3933/J XXI.GP
Eingelangt am: 23.05.2002
gem. § 93 Abs. 2 GOG-NR
der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer
und Genossinnen
an den Bundeskanzler
betreffend völliges Versagen der Bundesregierung in der Arbeitsmarktpolitik
40.000 Arbeitslose
mehr als vor einem Jahr und das Monat für Monat sollten für diese
blau-
schwarze Regierung endlich ein Grund sein zu handeln. Ein großer Teil
dieses
Arbeitslosenanstiegs
ist hausgemacht. Das überfallsartige Hinaufsetzen des Pensionsalters
treibt
so genannte Ältere in die Arbeitslosigkeit und versperrt den Zugang
für die Jungen auf
den
Arbeitsmarkt, der Aufnahmestopp des Bundes führte zu zusätzlichen
Arbeitslosen, die
Belastungspakete
der Regierung haben die Kaufkraft geschwächt und dadurch zu weniger
Nachfrage
in vielen Wirtschaftsbereichen geführt.
Ende April 2002 lag
die Zahl der unselbstständig Beschäftigten (ohne geringfügige
Beschäftigungsverhältnisse)
mit 3,128.691 (Männer: 1,727.796; Frauen: 1,400.895) um
-1.410
(-0,05 Prozent) unter dem Vorjahreswert. Gleichzeitig waren in Österreich
Ende April
231.167
Personen als arbeitslos vorgemerkt, das ist gegenüber Ende April des
Vorjahres ein
Anstieg
um 20,8 Prozent oder +39.776 Personen.
Diese
Bundesregierung schweigt diese katastrophalen Zustände tot, anstatt etwas
zu
unternehmen.
Die Haider-Schüssel-Koalition hat die weltweite Rezession, die auch
Österreich
in hohem
Ausmaß betroffen hat, monatelang geleugnet und keinerlei Konzepte
vorgelegt,
geschweige
denn Gegenmaßnahmen eingeleitet. Im Gegenteil: Blau-schwarz hat die
Arbeitslosenversicherung ausgeräumt und verwendet die
Überschüsse zum Stopfen ihrer
Budgetlöcher.
Die
Arbeitslosenzahlen explodieren und was tut diese Regierung, sie will
arbeitslose
Menschen
noch stärker bestrafen. Diese Bundesregierung nimmt dem AMS in dieser
bedenklichen Situation Mittel weg. Es werden in den Jahren 2000 bis 2002 nahezu
€ 2,69
Mia. (37
Mia. Schilling) aus der Arbeitslosenversicherung abgeschöpft. Diese
Eingriffe tragen
die
Hauptschuld an der sich abzeichnenden dramatischen Budgetentwicklung im AMS.
Für
2001 ist der Abgang rund € 290,7 Mio. (4 Mia. Schilling) für das
Jahr 2002 wird ein
Abgang von mehr als € 290,7 Mio. (4 Mia. Schilling) erwartet.
Obwohl die
Arbeitsmarktrücklage für das Jahr 2001 mit € 109 Mio. (1,5 Mia.
Schilling)
sofort
verfügbaren Barmittel dotiert ist und die Arbeitslosenzahlen explodieren,
will diese
Bundesregierung damit das Nulldefizit besichern und die Mittel für
Arbeitsmarktprojekte
nicht
erhöhen.
Damit werden
sämtliche Spielräume für arbeitsmarktpolitisches Agieren aufgegeben.
Die
Folge:
Steigende Arbeitslosigkeit wird einfach in Kauf genommen, Arbeitslose werden
für ihr
Schicksal
selbst verantwortlich gemacht und wieder als arbeitsunwillige Ausnützer
des
Sozialsystems
diffamiert und bestraft. Sie wollen das AMS völlig privatisieren, die
Arbeitslosenversicherung
und den Arbeitsmarkt finanziell auszuhungern, um dann den
Arbeitslosenversicherungsbeitrag für Unternehmer einseitig zu senken.
Es geht nicht an,
dass diese Bundesregierung nichts für Wachstum und Beschäftigung tut,
aber
sehr viel Geld für Abfangjäger und für Werbekampagnen
verschwendet. 230.000
Arbeitslosen
zahlen die Zeche für dieses Unvermögen!
Trotz der 230.000
Arbeitslosen klagen Österreichs Betriebe über Probleme, qualifizierte
Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter zu finden. Auch der Fachkräftemangel in Österreichs
Wirtschaft macht das Versagen dieser Haider-Schüssel-Koalition in der
Arbeitsmarktpolitik
deutlich.
Die zentrale Herausforderung ist daher grundsätzlich die
Höherqualifizierung der
Arbeitskräfte.
