384/J XXI.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Lunacek, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten
betreffend Exportkredit - Zusage für Ilisu - Staudamm - Projekt in der Türkei
Bereits in der letzten GP haben die Grünen in einer parlamentarischen Anfrage
(5544/J und 5545/J) auf das höchst umstrittene türkische Staudammprojekt Ilisu
aufmerksam gemacht, das im kurdischen Teil der Türkei erbaut werden soll. Ilisu ist
Teil des Ostanatolischen Projekts (GAP) der türkischen Regierung und mit 1200 MW
das größte bisher geplante Wasserkraftwerk des Landes.
Durch den Bau dieses Kraftwerks ebenso wie durch die bisherige Art der
Durchführung und Planung seitens der türkischen Behörden ergeben sich unserer
Ansicht nach enorme Umwelt - und Menschenrechtsprobleme. Da auch die für die
Kurden historisch bedeutende Stadt Hasankeyf überflutet werden soll, kommen dazu
noch kulturhistorische Probleme.
Gerade durch die Lage des Staudamms im Kurdengebiet hat eine Absiedelung der
betroffenen Bevölkerung (es gibt widersprüchliche Angaben über die Zahl der
umzusiedelnden Personen, die Angaben reichen von 9.000 bis 20.000 Menschen)
auch gravierende innenpolitische Implikationen. So schreibt das „Kurdish Human
Rights Project“ in einem Brief an den britischen Premier Tony Blair vom 13. Jänner
d.J.: „...none of the evidence presented to date justifies any form of support for this
project at all, particularly from an administration apparently committed to an ethical
foreign policy.“
Die Weltbank hatte bereits größte Bedenken bezüglich des GAP und hat daher eine
Finanzierung von ihrer Seite bereits in den 80er - Jahren zurückgewiesen. Nun soll
Ilisu über Exportkredite von den Exportkreditagenturen der Schweiz, Deutschlands,
Großbritanniens, Schwedens, der USA, Italiens, Portugals und Österreichs
(Österreichische Kontrollbank) finanziert werden.
In Beantwortung unserer parlamentarischen Anfrage antwortet der Außenminister
(5331/AB vom 19. März 1999): „Laut Auskunft der Österreichischen Kontrollbank
(OEKB) wurde für das Wasserkraftwerk ILISU ein ein Antrag auf Gewährung einer
Promesse gestellt. Dieser Promesseantrag ist jedoch noch nicht im erweiterten
Beirat zur Entscheidung vorgelegt worden.“
In Sorge über die Risiken und langfristigen negativen Konsequenzen solcher in der
Vergangenheit fehlgeschlagener Projekte für Mensch und Umwelt stellen die
unterfertigten Abgeordneten daher folgende
ANFRAGE:
1. Hat der erweiterte Beirat in der Zwischenzeit einer Promesse bezüglich des
Baus des Staudammes zugestimmt? Wenn ja: Haben Sie sich dafür
ausgesprochen und warum? In welcher Höhe wurde die Promesse genehmigt?
An welche Konditionen war sie gebunden?
Wenn nein: Steht Österreich durch die Österreichische Kontrollbank weiterhin
in Verhandlung über eine Teilfinanzierung dieses Projektes? Inwiefern werden
Sie sich als die für Außen - und Entwicklungspolitik zuständige
Bundesministerin dafür einsetzen, daß es zu keiner Teilfinanzierung des
Projektes in seiner derzeitigen Form und Durchführung kommt?
2. Wurde das Staudammprojekt einem Aid Quality Assessment (Berücksichtigung
von Umwelt -, Sozial - und Menschenrechtskriterien) unterzogen?
3. Wie beurteilen Sie dieses Projekt aus
- politischer,
- wirtschaftlicher und
- ökologischer Sicht?