4022/J XXI.GP
Eingelangt am: 12.06.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Maier
und GenossInnen
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend erfolgreiche Aufgriffe illegaler Importe von Dopingmitteln
(Nahrungsergänzungsmittel, Arzneimittel, Anabolika etc.) durch die Zollfahndung
Das
Doping- bzw. Anabolikaproblem in Freizeit und Sport wird generell unterschätzt.
In der
Bundesrepublik
haben Experten bereits vor Jahren schon Alarm geschlagen. Laut einer
deutschen
Studie nimmt jeder 5. Sportler (der regelmäßig in einem
Fitnessstudio trainiert)
Anabolika
zur Leistungssteigerung. Das Problem: nur die wenigsten wussten bzw. wissen
über
die fatalen Nebenwirkungen Bescheid. Überdies dürften viele, die
bislang
verbotenerweise beispielsweise Anabolika verwendet und vertrieben haben, dies
lediglich als
Kavaliersdelikt
angesehen haben. Besonders problematisch sind mit anabolen steroiden
verunreinigte
Nahrungsergänzungen.
Absolut
kriminell sind illegale Importe von Anabolika etc. nach Österreich (z.B.
aus
Tschechien,
Slowenien).
Der
Missbrauch von Anabolika und ähnlichen verbotenen Substanzen (siehe
Antidopingkonvention)
muss daher nicht nur im Spitzensport, sondern auch im Freizeit- und
Breitensport mit den notwendigen staatlichen Mitteln bekämpft werden.
Bereits vor einem
Jahr
hat das Kölner Zollkriminalamt vor vermehrt auftauchenden illegalen
Dopingmitteln
gewarnt,
so insbesondere von einem Wachstumshormon (Somatotropin). Dieses wurde in der
deutschen Bodybuildingszene verkauft.
Auch seitens der EU
sind weitere Maßnahmen nach der letzten Untersuchung über
Fitnessstudios
zu erwarten.
Über
die Zollfahndungen wurden Ende Jänner 2002 in Ostösterreich zwei
enorm große
Anabolikalager
ausgehoben. Dabei wurden illegale Arzneimittel (Freizeitdopingmittel)
sichergestellt, die offenbar aus Tschechien stammten. Verantwortlich für
diesen Aufgriff war
wieder
einmal die Zollfahndung, die über lang dauernde Observationen diese
illegale Mittel
sicherstellen
bzw. beschlagnahmen konnte. Im Zuge der Ermittlungen wurden nach
Presseberichten
45 Lieferungen mit insgesamt etwa 800 kg Inhalt abgefangen, in zwei (als
Zwischenlager
genutzten) Wohnungen in Wien und im Großraum Tulln fand die Zollwache
überdies
große Mengen Anabolika, Tabletten und Ampullen.
Insgesamt wurden nach
Presseberichten 3 Tonnen der illegalen Ware mit einem
Schwarzmarktwert
von etwa € 2.000.000,-- (ATS 27,5 Mio.) sichergestellt. Diese illegalen
Arzneien
wurden nicht nur in Österreich an Betreiber von Fitnessklubs oder Personen
verkauft,
sondern über ganz Europa versandt (d.i. ein Verstoß gegen das
Versandhandelsverbot).
Eine große Anzahl wurde beispielsweise an Bodybilder in ganz
Europa
weiterverkauft.
Besonders
skandalös ist, dass in diesen Skandal zwei Mitglieder der WEGA - einer
Spezialeinheit
der Wiener Polizei - involviert sind. Die beiden WEGA-Beamten haben auch
bereits
gestanden, diese illegalen Präparate von Tschechien nach Österreich
geschleust zu
haben.
Die beiden Beamten wurden sofort vom Dienst suspendiert. Dies wird auch
Gegenstand
eines Disziplinarverfahrens bzw. eines Strafverfahrens sein.
Die beiden
WEGA-Polizisten haben konkret gestanden, bei 16 Fahrten insgesamt 3
Tonnen Anabolika aus Tschechien nach Österreich eingeführt zu haben,
wobei der
Schwarzmarktpreis
auf € 3,3 Mio. geschätzt wird.
Zu einem
Großteil über Tschechien lief der illegale Import der aus Asien und
dem ehemaligen
Ostblockstaaten
stammenden - und dadurch verhältnismäßig billig produzierten -
Anabolika.
In
Österreich - dem Verteilzentrum - wurden diese Produkte entsprechend
etikettiert und
weiter verkauft (insbes. EU).
Wie
Profil aus WEGA-Kreisen erfuhr, könnten derartige Pillen und Ampullen auch
unter der
“Cornettofraktion" der Wiener Alarmabteilung kursiert haben. Rapid
auf- und abschwellende
Muskelberge
und plötzliche Schwächeanfälle besonders gut gebauter Kollegen
im Schwimm-
oder
Lauftraining lösten nämlich Verwunderung aus.
Ein weiterer erfolgreicher Aufgriff
der Zollfahndung erfolgte auch im April 2002 an der
österreichisch-slowenischen
Grenze.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für
Finanzen
nachstehende
Anfrage:
1. Ist dieser in der Präambel
geschilderte Sachverhalt hinsichtlich der illegalen
Anabolikaimporte
durch die beiden “WEGA-Beamten" richtig?
2. Wenn nein, wie lautet Ihre Richtigstellung?
3. Wieviele Personen mussten bei diesem
geschilderten Vorfall insgesamt angezeigt
werden?
Wie lauten die konkreten Vorwürfe?
4. Wann haben Sie zum geschilderten Vorfall entsprechende Anzeigen erstattet?
5. Wieviele illegale Importe von
Dopingmittel (Nahrungsergänzungsmittel, Arzneimittel,
Anabolika
etc.) konnten 2000, 2001 und bis 30.6. 2002 durch die Zollfahndung
nachgewiesen
werden?
6. Welche Dopingmittel wurden dabei
aufgefunden und beschlagnahmt (ersuche um
namentliche
Bekanntgabe)?
7. Welchen geschätzten
Schwarzmarktpreis hatten die dabei beschlagnahmten
Dopingmittel?
8. Welche Mengen wurden in diesem Zeitraum aufgefunden und beschlagnahmt?
9. Aus welchen Ländern stammten die
aufgefundenen und beschlagnahmten
Dopingmittel?
10. Welche Staatsangehörigkeit hatten die Beteiligten an diesen illegalen Importen?
11. Gegen wieviele Personen mussten in diesem Zeitraum Anzeigen erstattet werden?
12. Zu wievielen gerichtlichen Verurteilungen kam es in diesem Zeitraum?
13. Sehen Sie in Österreich einen legislativen
Handlungsbedarf zur Bekämpfung dieser
illegalen
Importe aus Drittstaaten? Sehen Sie diesen auf europäischer Ebene?
Wenn ja, worin besteht dieser?
14. In welcher Form wird seitens Ihres Ressorts auf EU-Ebene
bzw. mit Drittstaaten zur
Bekämpfung von illegalen
Importen von Dopingmitteln zusammengearbeitet?