Nur so ist die Diskrepanz zwischen bestehenden offenen Stellen und den
arbeitslosen
Menschen in unserem Land zu verringern. In der Ausbildung liegt die Zukunft
auch
für ältere Arbeitnehmer.
Die Regierung hat
bereits im Vorjahr 32.000 Bewilligungen für Saisoniers erteilt, die Folge
war eine
steigende Arbeitslosigkeit im Tourismus. Jetzt will die Regierung das
Saisoniermodell
auf alle Branchen ausweiten. Das wird zu einem massiven
Verdrängungswettbewerb am Arbeitsmarkt führen und gefährdet
tausende Arbeitsplätze. In
der Schweiz sind die negativen sozialen Auswirkungen des Saisoniermodells
deutlich zu
sehen.
Deshalb rückt die Schweiz bereits von diesem Modell ab. In Österreich
will die
Regierung
aber noch mehr Billigarbeitskräfte ins Land holen, weil die Wirtschaft das
verlangt.
Die
Frauenarbeitslosigkeit ist im Vergleich zum Vorjahr um über 17 Prozent
angestiegen.
Auch hier sieht die Bundesregierung untätig zu und nimmt vielen Frauen die
Zukunftsperspektive.
Erst vor wenigen Tagen hat Bundeskanzler großmundig angekündigt,
die
Frauenerwerbsquote bis 2005 auf 65 Prozent zu erhöhen und bezeichnete die
Frauen als
die
“Hoffnungschancen am österreichischen Arbeitsmarkt".
Diese Aussagen sind
ein Hohn für all jene Frauen, die Beruf und Familie, Kind und Karriere,
Karenz und Qualifikation vereinbaren wollen. Denn die Regierung hat bisher die
Weichen in
eine völlig falsche Richtung gestellt. Anstatt jungen Frauen den Einstieg,
Umstieg und
Wiedereinstieg
am Arbeitsmarkt zu erleichtern, wurden sämtliche Aktivitäten für
die
Schaffung
zusätzlicher Kinderbetreuungseinrichtungen eingestellt.
Besonders dramatisch
ist der Zuwachs der Jugendarbeitslosigkeit. Die Jugendarbeitslosigkeit
ist in
Österreich neuerlich stärker gestiegen als die
Gesamtarbeitslosigkeit.
Immer mehr junge Menschen finden in Österreich keinen Einstieg ins
Berufsleben. Es ist eine
Katastrophe,
wenn junge Menschen nicht wissen, wie sie sich eine Existenzgrundlage
schaffen sollen. Für das Schicksal dieser jungen Menschen trägt die
Haider-Schüssel-
Koalition
die Verantwortung.
41.000 junge Menschen
im Alter zwischen 15 und 25 sind arbeitslos und bezahlen für das
Nichtstun
dieser Bundesregierung. In der Altersgruppe der 19- bis 24-Jährigen ist
die
Arbeitslosigkeit
sogar um 28 Prozent gestiegen.
Auch die Situation
am Lehrstellenmarkt in Österreich ist besonders angespannt. Derzeit
suchen
3.400 junge Menschen eine Lehrstelle - ein Drittel mehr als im Vorjahr.
Gleichzeitig
ist die
Zahl der gemeldeten offenen Lehrstellen um 6 Prozent zurückgegangen.
Wirtschaftsminister Bartenstein hat Anfang Februar versprochen, dass jeder
Jugendliche
zumindest eine Lehrstelle bekommt. Seither ist nichts passiert! Diese
blau-schwarze
Bundesregierung
raubt den jungen Menschen in Österreich ihre Zukunft. Hier ist dringender
Handlungsbedarf
gefordert.
Auch die
Arbeitslosigkeit der über 50-Jährigen steigt weiter an - 17 Prozent
mehr ältere
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind im Vergleich zum Vorjahr arbeitslos.
Besonders
dramatisch
ist der Anstieg bei den über 60-Jährigen um 60 Prozent. Dieser
Anstieg ist
hauptsächlich
durch die überfallsartige Anhebung des Pensionsalters verursacht.
Ältere
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben häufig bereits vor Erreichen des
Pensionsalters
keine Chance mehr am Arbeitsmarkt. Diese Bundesregierung verschärft diese
angespannte
Situation noch. Überfallsartig wurde das Pensionsantrittalter angehoben.
Die
Folge:
Der Trend zur Arbeitslosigkeit im Alter nimmt dramatisch zu.
Statt
permanent Horrorszenarien bezüglich unseres Generationenvertrags an die
Wand zu
malen,
soll Bundeskanzler Schüssel endlich Beschäftigungsprogramme für
ältere
Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer starten und jenen Unternehmen Anreize bieten, die
ältere
Menschen eine Beschäftigung bieten bzw. in Beschäftigung halten.
