3787/J XXI.GP

Eingelangt am: 18.04.2002

ANFRAGE

der Abgeordneten Lapp

und Genossen

an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen

betreffend Gehörlosenambulanzen

Gehörlose hatten immer große Probleme, mit ihren praktischen Ärzten zu kommunizieren, da
Ärzte die Gebärdensprache meist nicht verstehen. Aufgrund der fehlenden Kommunikations-
möglichkeit waren Anamnesen und Diagnosen oft mangelhaft, oder fehlten völlig. Die Folge
waren falsche Behandlungen, unter denen gehörlose Patienten sehr zu leiden hatten.

Um diesen Missstand abzuschaffen, wurden in Österreich Gehörlosenambulanzen gegründet.
Nun brauchen Gehörlose nicht mehr zum praktischen Arzt gehen, der sie nicht versteht,
sondern können die Gehörlosenambulanzen nutzen, in denen Ärzte und Krankenpersonal die
Gebärdensprache beherrschen.

Die unsoziale und unsinnige Ambulanzgebühr mit ihrem beabsichtigten falschen
Lenkungseffekt zerstört nun auch diese positive Entwicklung. Gehörlose werden nun wieder
aus finanziellen Gründen gezwungen, unter Gefahr für die eigene Gesundheit zu den
niedergelassenen Ärzten zu gehen. Eine Begleitung durch Gebärdendolmetscher bei jeder
Arztkonsultierung ist zu teuer und durch akuten Dolmetschmangel unmöglich. Die einzige
Alternative für Gehörlose, die mit dem Arzt vernünftig kommunizieren wollen, ist, für einen
Arztbesuch Ambulanzgebühr zu bezahlen. Dies ist ungerecht, unsozial und widerspricht dem
Gleichheitsgrundsatz.

Die unterzeichneten Abgeordneten richten in diesem Zusammenhang an den Bundesminister
für soziale Sicherheit und Generationen nachstehende

Anfrage:

1.   Wie beurteilen Sie die Situation, dass auch Gehörlose Ambulanzgebühr - mit allen oben
beschriebenen negativen Folgen - zahlen müssen?

2.   Wie   passt   diese   Situation   mit   Ihrer   von   Ihnen   stets   lautstark   selbst   gelobten
Behindertenpolitik zusammen?

3.   Werden  Sie  sich dafür einsetzen,  die Ambulanzgebühr auch  für Gehörlose wieder
abzuschaffen? Wenn ja, wann? Wenn nein, warum nicht?

4.   Wo gibt es in Österreich Gehörlosenambulanzen?


5.   Wo sind weitere Gehörlosenambulanzen geplant?

6.   Wie hoch ist bzw. war die jeweilige Patientenfrequentierung dieser
Gehörlosenambulanzen?

7.   Hat sich an der Patientenfrequentierung seit Einführung der Ambulanzgebühr etwas
geändert? Wenn ja, was?

8.   Wieviel Geld wurde bisher zu Lasten wievieler gehörloser Menschen aus dem Titel
Ambulanzgebühr - aufgeschlüsselt nach den einzelnen Gehörlosenambulanzen -
eingenommen?

9.   Wie hoch war der jeweilige Verwaltungsaufwand, um die Ambulanzgebühr auch von den
gehörlosen Menschen einzukassieren?