3880/J XXI.GP
Eingelangt am: 15.05.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Glawischnig, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend Importe von Pflanzenschutzmitteln nach Österreich
Immer
wieder weisen Analysen sowohl in Lebensmitteln als auch im Grundwasser
Kontaminationen mit in Österreich verbotenen Pestiziden nach. So
bestätigt ein
Bericht des Gesundheitsministeriums (für das Jahr 2000), das
beispielsweise das
seit 1994 verbotene Pestizid Parathion in Salaten aus Tirol gefunden wurde, das
seit
1992 verbotene Carbaryl konnte auf Weintrauben nachgewiesen werden.
“Seit
dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union im Jahr 1995
dürfen
Eigenimporte ("Parallelimporte") von Pflanzenschutzmitteln aus
anderen
Mitgliedstaaten durchgeführt werden. Da dies kein Inverkehrbringen im
Sinne des
Pflanzenschutzmittelgesetzes (PMG 1997) darstellt, sondern ein
"Verbringen" im
Binnenmarkt, sind derartige Mengen in keinem der Mitgliedstaaten
erfassbar", heißt
es dazu in der Anfragebeantwortung 3465/AB XXI. GP des
Landwirtschaftsministers.
Das
seit langem bekannte Problem der Eigenimporte durch Landwirte
(Parallelimporte) kann von den zuständigen Kontrollbehörden nicht
bewältigt werden
kann. Die Beschaffung hochgiftiger und illegaler Pestizide über das
Internet und
durch Selbstimporte ist aktuellen Medienberichten zufolge offensichtlich
problemlos
und völlig unkontrolliert möglich.
“Importe
von Pflanzenschutzmitteln aus Drittstaaten sind prinzipiell nur dann
möglich,
wenn der Zollstelle eine Bestätigung des Bundesamtes und
Forschungszentrums für
Landwirtschaft über deren Zulassung vorgelegt wird. Spezielle
Probeziehungspläne
für Beprobungen an der Grenze sind nicht vorgesehen", heißt es
dazu in der
parlamentarischen Anfragebeantwortung 3398/AB XXI. GP des
Landwirtschaftsministers.
Bereits vor
über einem Jahr wurde das Problem der nicht kontrollierbaren
Eigenimporte von Pestiziden durch Landwirte medial und parlamentarisch
diskutiert.
Zweigstellen heimischer Firmen lieferten Pflanzenschutzmittel auf Grund des in
Luxemburg niedrigeren Mehrwertsteuersatzes um einiges billiger als beim Einkauf
in
Österreich. “Wir haben hier ohne Zweifel ein großes Problem
vor uns. Das System
ist löchrig. Wir wollten ursprünglich den Giftbereich in der
Landwirtschaft von A bis Z
verfolgen können. Jetzt fehlt uns durch die Direktimporte der wichtige
Teil des
Einkaufes", so der Pflanzenschutzexperte Robert Womasteg (Der Standard,
7.3.2001).
Nach Auskunft
der WKÖ (Fachverband der chemischen Industrie), wird der
derzeitige Markt an Pflanzenschutzmitteln, die in Eigenverantwortung durch
österreichische Landwirte aus anderen Mitgliedstaaten nach Österreich
verbracht
werden, mit einem Wert von ca. 138 bis 140 Mio. ATS (ca. 10 Mio. Euro)
geschätzt
(2117/AB XXI GP). Die Direktimporte scheinen in der amtlichen Statistik
über den
Verbrauch an Pestiziden in Österreich nicht auf.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Wie hoch schätzen Sie den Markt betreffend
der in Österreich verwendeten
Pflanzenschutzmittel ein (Jahre 2000 und 2001, nach Tonnen und Umsatz in
Euro) und wie hoch schätzen Sie dabei den Anteil der über
Direktimporte
nach Österreich eingeführten Pflanzenschutzmittel für die Jahre
2000 und
2001 ein?
2. Wie hoch schätzen Sie betreffend Eigenimporte
den Anteil der aus
Drittstaaten importierten Pflanzenschutzmittel ein?
3. Wie hoch schätzen Sie betreffend Eigenimporte
den Anteil der aus dem EU-
Raum eingeführten Pflanzenschutzmittel ein?