Wir
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten fordern den Bundeskanzler dringend zum
Handeln
auf. Aktives Eingreifen der Politik ist das Gebot der Stunde.
Wir
wollen eine moderne Wirtschaftspolitik und eine aktive Arbeitsmarktpolitik. Uns
liegen
die
Menschen in diesem Land am Herzen. Wir kümmern uns um sichere und
zukunftsorientierte
Arbeitsplätze. Wir forcieren eine Wirtschaftspolitik, die für hoch
qualifizierte
Arbeitsplätze sorgt und allen Menschen eine Chance zur Qualifikation bietet.
Aus
diesem Grund fordern wir 10 Schritte für mehr Beschäftigung
und
mehr
Arbeitsplätze:
1. Modernisierung der österreichischen Arbeitsmarktpolitik
• Sicherung der Finanzierungsgrundlagen für ambitionierte Arbeitsmarktpolitik
insbesondere für
Existenzsicherung und Qualifizierung angesichts der aktuellen
Herausforderungen durch den Konjunkturabschwung, den mittelfristigen
Anforderungen aus
der EU-Erweiterung, der demographischen Alterung der Erwerbsbevölkerung
und der weiter
zunehmenden Flexibilisierung und Dynamisierung der Arbeitsmärkte
•
Aktive Arbeitsmarktpolitik zur Prävention von Arbeitslosigkeit: Auf- und Ausbau
arbeitsmarktpolitischer Instrumente zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit;
nachhaltige
Verbesserung
der Arbeitsmarktchancen für Arbeit Suchende durch entsprechende
Qualifikationsmaßnahmen
(Stabilisierung häufig durchbrochener Erwerbsverläufe)
•
Aktive Arbeitsmarktpolitik als Element (regionaler) Wirtschaftsentwicklung:
gezielte
Unterstützung der (regionalen) Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsentwicklung
durch
einen
Beitrag zur Beseitigung von Qualifikationsengpässen
•
Aktive Arbeitsmarktpolitik zur Sicherung des Zuganges zum Arbeitsmarkt für
alle
Personengruppen
(Langzeitarbeitslose,
sozial ausgegrenzte Menschen, Migrantinnen,
Ältere, Frauen, Jugendliche, behinderte Menschen)
•
Erhöhte KundInnenorientierung bei der Umsetzung von Arbeitsmarktpolitik
(Verbesserung
der Betreuungs- und Beratungsmöglichkeiten für Arbeit Suchende und
Betriebe;
konsequente Ausrichtung aller Maßnahmen und Geschäftsprozesse an den
Bedürfnissen
der AdressatInnen der Arbeitsmarktpolitik)
•
Existenzsicherung bei Arbeitslosigkeit und Armutsvermeidung (Erhöhung der
Leistungsniveaus; Beseitigung der sozialen Unausgewogenheit des
Notstandshilferechts va
der
Benachteiligung der Frauen; Zugang zur Arbeitslosenversicherung für
atypisch
Beschäftigte)
•
Existenzsicherung bei Arbeitslosigkeit und Förderung der
Beschäftigungsfähigkeit:
Ausgestaltung
des Leistungsrechtes der Arbeitslosenversicherung zu einem Instrument zur
Förderung
der Beschäftigungsfähigkeit (nachhaltige Erhöhung des
Qualifikationsniveaus
Arbeit suchender Arbeitnehmerinnen)
2. Verbesserung der Jugendbeschäftigung - Ausbildungsgarantie für Jugendliche
Während die
Arbeitslosigkeit der 15- bis 18-jährigen Jugendlichen im April dieses
Jahres mit
4.244 um
616 oder 17,0 Prozent anstieg, entfiel der überwiegende Teil der Zunahme
auf die
19- bis
24-Jährigen und zwar +7.136 bzw. +28,8 Prozent auf 31.941 Ende April.
Wir
brauchen daher dringend eine Offensive zur Verbesserung der
Jugendbeschäftigung. Wir
fordern
einen Jugendbeschäftigungsgipfel, der einen rasch umzusetzenden
Maßnahmen
katalog
ausarbeiten soll.
Weiters fordern wir
• die uneingeschränkte Fortfuhrung der Maßnahmen des “Auffangnetzes für Jugendliche"
nach dem Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz
• ein Ende der Sparpolitik im Bildungsbereich:
es ist untragbar, dass berufsbildende Höhere
Schulen
junge Menschen abweisen müssen, weil sie nicht genug Geld zur
Verfügung
haben.
