3922/J XXI.GP
Eingelangt am: 22.05.2002
Anfrage
der Abgeordneten Bgdr Jung und Kollegen, Graf, Kurzmann
an den
Bundesminister für Innere Angelegenheiten
betreffend Demonstrationen und Gedenkkundgebung am 8. Mai
Der Kurier vom 10.5. berichtet unter der Überschrift
“Wir brauchen Dialogbereitschaft" wie
folgt: “... Generell rief der Innenminister “zur Abrüstung der
Worte" auf und mahnte “ einen
Grundkonsens" ein. “Das gilt
für viele politische Akteure von Pilz bis Jung. Wir brauchen ein
Klima der Toleranz für den
politisch Andersdenkenden. Wir brauchen Dialogbereitschaft und
nicht
Gesprächsverweigerung."
Zur Klärung, wo der
Innenminister beim Abgeordneten Jung fehlende Dialogbereitschaft und
mangelnde
Beiträge zur Deeskalation zur Lage am 8. Mai sieht, stellen die
unterzeichneten
Abgeordneten
folgende
Anfrage
1. Entspricht es den Tatsachen,
daß der Abgeordnete Jung schon in der 17. Kalenderwoche,
nach der Ankündigung gewaltsamer Proteste gegen die Gedenkkundgebung der
Studenten-
verbindungen,
Kontakt zum Bundesminister für Inneres aufgenommen hat, um mit den Ver-
anstaltern
Wege zu einer möglichst geordneten Durchführung der Kundgebung zu
finden?
2. Entspricht es den Tatsachen,
daß, trotz Zusage eines Ministersekretärs keinerlei Reaktion
des
Bundesministers gegenüber dem Abgeordneten Jung und erst am 7. Mai ein
Anruf bei den
Veranstaltern
erfolgte?
3. Ist es richtig, daß der Abgeordnete Jung
erstmalig am 30. April, ohne Zutun des Innenmi-
nisters,
ein Gespräch mit den Verantwortlichen der Exekutive führte und diesen
dabei vor-
schlug,
auf die Veranstalter dahingehend einzuwirken, daß sie, um Konfrontationen
zu ver-
meiden und der Exekutive die
Arbeit zu erleichtern, von sich aus bereit wären, auf eine
Durchführung der Kundgebung am
Heldenplatz zu verzichten, diese in den Schweitzerhof zu
verlegen und statt von der Universität nur vom Michaelerplatz (Sammelort)
bis zum Schweit-
zerhof ziehen würden?
Voraussetzung wäre allerdings eine Freihaltung des Heldenplatzes von
allen Demonstrationen und die
Durchführung der Kranzniederlegung in der Krypta im kleinen
Rahmen.
4. Entspricht es den Tatsachen, daß, nachdem der
Vorschlag von den Verantwortlichen dank-
bar angenommen worden war, am 2. Mai ein weiteres Treffen, diesmal zwischen der
Exekuti-
ve und
den Verantwortlichen, im Beisein des Abgeordneten Jung als Vermittler,
stattgefunden
hat, bei
dem von beiden Seiten die Vorschläge des Abgeordneten Jung akzeptiert
wurden?
5. Entspricht es außerdem den Tatsachen, daß,
um einen klaglosen Zugang zu ermöglichen,
ein Offenhalten
der U-Bahn-Station Herrengasse am Demonstrationstag für Teilnehmer der
Kundgebung
von den Wiener Stadtwerken zugesagt war, welches allerdings am Veranstal-
tungstag von den Stadtwerken auf 18.45 Uhr als Ende
festgelegt wurde? In der Praxis erfolgte
jedoch
eine wesentlich früher Sperrung der Station, was den geordneten Zustrom
erschwerte.
6. Ist es richtig, daß von den
Veranstaltern, um die angekündigte Konfrontation mit gewaltbe-
reiten
Chaoten vor der Krypta zu vermeiden, bereits eine Kranzniederlegung um 9.00 Uhr
vormittags
(Begründung: So bald stehen die nicht auf) vereinbart und auch in der
abgespro-
chenen
Form durchgeführt wurde?
7. Entspricht es den Tatsachen,
daß die Veranstaltung der Studentenverbindungen in bestem
Einvernehmen
mit der im übrigen hervorragend organisierten und sehr hilfreichen
Exekutive
und
ohne Abweichung von der Planung in äußerst geordneter Form
abgelaufen ist, und die
Polizei
nicht den geringsten Grund zum Einschreiten gefunden hat?
8. Wenn die vorher angeführten
Punkte den Tatsachen entsprechen, welche Aktionen hätte
Ihrer
Meinung nach der Abgeordnete Jung noch setzen können, um deeskalierend zu
wirken
und ein
Klima der Toleranz zu schaffen außer die Veranstaltung abzusagen?
9. Entspricht es den Tatsachen,
daß sich die Gegendemonstranten entgegen einer ursprüngli-
chen
Vereinbarung der Exekutive den nicht genehmigten Weg in die Innenstadt
erzwungen
haben,
daß mehrmals gewaltsam (Flaschen- und Gläserwürfe usw.) gegen
die Beamten erfolg-
ten,
zumindest ein Passant vor der Universität niedergeschlagen wurde und
zumindest eine
Gruppe
der heimkehrenden Kundgebungsteilnehmer in der Neustiftgasse/Höhe
Kellermann-
gasse
mit Latten attackiert wurde?
10. Welche Ihnen bekannten Maßnahmen hat der
ebenfalls apostrophierte Abgeordnete Pilz
zur
Deeskalation gesetzt?