3962/J XXI.GP
Eingelangt am: 03.06.2002
der Abgeordneten Dr. Cap, Gradwohl, Dr. Kräuter, Mag. Gaßner
und GenossInnen
an die Bundesregierung
betreffend Daten zu den Mitgliedern des Vorstandes und der Aufsichtsräte von
Unternehmungen, die der Kontrolle des Rechnungshofes unterliegen.
Bei der Behandlung
des Rechnungshofberichtes über die durchschnittlichen Einkommen und
zusätzliche Leistungen für Pensionen der öffentlichen Wirtschaft
des Bundes 1999 und 2000
kam es
zu interessanten Ergebnissen und Aussagen: So sind die Vorstandsgehälter
zum Teil
exhorbitant
hoch im Jahr 2000 angestiegen, zum Teil kam es zu absurd hohen
Pensionsabfindungen
(Tyrolean Airways ist wohl der unglaubliche Höhepunkt, aber kein
Einzelfall)
und zu Abfertigungen wegen vorzeitiger Auflösung von
Vertragsverhältnissen.
Dies
alles weil einige Manager der staatsnahen Unternehmungen für die
blau-schwarze
Bundesregierung nicht das richtige Parteibuch hatten bzw. es galt Freunde zu
versorgen.
Dem gegenüber
steht der Abbau von Beschäftigten und der Abbau von
Lehrlingsausbildungsplätzen. Man hat beinahe das Gefühl, dass jene
Manager, die den
Personalabbau
am wüstesten getrieben haben, die höchsten Steigerungen in ihren
Gehältern
haben
(Kopfprämien?). Damit wird der unsoziale neoliberale Kurs der
Bundesregierung auch
in die
staatsnahen Unternehmungen hineingetragen. Shareholder value hat die soziale
Marktwirtschaft
abgelöst. Es stellt sich daher die Frage: Will die Bundesregierung
wirklich
dies
als Ergebnis der blau-schwarzen Wende?
Der
neuesten Ausgabe des Wirtschafts Blattes ist nunmehr zu entnehmen, dass nicht
nur die
Manager
diesen neuen Stil pflegen, sondern auch die Kontrolleure der Manager - die von
der
Bundesregierung nach ihrem Geschmack selektiv ausgewählten
Aufsichtsräte - diese Politik
umsetzen. Die AUA-Belegschaft hatte sich im vorigen Jahr als Beitrag zur
Gesundung des
Unternehmens
solidarisch bereit erklärt, Gehaltskürzungen bis zu 15% (!)
hinzunehmen.
Gleichzeitig hat der Aufsichtsrat beschlossen, die Aufsichtsratsdotation um 70%
und dies
rückwirkend
für das Jahr 2001 zu erhöhen. Das ist blanker Zynismus des Teams rund
um den
ehemaligen
ÖVP-Minister Dr. Johannes Ditz. In Zahlen: Der Vorsitzende erhält nun
18.400,-
€
(bisher 10.400,- €), sein Stellvertreter 13.650,- statt 7.800,- €,
die anderen Aufsichtsräte
9.100,-statt 5.400,- €.
In diesem Zusammenhang gratulieren
wir nochmals dem AUA-Aufsichtsrat Karlheinz Muhr
zur
Gagenerhöhung, jener Karlheinz Muhr, der auch sonst als Pivilegienritter
aufgefallen ist.
In
diesem Zusammenhang sei aus dem Standard vom 10. Mai 2002 zitiert:
“Wien - Der
Flug OS 087 am 6. Jänner von Wien nach New York wurde ihm zum
Verhängnis: Karlheinz Muhr, österreichischer Investmentbanker mit
eigener Firma in New
York und
seit dem Vorjahr Aufsichtsrat der AUA, pochte an diesem Tag darauf, dass er,
seine
Frau und seine drei Kinder auf Gratistickets der AUA in der Businessclass nach
New York
mitgenommen
würden, obwohl die Maschine überbucht war.