• die Einführung des Pflichtfachs “Berufsorientierung" in den Mittelstufen.
Zusätzlich
fordert die SPÖ eine verbesserte Ausbildung für Lehrlinge und
Facharbeiterinnen.
Ein Lehrlingsfonds soll die beste Ausbildung für junge Menschen in
den Betrieben sichern.
Betriebe, die zwar keine Lehrlinge ausbilden, aber von gut ausgebildeten
Fachkräften
profitieren,
sollen einen angemessenen Beitrag in den Fonds einzahlen. Dieses Geld soll dann
jenen
Betrieben zugute kommen, die Lehrlinge ausbilden. Damit wäre für mehr
Wettbewerbsgerechtigkeit in der Wirtschaft gesorgt.
Das duale
Ausbildungssystem garantiert den hohen Standard von Österreichs Lehrlingen
und
sichert
damit langfristig unsere Position im Standortwettbewerb. Die SPÖ will
daher die
duale
Ausbildung ausbauen.
3. Frauen die Teilnahme am Arbeitsmarkt ermöglichen
Wir
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten werden jungen Frauen die volle
Teilnahme
am
Arbeitsmarkt ermöglichen. Keine junge Frau in Österreich soll sich um
das Wohl ihrer
Kinder
sorgen müssen, wenn sie arbeiten gehen will.
Der Wiedereinstieg
ins Berufsleben ist für Frauen nach der Karenz mit vielen Hürden
verbunden.
Gerade in Zeiten einer angespannten Arbeitsmarktsituation braucht es mehr
Unterstützung
für Frauen. Die SPÖ fordert daher verstärkt
Wiedereinstiegshilfen auch bereits
während
der Karenz und flächendeckende Kinderbetreuungseinrichtungen.
Im April
2002 waren 104.065 Frauen arbeitslos, davon waren 16.375 unter 25 Jahre alt.
Obwohl der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen bekannt und die aktuellen
Arbeitslosenzahlen
alarmierend sind, tut die blau-schwarze Regierung nichts. Im Gegenteil:
Durch
das Abziehen von AMS-Geldern ins reguläre Budget vergrößert Kanzler
Schüssel das
Problem
sogar noch.
Frauen, die ihre
Berufstätigkeit für die Kinderbetreuung unterbrechen und
anschließend in
den Beruf zurückkehren wollen, haben ein Recht auf Unterstützung beim
Wiedereinstieg.
Schulungsmaßnahmen und individuelle Beratung sind wichtige Starthilfen.
Sie müssen auf
die
Bedürfnisse der Frauen abgestimmt sein und ein Sprungbrett ins Berufsleben
bieten.
Ebenso entscheidend sind flächendeckende Kinderbetreuungseinrichtungen,
auch für Kinder
unter
drei Jahren.
Damit
der Wiedereinstieg klappt, brauchen Frauen eine zweite Chance. Wir
Sozialdemokratinnen
und Sozialdemokraten machen den Frauen in Österreich ein Angebot:
•
Je länger die Berufsunterbrechung zur Kinderbetreuung dauert, desto
schwieriger wird die
Rückkehr
ins Berufsleben. Die SPÖ setzt sich daher für umfassende
Schulungen und
Weiterbildungsmaßnahmen
für
Frauen ein, um den Wiedereinstieg zu erleichtern.
Notwendig
sind Schulungen zur Weiterqualifikation, aber auch Umschulungen in neue
Berufsfelder.
Besonders wichtig dabei
ist eine umfassende persönliche und individuelle Beratung, um sich
nach
längerer Berufsunterbrechung am Arbeitsmarkt neu orientieren zu
können. Nur eine gute
Mischung
aus Weiterbildung und persönlicher Beratung kann eine hohe Erfolgsquote
beim
Wiedereinstieg
garantieren.
•
Die SPÖ setzt sich weiters für Online-Kurse als wichtiges
Zusatzangebot ein, die von
zu Hause
absolviert werden können. Lernen über das Internet ermöglicht
den Frauen, sich
bereits
frühzeitig in der Karenz weiterzubilden und sich die Zeit dafür frei
einzuteilen. Diese
Online-Kurse
könnten von Betrieben aber auch von Weiterbildungseinrichtungen angeboten
werden.
•
Die SPÖ fordert, dass Frauen bereits während der Karenz die
Möglichkeit haben, an
innerbetrieblichen
Schulungen teilzunehmen. Die Betriebe sind gefordert, sich um die
Schulung
ihrer Mitarbeiterinnen auch während der Karenz zu kümmern. Der
Vorteil liegt für
beide
Seiten klar auf der Hand: Die Frauen bleiben mit den Firmenabläufen
vertraut und
verlieren nicht den Kontakt zu den Kolleginnen. Die Unternehmen gewinnen nach
dem
Wiedereinstieg
eine Mitarbeiterin zurück, die ihre Aufgaben ohne weitere Einschulung
sofort
wieder
übernehmen kann.
