3684/J XXI.GP
Eingelangt am: 21.03.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Ulli Sima
und Genossinnen
an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen
betreffend Pestizidbelastung in Obst und Gemüse
Die Umweltschutzorganisation GLOBAL
2000 hat im Februar einen Lebensmittelskandal bei
aus Spanien importierten
Paprika aufgedeckt. Laut Angaben der Umweltschützer haben
Untersuchungen massive Pestizid-Belastungen
ergeben, unter den am häufigsten
Wirkstoffen befinden sich Stoffe wie Cypermethrin, Procymidone,
Iprodione - alles toxische
Stoffe, die krebserregend wirken, das
Nervensystem und auch das Erbgut schädigen können.
Inzwischen wurde auch bei anderen
Gemüsesorten und Obst eine überhöhte Pestizid-
Belastung bekannt. Besonders fatal
ist die Tatsache, dass sich in den Lebensmittel teilweise
“Cocktails" von Spritzmitteln befinden, in den genannten Paprikas
etwa wurden bis zu acht
verschiedene Pestizide entdeckt. Ein
derartiger “Mix" von Pestiziden kann in vielen Fällen viel
schädlicher sein, als die Wirkung einzelner Chemikalien. Wissenschaftliche
Studien belegen,
dass sich Pestizide gegenseitig in ihrer Wirkung um ein Vielfaches
verstärken können. In
Österreich gibt es für
Einzelwirkstoffe bei Pestizidbelastungen gesetzliche Grenzwerte, nicht
jedoch für die Gesamtbelastung. Somit wird oft - zum Schaden der
Konsumentinnen - ein
“Schlupfloch" in den gesetzlichen Bestimmungen zur Pestizidbelastung
genutzt: von jedem
einzelnen Giftstoff wird so viel eingesetzt, wie gesetzlich erlaubt - der
Gesamtbelastung ist
jedoch keine gesetzliche Grenze gesetzt.
Zudem haben die Konsumentinnen ein Recht darauf,
über Testergebnisse und
Pestizidbelastungen umgehend informiert zu werden.
Die unterzeichneten Abgeordneten
richten daher an den Bundesminister für soziale Sicherheit
und
Generationen nachstehende
Anfrage:
1) Welche Wirkstoffe umfassen die Untersuchungen auf
Pflanzenschutzmittelrückstände
bei Lebensmitteln, und wo liegen die
Nachweisgrenzen.
2) Wieviele Untersuchungen auf Pestizidbelastungen wurde bei aus
dem Ausland nach
Österreich importiertem Obst und Gemüse in den Jahren 2000, 2001 und
bisher im
Jahr
2002 unternommen (bitte um Aufgliederung nach Jahr, Produkt, Herkunftsland)?
3) Wieviele
der ausländischen Proben aus den Jahren 2001, 2002 waren mit
Rückständen
von
Pestiziden bis zum jeweiligen Grenzwert belastet (unter Aufgliederung nach
Jahr,
Produkt,
Herkunftsland und gefundenem Wirkstoff)
4) Wieviele der ausländischen Proben aus den Jahren 2001,
2002 waren mit Rückständen
von
Pestiziden über dem jeweiligen Grenzwert belastet (unter Aufgliederung
nach
Jahr,
Produkt, Herkunftsland und gefundenem Wirkstoff)
5) Wieviele der ausländischen Proben aus den Jahren
2001, 2002 waren mit Rückständen
von
mehr als einem Pestizid belastet(bitte um Aufgliederung nach Jahr, Produkt,
Herkunftsland, Anzahl der gefundenen Wirkstoff und Bezeichnung der gefundenen
Wirkstoffe)
6) Wieviele der ausländischen Proben aus den Jahren 2001,2002
waren mit Rückständen
von
Pestiziden, die in der EU nicht zugelassen sind, belastet (unter Aufgliederung
nach Jahr, Produkt, Herkunftsland und gefundenem Wirkstoff)
7)
Wieviele der ausländischen Proben aus den Jahren 2001,2002 waren mit
Rückständen
von
Pestiziden, die im jeweiligen Herkunftsland nicht zugelassen sind, belastet
(unter
Aufgliederung nach Jahr, Produkt, Herkunftsland und gefundenem Wirkstoff)
8) Wieviele der ausländischen Proben aus den Jahren 2001,2002
waren mit Rückständen
von
Pestiziden, die in Österreich nicht zugelassen sind, belastet (unter
Aufgliederung
nach Jahr, Produkt, Herkunftsland und gefundenem Wirkstoff)
9) Wieviele Untersuchungen bei ausländischen Produkten sind
für das heurige Jahr
geplant (unter Aufgliederung nach Produkt, Herkunftsland)?
