im Rahmen der Kooperationsvertrages
zwischen KHM, Guggenheim Foundation und der Eremitage für 2002 und die
Folgejahre entwickelt?