•
Die SPÖ setzt sich für flächendeckende, qualitativ
hochwertige
Kinderbetreuungseinrichtungen in ganz Österreich ein. Besonderes
Augenmerk ist auf
den Ausbau der Betreuung von unter 3-Jährigen zu legen. Für 240.000
Kinder unter drei
Jahren
gibt es in Österreich derzeit nur 18.500 Betreuungsplätze.
Es ist dafür Sorge zu tragen, dass die Öffnungszeiten
der Kinderbetreuungseinrichtungen
an
die Arbeitszeiten der Eltern angepasst werden. In Zukunft soll sich
keine junge Frau in
Österreich
mehr um das Wohl ihrer Kinder sorgen müssen, wenn sie arbeiten gehen will.
•
Das von der blau-schwarzen Bundesregierung eingeführte Kindergeld setzt
Anreize für
längere
Berufsunterbrechungen. Ohne umfassenden Kündigungsschutz wird das
Kindergeld
allerdings
zu einem Schleudersitz ohne Fallschirm. Daher setzt sich die SPÖ
dafür ein, dass
der Kündigungsschutz
an die Bezugsdauer des Kindergeldes angepasst wird (30 Monate),
um den
Frauen das Rückkehrrecht auf den Arbeitsplatz zu garantieren.
•
Mitbestimmung bei der Arbeitszeit ist laut einer Erhebung der
Bundesarbeiterkammer
die
wichtigste Forderung von Frauen mit Betreuungspflichten. Die Erfahrung zeigt:
Dienstpläne,
die in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen entstehen, fuhren zu
höherer
Motivation und Arbeitszufriedenheit.
Das Recht auf
Teilzeit bis zum Schuleintritt des Kindes muss gesetzlich festgeschrieben
werden.
Gleichzeitig muss aber ein Rückkehrrecht auf einen Vollzeitarbeitsplatz
vorgesehen sein. Die SPÖ spricht sich für ein partnerschaftliches
Modell in der
Erziehungsarbeit
aus. Dieser Rechtsanspruch soll nicht nur geblockt, sondern nach Bedarf in
Anspruch
genommen werden können.
Frauen wollen Familie
und Beruf unter einen Hut bringen. Die gesetzlichen
Rahmenbedingungen
sind so zu gestalten, dass dies möglich ist. Die SPÖ wird dafür
sorgen,
dass
Kind und Karriere vereinbar sind. Das muss in unserer Gesellschaft eine
Selbstverständlichkeit sein.
4. Verbesserung der beruflichen Qualifikation
Spätestens ab
dem 40. Lebensjahr muss in das berufliche Wissen und Können von
Arbeitnehmerinnen
investiert werden, damit diese ihre Beschäftigungsfähigkeit im Alter
nicht
aus
Gründen veralteter Qualifikation verlieren. Die Verlängerung des
Verbleibes im
Erwerbsleben zählt zu den zentralen sozial- und
arbeitsmarktpolitischen Anforderungen der
EU, der
Europäische Rat von Stockholm hat den Mitgliedstaaten das Ziel vorgegeben
die
Erwerbsquote
der älteren Menschen bis 2010 auf 50 Prozent der generellen Erwerbsquote
zu
erhöhen.
Daher ist ein Programm notwendig, das sich an beschäftigte
Arbeitnehmerinnen ab
dem 40.Lebensjahr wendet und diese bei der Finanzierung von beruflichen
Weiterbildungsmaßnahmen
(Umschulung, Höherqualifizierung) unterstützt
(Kofinanzierungsmodell unter Berücksichtigung des Einkommens) und auf
erkannte
Qualifikationsdefizite
auf dem Arbeitsmarkt ausgerichtet ist.
5.
Rechtsanspruch auf berufliche Qualifikation für arbeitslose
Arbeitnehmerinnen
Moderne,
zukunftsgerichtete Arbeitsmarktpolitik begreift das Leistungsrecht der
Arbeitslosenversicherung
nicht als Sanktionsinstrument für Arbeitslose, sondern nutzt es für
möglichst
nachhaltige Reintegration in den Arbeitsmarkt.
Mehr als
80 Prozent der rund 750.000 beim AMS pro Jahr vorgemerkten Arbeit Suchenden
sind
binnen drei Monaten vermittelt. Die restlichen 20 Prozent brauchen intensivere
Hilfe und
Unterstützung,
um wieder eine Beschäftigung zu finden, die ihren Lebensumständen
entspricht.