10) Wieviele
Untersuchungen auf Pestizidbelastungen wurde bei heimischem Obst und
Gemüse in den Jahren 2000, 2001 und bisher im Jahr 2002 unternommen (bitte
um
Aufgliederung nach Jahr, Produkt, Bundesland)?
11) Wieviele der heimischen Proben aus den Jahren 2001, 2002 waren mit
Rückständen
von
Pestiziden bis zum jeweiligen Grenzwert belastet (unter Aufgliederung nach Jahr,
Produkt,
Bundesland und gefundenem Wirkstoff)
12) Wieviele der heimischen Proben aus den Jahren 2001, 2002 waren mit
Rückständen
von
Pestiziden über dem jeweiligen Grenzwert belastet (unter Aufgliederung
nach
Jahr,
Produkt, Bundesland und gefundenem Wirkstoff)
13) Wieviele der heimischen Proben aus den Jahren 2001, 2002 waren mit
Rückständen
von
mehr als einem Pestizid belastet (bitte um Aufgliederung nach Jahr, Produkt,
Bundesland, Anzahl der gefundenen Wirkstoff und Bezeichnung der gefundenen
Wirkstoffe)
14) Wieviele der heimischen Proben aus den Jahren 2001,2002 waren mit
Rückständen
von
Pestiziden, die in der EU nicht zugelassen sind, belastet (unter Aufgliederung
nach
Jahr, Produkt, Bundesland und gefundenem Wirkstoff)
15) Wieviele der heimischen Proben aus den Jahren 2001,2002 waren mit
Rückständen
von
Pestiziden, die in Österreich nicht zugelassen sind, belastet (unter
Aufgliederung
nach
Jahr, Produkt, Bundesland und gefundenem Wirkstoff)
16) Wie viele der
heimischen Proben aus den Jahren 2001,2002 waren mit Rückständen
von
Pestiziden, die in Österreich für die jeweilige Kultur nicht
zugelassen sind,
belastet
(unter Aufgliederung nach Jahr, Produkt, Bundesland und gefundenem
Wirkstoff)
17) Wie viele Untersuchungen bei heimischen Produkten sind für das
heurige Jahr geplant
(unter
Aufgliederung nach Produkt, Bundesland)?
18) Wie viele der in den Jahren 2000, 2001 und 2002 untersuchten Proben
wurden als
gesundheitsschädlich
nach dem Lebensmittelgesetz qualifiziert und auf Grund welcher
Parameter
(bitte Aufschlüsselung nach Jahr, Produkt, und Parametern)
19) Welche gerichtlich strafrechtlichen, verwaltungsstrafrechtlichen und
Fahrlässigkeitsdelikte
kamen in Folge der Feststellungen von überhöhten Werten von
Pflanzenschutzmittelrückständen oder nicht zugelassener
Pflanzenschutzmittel in den
Jahren 2000, 2001, 2002 zur Anwendung (bitte um Aufgliederung nach Jahr,
juristischer
Maßnahme, Anzahl der erfolgten juristischen Maßnahmen unter
Bezugnahme
ob Produzenten, Importeuren oder Händler davon betroffen waren und
zugrundeliegendem
Parameter)?
20) Wie viele ausländische Produkte in Gewichtsangaben wurden in
der Folge in den
besagten
Jahren einbezogen (bitte nach Jahren, Höhe der Pestizidbelastung, Produkten
und
Herkunftsland aufschlüsseln)
21) Wie viele heimische Produkte in Gewichtsangaben wurden in der Folge in den
besagten
Jahren einbezogen (bitte nach Jahren, Höhe der Pestizidbelastung,
Produkten
und
Herkunftsland aufschlüsseln)
22) Wie viele Anzeigen gab es in den besagten Jahren aufgrund überhöhter
Pestizidbelastung
(bitte nach Herkunftsland, Produkt, Höhe der Pestizidbelastung und
Jahr
aufschlüsseln)
23) Welche Strafen drohen bei Inverkehrbringung von Obst und
Gemüse, das überhöhte
Pestizidbelastung aufweist?