4. Wie hoch schätzen Sie den Anteil der
über Versandhandel (Bestellung übers
Internet und ähnliches) nach Österreich importierten
Pflanzenschutzmittel aus
Drittstaaten bzw. EU-Raum ein?
5. Beführworten Sie ein Verbot des
Versandhandels von Pflanzenschutzmitteln
über das Internet? Wenn ja, welche Initiativen werden Sie
diesbezüglich
setzen? Wenn nein, warum nicht?
6. Wie wird der Bereich der Eigenimporte von
Pflanzenschutzmitteln aus
Drittstaaten kontrolliert? Bitte beschreiben Sie die diesbezüglichen
Kontrollstrukturen im Detail. Wie viele Personen stehen für diese
Kontrollen in
Österreich zur Verfügung? Sind
spezielle Probenahmenpläne vorgesehen?
Wenn ja, wie sind diese für die letzten fünf Jahre gestaltet? Wenn
nein,
warum nicht?
7. Wurden im Zuge der Grenzkontrollen jemals
Pflanzenschutzmittel
beschlagnahmt? Wenn ja welche? (Bitte um Auflistung nach Jahr, Name des
Pflanzenschutzmittels und des enthaltenen Wirkstoffes, Grenzübergang)
8. Werden Sie angesichts des Problems von in
Österreich nicht zugelassenen
Pflanzenschutzmittel über Eigenimporte Kontrollmaßnahmen an den
Grenzen
setzen? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?
9. Welche sonstigen Maßnahmen erachten Sie
für sinnvoll, um das Problem der
bisher nicht kontrollierbaren Eigenimporte und insbesondere der Einfuhr von
in Österreich nicht zugelassenen Pestizide in den Griff zu bekommen?
Welche konkreten Maßnahmen/Initiativen werden Sie diesbezüglich
setzen?
10. Welche in Österreich niemals zugelassenen
Wirkstoffe wurden in den
vergangenen 10 Jahren über die vom Umweltbundesamt durchgeführten
Wassergüteerhebungen bzw. sonstige amtliche Messungen nachgewiesen?
(Bitte um Auflistung nach Jahr, Wirkstoff,
Konzentration) Welche
Konsequenzen wurden aus diesen
Kontrollergebnissen gezogen?
11. Lassen sich aus diesen Erhebungen
Rückschlüsse auf Einsatzmengen
ziehen? Wenn ja, bitte um Auflistung der entsprechenden Abschätzungen
nach Wirkstoff, Jahr, Menge (kg).
12. Welche in Österreich nicht zugelassenen Wirkstoffe
sind in den Jahren 1999,
2000 und 2001 bei in Österreich produzierten Lebensmitteln im Rahmen des
nationalen Monitorings, des EU-Monitorings und
sonstiger Analysen
nachgewiesen worden? (Bitte um Auflistung nach Anzahl der Proben, Name
des Wirkstoffes, Name des Pflanzenschutzmittels, Angabe des beprobten
Lebensmittel, gemessene Konzentration und Jahr) Welche Konsequenzen
wurden aus diesen Kontrollergebnissen gezogen?
13. Lassen sich aus diesen Erhebungen
Rückschlüsse auf Einsatzmengen
ziehen? Wenn ja, bitte um Auflistung der
entsprechenden Abschätzungen
nach Wirkstoff, Jahr, Menge (kg).
14. Welche in Österreich nicht zugelassenen Pestizide
wurden in den letzten fünf
Jahren im Rahmen der amtlichen Kontrollmaßnahmen gemäß Artikel
17 der
Richtlinie 91/414/EWG beanstandet? (Bitte um Auflistung nach Jahr, Name
des Wirkstoffes, Name des
Pflanzenschutzmittels, Bundesland) Welche
Konsequenzen wurden aus diesen
Kontrollergebnissen gezogen?
15. Wie viele Betriebe sind in den vergangenen 5 Jahren im
Rahmen der
amtlichen Kontrollmaßnahmen gemäß Artikel 17 der Richtlinie
91/414/EWG
inspiziert worden? Wie viele Beanstandungen hat es dabei gegeben? Wie
viele Beanstandungen mit der Begründung “Inverkehrbringen nicht
zugelassener Produkte" betreffend Parallelimporte in wie vielen Betrieben
hat
es gegeben? Welche Wirkstoffe/Produkte wurden dabei gefunden? (Bitte um
Auflistung nach Jahr, Wirkstoff, Produkt, Betrieb und Bundesland) Welche
Konsequenzen wurden aus diesen Kontrollergebnissen gezogen?