In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Qualifikationsdefizite, die
diese
Menschen
alleine nicht im Stande sind zu beheben.
Aus diesen
Gründen ist es notwendig, dass Arbeit Suchende ohne so genannte
“Wiedereinstellungszusage"
(also der Vereinbarung des Wiederantrittes der Beschäftigung
beim
vorigen Arbeitgeber) ab dem dritten Monat ihrer Arbeitslosigkeit
einen Rechtsanspruch
auf die Förderung einer Aus- und Weiterbildungsmaßnahme
auf
Basis zwischen AMS und der betreffenden Person vereinbarten und für beide
Seiten
verbindlichen
Beratungs- und Betreuungsplanes zur Stabilisierung der
Beschäftigungslaufbahn eingeräumt erhalten.
6. Qualifizierungsoffensive für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
Die Einführung
eines Bildungsprämienmodells soll dazu führen, dass die enorme
Lücke
geschlossen
wird, die es im Weiterbildungsbereich in Österreich gibt. Und zwar nicht
durch
ein
zentralisiertes System der Weiterbildung, sondern durch verbesserte Chancen
für jeden
Einzelnen,
zu dieser Weiterbildung zu kommen.
Es müssen natürlich auch die erforderlichen Bildungskarenzen zur Verfügung gestellt
werden, damit die Menschen
auch die Möglichkeit haben, diese Weiterbildungsformen zu
konsumieren
und zu absolvieren, wobei diese Bildungskarenzen bedeutend flexibler
gehandhabt werden sollten, unter anderem weil viele dieser Ausbildungsformen
auch während
weiterer
beruflicher Tätigkeit absolviert werden können.
7. Steuererleichterungen für Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen
Die SPÖ will die Steuerlast der
Klein- und Mittelbetriebe um eine Milliarde Euro senken.
Unternehmerinnen, die bereit sind zu
investieren und Arbeitsplätze zu schaffen, sollen
entlastet werden. Damit werden der österreichischen Wirtschaft echte
Wachstumsimpulse
gegeben.
Konkret soll ein “Investitionsfreibetrag
NEU" von 30 Prozent den österreichischen
Unternehmerinnen
und Unternehmern Neuinvestitionen in ihre Betriebe erleichtern und so die
österreichische Wirtschaft stärken. 30 Prozent jener
Neuinvestitionen, die den Durchschnitt
der Investitionen der letzten drei Jahre übersteigen, sollen steuerlich
frei bleiben. Das
erleichtert
auch die betriebswirtschaftliche Kalkulation.
Ein Stabilitätsfonds
soll die Existenz der KMU absichern. Dieser Stabilitätsfonds, etwa im
Rahmen
der Finanzierungsgarantiegesellschaft, soll im Wege von Haftungen Bankkredite
zu
Bestkonditionen
bereitstellen und damit den Unternehmerinnen wirksam, rasch und
unbürokratisch unter die Arme greifen. Durch die Bestimmungen des
Basel-II-Abkommens
verteuern sich vor allem Kredite für kleine Familienbetriebe. Gerade sie
sind aber der
Lebensnerv
unserer Wirtschaft. Wir werden dafür sorgen, dass diese Unternehmen nicht
zusperren
müssen, nur weil sie für Großbanken nicht kreditwürdig
genug sind.
Die SPÖ will
die Chancen der EU-Erweiterung nutzen, aber auch eine gute Vorbereitung
sicherstellen:
Flexible Übergangsfristen im Dienstleistungsbereich, ähnlich wie bei
der
Arbeitnehmerfreizügigkeit,
sollen unseren Unternehmerinnen die Möglichkeit bieten, sich auf
die
Erweiterung optimal vorzubereiten. Die SPÖ ist davon überzeugt, dass
ein vereintes
Europa
für die Österreicherinnen und Österreicher viele Vorteile
bringt. Neue Märkte bieten
neue
Chancen und Investitionsanreize . Mit ihrem großen Know-how- und ihren
hohen
Qualitätsstandards werden besonders KMU von der EU-Erweiterung
profitieren.
8. Steuerentlastung für kleine und mittlere Einkommen
Um die Situation am
österreichischen Arbeitsmarkt zu entschärfen, die Konjunktur
anzukurbeln
und neue Arbeitsplätze zu schaffen, schlägt die SPÖ eine
Steuerreform vor, die
vor
allem kleine und mittlere Einkommen stark entlastet. Damit wird die Kaufkraft
der
Österreicherinnen
und Österreicher gestärkt.