Nachdem er mehrmals auf seine Kontrolltätigkeit bei der AUA
hingewiesen hatte, mussten
voll
zahlende Passagiere ausgeladen werden, schildert der Augenzeuge des Vorfalls,
John
McGough,
ein Vielflieger, den Vorfall bei der AUA-Hauptversammlung (HV). Und damit
nicht
genug, ließe sich Muhr mit dem VIP- Dienst am Flughafen zur Lounge
begleiten. Für
eine
eintägige Sitzung sei Muhr fünf Tage auf Kosten der AUA im Hotel
Imperial
abgestiegen,
und als er seinen Smoking in Kitzbühel vergaß, musste diesen auch
die AUA
nach New
York nachschicken. Das, so McGough, "ist kein Benehmen für einen
Aufsichtsrat.""
All diese
Umstände sowie Ausführungen von ÖVP- und FPÖ-Abgeordneten
im
Rechnungshofausschuss,
die sowohl den Lehrlingsabbau wie auch das Hinaufschnalzen der
Managergehälter
bestritten, sowie der Umstand, dass die AUA seit Jahren verhindert, dass der
Rechnungshof
eine umfassende Prüfung vornehmen kann, zwingen die unterzeichneten
Abgeordneten nahezu all diese Umstände zu hinterfragen.
Zu den von einem
ÖVP-Abgeordneten monierten Kosten von Anfragen und deren
Beantwortungen
(über die demokratiepolitischen Aspekte sei hier geschwiegen) ist
festzuhalten,
dass all diese Daten von jenen Unternehmungen ex lege dem Rechnungshof zu
berichten
sind, daher kein neuer Verwaltungs- oder Bürokratieaufwand daraus
entsteht.
Darüber
hinaus hat die Öffentlichkeit sicher ein hohes Interesse an der Beantwortung
dieser
Fragen, da für jeden Bürger der Privilegienstadel zumindest
transparent sein soll.
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2. Welche personellen Veränderungen hat es in den unter
Frage 1 angeführten
Unternehmungen
seit 4. Februar 2000
a) im Vorstand und
b)im Aufsichtsrat
jeweils mit Nennung
der Namen und des Zeitpunktes, an welchem die Veränderung
eingetreten
ist, gegeben?
3. Wie war der Beschäftigtenstand in den unter Frage 1
angeführten Unternehmungen am 4.
Februar 2000 und wie ist er gegenwärtig?
4. Wieviele Lehrlingsausbildungsplätze gab es am 4.
Februar 2000 in den unter Frage 1
angeführten
Unternehmungen und wieviele sind es gegenwärtig?
5. Wie hat sich der Gewinn in den unter Frage 1 angeführten
Unternehmungen seit dem 4.
Februar
2000 bis heute entwickelt und welche Investitionen hat das Unternehmen für
den
Wirtschaftsstandort Österreich vorgenommen?
6. Wie haben sich die Vorstandsgehälter in den unter
Frage 1 angeführten Unternehmungen
seit dem
4. Februar 2000 entwickelt (bitte um gesetzmäßige anonymisierte
Darstellung im
Sinne
des Einkommensberichtes des Rechnungshofes, um auch für jene Personen den
Datenschutz zu gewährleisten)?
7. Wie haben sich die Aufsichtsrats-Dotationen in den unter
Frage 1 angeführten
Unternehmungen
seit dem 4. Februar 2000 entwickelt (bitte um gesetzmäßige
anonymisierte
Darstellung im Sinne des Einkommensberichtes des Rechnungshofes, um
auch
für jene Personen den Datenschutz zu gewährleisten)?
8. Wurden an ausscheidende Vorstandsmitglieder in den unter
Frage 1 angeführten
Unternehmungen
seit dem 4. Februar 2000
a) Abfertigungen oder
b)Pensionsabfindungen
geleistet?
Wenn ja,
in welchen Unternehmungen, in welcher Höhe, zu welchem Zeitpunkt und an
wen?
9. Wurden Vorstandsverträge in den unter Frage 1
angeführten Unternehmungen seit dem 4.
Februar 2000 vorzeitig
aufgelöst?
Wenn ja, wessen Verträge, aus welchem Grund, zu welchem Zeitpunkt und zu welchen finanziellen Konsequenzen für das Unternehmen?
10. Welche
Privilegien (wie z.B. Gratistickets in der AUA, wie der Fall Karlheinz Muhr
zeigt) genießen die Vorstände
und Aufsichtsratsmitglieder in den unter Frage 1
angeführten Unternehmungen?