16. Welche in Österreich nicht zugelassenen Wirkstoffe
wurden darüber hinaus
auf dem Wege anderer amtlicher Kontrollen gefunden bzw. nachgewiesen?
(Bitte um Angabe von Art, Anzahl und Rechtsgrundlagen der Kontrollen,
Auflistung der gefundenen Wirkstoffe und gemessene Konzentration bzw.
gefundene Mengen) Welche Konsequenzen wurden aus diesen
Kontrollergebnissen gezogen?
Im österreichischen Bericht 2000 betr.
“Amtliche Kontrollmaßnahmen gemäß
Artikel 17 der Richtlinie
91/414/EWG sind bei Punkt
3.1. “Kontrolle des
Inverkehrbringens"
betr. 29 Präparaten in 2 Betrieben als beanstandet
angegeben mit der Begründung “Inverkehrbringen nicht zugelassener Produkte.
17. Um welche Produkte und Wirkstoffe handelt es sich
dabei? Welche
Konsequenzen wurden aus diesen Kontrollergebnissen gezogen? (Bitte um
Auflistung der Produkte und Angabe der Wirkstoffe) Welcher dieser Produkte
bzw. Wirkstoffe sind in anderen EU-Ländern zugelassen, welche nicht?
(Bitte
um Auflistung)
Im
“Bericht der Bundesländer (...) sowie der AMA über
Kontrollmaßnahmen im
bereich Anwendung von Pflanzenschutzmittel im Jahr 2000 gemäß
Artikel 17 der
Richtlinie 91/414/EWG ist angegeben, dass es bei der Kontrolle gemäß
Artikel 3,
Absatz 3 48 Beanstandungen gegeben hat.
18. Um welche Art von Beanstandungen handelte es sich
dabei? Was waren die
Gründe für die Beanstandungen? (Bitte um Auflistung detaillierter
Daten, wie
Name von Wirkstoff und Produkt, Konzentration und/oder Menge) Welche
Konsequenzen wurden aus diesen Kontrollergebnissen gezogen? Was
ergaben die diesbezüglichen Kontrollen für das Jahr 2001?
Im
“Bericht der Bundesländer (...) sowie der AMA über
Kontrollmaßnahmen im
bereich Anwendung von Pflanzenschutzmittel im Jahr 2000 gemäß
Artikel 17 der
Richtlinie 91/414/EWG ist angegeben, dass in drei Fällen die Anwendung
nicht
zugelassener Produkte beanstandet wurde.
19. Um welche Produkte bzw. Wirkstoffe und in welchen
Mengen bzw.
Konzentrationen handelte es sich dabei? Welche
Konsequenzen wurden aus
diesen Kontrollergebnissen gezogen? (Bitte um Auflistung detaillierter Daten,
wie Name von Wirkstoff und Produkt, Konzentration und Menge). Was
ergaben die diesbezüglichen Kontrollen für das Jahr 2001?
20. Wie ist die Kontrolle der Anwendung von
Pflanzenschutzmitteln im
Kompetenzbereich der Bundesländer insbesondere im Hinblick auf in
Österreich nicht zugelassenen Wirkstoffen organisiert? Wie viele
Kontrollen
wurden in den Jahren 1999 - 2001 von welchen
Institutionen durchgeführt?
Auf welche Bereiche beziehen sich diese
Kontrolle (Feld, Lager, etc.) Welche
Ergebnis brachten diese Kontrollen? Welche Konsequenzen wurden aus
diesen Kontrollergebnissen gezogen? Bitte
listen Sie die Ihnen in diesem
Zusammenhang vorliegenden Informationen
detailliert auf) Welche amtlichen
Stellen bzw. Institutionen in den Bundesländern sind dem BMF
gegenüber
bezügl. der Anwendung von Pestiziden berichtspflichtig? (Bitte um
Auflistung
der entsprechenden Stellen und Ansprechpersonen) Wie erfolgt die
Koordination mit Ihrem Ressort?