Sozial gerecht ist
das SPÖ-Steuerreformmodell, weil damit die kleinen und mittleren
Einkommen
um jeweils 1 Milliarde Euro entlastet würden. Nach unseren Vorstellungen
sollen
die Einkommensschwächsten im Ausmaß von 850 Euro jährlich
(zirka 11.700
Schilling)
profitieren, die etwas höheren Einkommen sollen jährlich um 430 Euro
(5.917
Schilling)
entlastet werden. Weiters ist mit diesem Modell nicht nur eine Reduktion der
Steuerbelastung,
sondern auch eine Anhebung der Negativsteuer geplant. So sollen
Bezieherinnen
von Niedrigsteinkommen, die bereits heute keine Steuern zahlen, jährlich
um
bis zu
110 Euro mehr erhalten.
Wirtschaftlich
sinnvoll ist dieses Modell, weil mit der Entlastung der kleinen und mittleren
Einkommen
die Kaufkraft gestärkt wird und damit Wachstumsimpulse der heimischen
Volkswirtschaft
unterstützt werden.
Die Steuerreform, mit
der ein zusätzlicher Wachstumsimpuls von bis zu 700 Millionen
Euro
durch
die Entlastungen zu erwarten ist, ist durch den Verzicht auf den Ankauf von
Abfangjägern,
der Umsetzung der SPÖ-Vorschläge zur Bekämpfung des
Schwarzunternehmerrums,
den Verzicht auf die Lohnnebenkostensenkung sowie Verzicht auf
zusätzliche
Förderungen in der Landwirtschaft und der Ausweitung des
Verteidigungsbudgets
und zu
durch erwartende Einsparungen durch die Verwaltungsreform voll finanzierbar .
In
letzterer Angelegenheit hat die Vizekanzlerin 500 Millionen Euro
angekündigt.
9. Investitionen in die Infrastruktur
Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten fordern seit Monaten Investitionen in die
Infrastruktur, um Beschäftigung und Arbeitsplätze zu schaffen. Aber Blau-Schwarz stellt sich
taub.
Derzeit sind Straßen- und Schienenprojekte im Umfang von € 3,3 Mrd. baureif. Diese
Projekte müssen sofort umgesetzt werden!
Besonders vordringlich sind angesichts der bevorstehenden EU-Erweiterung Investitionen in
die Westbahn und die West-Autobahn. Weiters ist der Ausbau und die General Sanierung jener
Bahnhöfe vorzunehmen, die bereits projektiert sind. Die Investitionen sind über eine
verursachergerechte LKW-Maut zu finanzieren.
10. Bekämpfung von organisiertem Sozial- und Steuerbetrug
Durch organisierte
illegale Beschäftigung tritt ein bedeutender volkswirtschaftlicher Schaden
ein.
Das Volumen der Wertschöpfung aus Schwarzarbeit wird mit
Milliardenbeträgen
veranschlagt.
All
dies ist begleitet von einer Verdrängung legaler, sozial- und
arbeitsrechtlich
abgesicherter
Arbeitsverhältnisse in den Schwarzmarkt und begründet Lohndumping
durch
illegale
Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Dies muß durch effiziente
Maßnahmen bekämpft
werden.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Bundeskanzler nachfolgende
Anfrage:
1) Wie wird sich die Gebarung der Arbeitsmarktpolitik 2002 und 2003 entwickeln?
2) Wird die Bundesregierung die Ankündigung der Absenkung des
ALV-Beitrages um 0,5
Prozent
vornehmen?
3) Werden Sie darauf hinwirken, dass der Bundesminister für
Arbeit und Wirtschaft die
Auflösung
der Arbeitsmarktrücklage von € 109 Mio. für aktive
Arbeitsmarktpolitik
vornimmt?
4) Der Verwaltungskostenersatz des Bundes an das
Arbeitsmarktservice ist mit rund
€
210 Mio. gedeckelt. Davon können schon jetzt Personalkosten nicht bezahlt
werden,
daher
werden bislang Rücklagen im AMS aufgelöst. Diese Möglichkeit
besteht jedoch
letztmalig im Jahr 2002. Wird die Bundesregierung dem Nationalrat eine
Gesetzesvorlage
übermitteln,
in der eine Aufstockung des Verwaltungskostenersatzes geplant ist?
a) wenn ja, wie hoch wird aufgestockt?
b) wenn
nein, nehmen Sie den notwendigerweise folgenden Personalabbau im AMS
einfach
zu Kenntnis?
5) Werden Sie darauf hinwirken, das der Bundesminister für
Wirtschaft und Arbeit heuer
und im
nächsten Jahr Maßnahmen für die von der aktuellen
Arbeitsmarktentwicklung
besonders
betroffenen Gruppe der Arbeitnehmer mit lediglich Pflichtschulausbildung
vornimmt?
