4001/J XXI.GP
Eingelangt am: 12.06.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend Puten- bzw. Truthahnproduktion in Österreich
Der Putenbestand hat in den letzten Jahren
in Österreich zugenommen (bei der
“Allgemeinen Viehzählung" im Dezember 2000 wurden 588.522 Tiere
gezählt). Der
aktuelle Bestand von Puten, aufgeteilt auf die Betriebe, ist aber schwer zu
ermitteln,
weil der Bestand an Puten vom Statistischen Zentralamt nicht mehr auf Halter
und
Tiere aufgeteilt wird, wie dies bei anderem Geflügel (wie etwa bei
Hühnern) der Fall
ist.
Österreich hat bei
Putenfleisch einen Selbstversorgungsgrad von 56%. Die restlichen
44% werden aus Frankreich, Deutschland, Ungarn und anderen Ländern
importiert.
Am Supermarkt bzw. im Einzelhandel ist jedoch kaum Putenfleisch aus anderen
Ländern zu finden. Es stellt sich daher die Frage, wo dieses Fleisch
vermarktet und
ob das Herkunftsland angegeben wird.
Laut Mitteilung von Tierärztinnen und
Tierschutzorganisationen gibt es in der
Putenmast einen rigorosen Einsatz von Chemotherapeutika, Antibiotika und
Futtermittelzusatzstoffen, außer bei Bioprodukten, die marginal am Markt
vorhanden
sind. Des weiteren sind die Haltungs- und Zuchtbedingungen in der Regel
alarmierend schlecht. Diverse Praktiken wie Schnabelkürzen sind die Regel
und
widersprechen allen Tierschutzbestimmungen. Derzeit werden lediglich 3 Rassen
(Big 6, Bronze, Kelly) verwendet, die auf schnellen Fleischansatz
gezüchtet werden,
was zu folgeschweren Schäden am Skelett- und Kreislaufsystem der Puten
führt.
Widerstandsfähigere und damit gesündere Rassen, die unter weniger
tierquälerischen Umständen gezüchtet werden können, stehen
kaum zur Verfügung.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1.
Warum gibt es keine Statistiken über den Putenbestand in Österreich,
aus denen
der Bestand an Puten und die Aufteilung des Bestandes auf die Tierhalter
hervorgeht?
2.
Wie hoch ist der Putenbestand in Österreich, wie viele
Putenmästereien gibt es,
wie teilt sich der Bestand auf die Puten-Halter auf (bitte nach
Bundesländern
aufgeschlüsselt)?
3.
Wie viele Puten werden in Österreich konventionell und wie viele
alternativ
gehalten?
4.
Wieviele Putenbrütereien gibt es in Österreich und wie groß
sind diese Betriebe
(bitte nach Bundesländern aufgeschlüsselt)?
5.
Wieviele Puten-Schlachthöfe gibt es in Österreich und wieviele Puten
werden
dort jährlich
geschlachtet (bitte nach Bundesländern aufgeschlüsselt)?
6. Wieviel Tonnen Putenfleisch wurde
in den Jahren 1999, 2000, 2001 aus welchen
Ländern importiert? Da dieses Fleisch im Einzelhandel kaum anzutreffen
ist, stellt
sich die Frage: Wo und in
welcher Form wird das importierte Fleisch in Österreich
vermarktet?
7.
Wie hoch schätzen Sie den Einsatz von Futtermittelzusatzstoffen in
österreichischen Puten-Mastbetrieben ein?
8.
Welche Futtermittelzusatzstoffe kommen auf österreichischen Puten-
Mastbetrieben in welchen
Mengen zum Einsatz?
9. Das Präparat Nifursol ist als Medikament zur Behandlung der
Schwarzkopfkrankheit
zwar verboten, als Futtermittelzusatzstoff jedoch erlaubt.
Bisher konnte kein Grenzwert
festgesetzt werden, bei dem die längerfristige
Einnahme von Nifursol als bedenkenlos eingestuft werden könnte. Wie wurde
der
Futtermittelzusatzstoff Nifursol in der Praxis auf seine Unbedenklichkeit
überprüft? Gibt es hierzu Studien, welche die Wirkung auf Mensch und
Tier
belegen?
10. Treten
Sie für ein Verbot von Nifursol als Futtermittelzusatzstoff auf EU-Ebene
ein, wo es doch als Arzneimittel verboten wurde?
11. Welche
Puten-Rassen werden in Österreich gezüchtet und gemästet (bitte
Verteilung in % angeben)?
12. Wieviel
Prozent der Mastputen, die in Österreich für die Fleischerzeugung
gehalten werden, sind Puten
der Rasse “Big 6"?
13. Bei wieviel Prozent der Puten wird der Schnabel gekürzt?
14. In
anderen Ländern gibt es bereits sehr gute Alternativen zur
herkömmlichen
Putenmast und es werden andere Rassen als die Qualzucht “Big 6"
für die
Fleischerzeugung eingesetzt.
Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um Alternativen
in der Putenmast (wie z.B. Freilandhaltung und langsamerwachsende Rassen)
zu fördern?
15. Gibt es
eigene Schlachtbetriebe für Puten, die aus biologischer bzw. alternativer
Haltung stammen? Wenn ja, welche?
16.
Verfügt die AMA über Verträge mit Putenproduzentlnnen? Wenn ja,
gibt es
AMA-Richtlinien betreffend Putenfleisch? Um wie viele Betriebe in welchen
Bundesländern handelt es
sich und wieviel Putenfleisch wird von der AMA
vermarktet?