24) Wer wird in diesem Fall zur Verantwortung gezogen: Produzent,
Importeur oder
Händler?
25) Welche durchschnittliche Strafhöhe kam tatsächlich zur
Anwendung (bitte
aufschlüsseln
nach Jahr, Produzent, Importeur, Händler)
26) Welche sonstige Folgen hat das Feststellen von überhöhten
Werten an
Pflanzenschutzmittelrückständen darüber hinaus?
27) Werden bei Feststellung von überhöhten Werten von
Pflanzenschutzmittelrückständen
bei
Produkten einer Charge weitere Proben aus dieser Charge gezogen, um
festzustellen,
ob die gesamte Charge betroffen ist?
28) Wenn nein, warum nicht?
29) Wird versucht festzustellen, wo die Produkte aus der Charge, aus der das
kontaminierte
untersuchte Lebensmittel stammt, noch in den Handel, bzw. zum
Verkauf
für den Endkonsumenten gelangen?
30) Wenn nein, warum nicht?
31) Wird bei Feststellen von überhöhten Werten an
Pflanzenschutzmittelrückständen bei
Stichproben
aus einer Charge die gesamte Charge zum Gegenstand einer gerichtlich
strafrechtlichen,
verwaltungsstrafrechtlichen oder fahrlässigkeitsdeliktlichen
Verfolgung?
32) Wenn nein, warum nicht?
33) Wurden die Testergebnisse (siehe oben) den Konsumentinnen bekannt gegeben?
34) Wenn nein, warum nicht?
35) Wenn ja wann und in welcher Form?
36) Planen Sie, die Konsumentinnen künftig detailliert über
mögliche Pestizidbelastungen
von
Obst und Gemüse zu informieren?
37) Falls nein, warum nicht?
38) Wenn ja, wann, in welcher Form, Umfang und in welchem zeitlichen
Abstand zum
Untersuchungsergebnis?
39) Wie hoch waren die Kosten für die Lebensmitteluntersuchungen
auf
Pestizidrückstände
in den Jahren 2000 und 2001?
40) Wie hoch sind die Mittel, die dafür für die Jahre 2002 und 2003 vorgesehen sind?
41) Welche Mengen an Pestiziden wurden in Österreich in den Jahren
2000 und 2001 in
Verkehr
gebracht (bitte um Aufschlüsselung nach Wirkstoffen, gestaffelt nach Menge
und nach
Bundesland)?
42) Welche Schätzungen bestehen über den Umfang an
Eigenimporten an Pestiziden in
den
besagten Jahren?
43) Wie viele Pestizide sind in Österreich derzeit zugelassen?
44) Können Sie ausschließen, dass Landwirte Pestizide aus
dem Ausland importieren und
einsetzen, die in Österreich nicht zugelassen sind?
45) Wenn nein, welche Schritte werden unternommen, um zu verhindern,
dass diese
Pestizide
in Österreich nicht zur Anwendung gelangen?
46) Welche konkreten Schritte werden Sie unternehmen, um in Zukunft zu
verhindern,
dass die
heimischen Konsumentinnen Obst und Gemüse kaufen, das überhöhte
Pestizidrückstände
enthält?
47) Welche konkreten Schritte werden Sie unternehmen, um in Zukunft zu
garantieren,
dass
die heimischen Konsumentinnen immer auch auf pestizidfreie Alternativen
zurückgreifen
können?
48) Wieso
sind noch immer flächendeckend Paprika am Markt, die mit Pestiziden
über
dem Grenzwert belastet sind?
49) Welche Schritte gedenken Sie dagegen zu unternehmen?
50) Wie
stehen Sie zur Einführung eines Pestizidreduktionsprogrammes, um die
Konsumentinnen einer geringeren
Pestizidbelastung auszusetzen?
51) Welche gesetzliche Maßnahmen gedenken Sie zu setzen, um die
Gesamtbelastung von
Pestiziden in Lebensmitteln zu begrenzen?
52) Wie
stehen Sie zur Einführung der 100% Klausel, um die Gesamtbelastung von
Lebensmitteln zu begrenzen (Die Prozentanteile - berechnet vom jeweiligen
Grenzwert - der verschiedenen Rückstände auf einem Lebensmittel
dürfen in Summe
nicht mehr als 100 Prozent ausmachen)?