6) Warum reagiert die Bundesregierung nicht auf den regionalen
und sektoralen
Arbeitskräftemangel
bei gleichzeitig steigender Arbeitslosigkeit ?
7) Warum setzt diese Bundesregierung keine Maßnahmen berufsbezogener
Erwachsenenbildung
um allfällige Qualifikationsdefizite auf dem Arbeitmarkt zu
beseitigen?
8) Wie hat sich die Altersteilzeit entwickelt?
9) Welche finanziellen Folgen resultieren daraus für
die Gebarung der Arbeitsmarktpolitik
heuer
und in den Folgejahren?
10) Wie wird die Bundesregierung ihre Finanzierung sichern?
11) Plant die Bundesregierung die Altersteilzeit fortzuführen?
a) wenn ja, unter welchen Bedingungen?
b) wenn nein, was
plant die Bundesregierung an ihre Stelle zur Sicherung der
Beschäftigung
Älterer?
12) Welche Maßnahmen und welche Zeitvorgaben setzt sich die
Bundesregierung um die
ehrgeizigen
Zielvorgaben der Europäischen Räte von Lissabon und Stockholm
(Anhebung
des Pensionsantrittsalters, Beschäftigungsquote der 50-65-jährigen
auf 50% anheben) in
Österreich
zu realisieren?
13) Welche Zwischenziele werden dabei verfolgt?
14) Plant die Bundesregierung in diesem Zusammenhang einen
Qualifikationsschwerpunkt
für die heute 40 - 45-Jährigen?
a) wenn ja, welche finanziellen Mittel wird die Bundesregierung
dafür bereitstellen?
b) wie
viele Personen in dieser Altersgruppe sollen erreicht werden?
15) Warum hat die Bundesregierung bisher keinerlei Maßnahmen
gesetzt, um den
Berufseintritt des Schulentlassjahrganges 2002 zu sichern?
16) Werden Sie darauf hinwirken, dass eine Sonderfinanzierung für
das AMS zur Umsetzung
des JASG im Herbst 2002 über die für heuer dafür dem AMS zur
Verfügung gestellten
ungenügenden € 7,27 Mio. (ATS 100 Mio.) hinaus zur Verfügung
gestellt werden?
17) Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung zur Sicherung einer
Lehrausbildung für
alle
Lehrstellensuchenden im Jahr 2003?
18) Wie wird die Finanzierung dafür erfolgen?
19) Werden Sie sich in diesem Fall dafür einsetzten, dass das AMS
eine Sonderfinanzierung
für
das Jahr 2003 erhält?
20) Welche eigenständigen Maßnahmen plant die Bundesregierung
um die Investitionen der
Länder
im Hinblick auf die Bereitstellung flächendeckender
Kinderbetreuungseinrichtungen
mit bedarfsgerechten Öffnungszeiten anzukurbeln?
21) Werden Sie sich dafür einsetzten, dass ein Recht auf
Teilzeitarbeit bis zum Schuleintritt
des
Kindes sowie ein Rückkehrrecht zu einem Vollzeitarbeitsplatz normiert
wird?
22) Werden Sie darauf hinwirken, dass der Kündigungsschutz der
Dauer des Bezuges von
Kindergeld angepasst wird?
23) Warum setzt diese Bundesregierung keine entsprechenden
Maßnahmen um Frauen bzw
Mädchen auch in technischen und besser bezahlten Berufen zu etablieren?
24) Ist die Steigerung der Steuer- und Abgabenquote auf (laut
EU-Statistik) 47 Prozent des
BIP und damit auf einen historischen Höchststand für Sie ein Beweis
dafür, dass das
“Null-Defizit"
- wie von Ihnen mehrfach angekündigt - überwiegend durch
ausgabenseitige
Sparmaßnahmen erzielt wurde?
25) In welchem Ausmaß wird die Bundesregierung eine Steuerreform
2003 durch zusätzliche
Staatsschulden
finanzieren?
26) Werden Sie sich dafür einsetzen, das bei der geplanten
Steuerreform 2003 die Verteilung
der
Entlastungseffekte auf Unselbständige und Selbständige deren entsprechenden
Anteilen
am Volkseinkommen (2:1) entsprechen?
27) Werden Sie darauf hinwirken, dass nicht nur entnommene Gewinne,
sondern auch
zusätzliche Investitionen steuerlich begünstigt werden?
Informeller Hinsicht
wird verlangt, diese Anfrage im Sinne des § 93 Abs. 2 GOG-NR
dringlich
zu behandeln.