405/J XXI.GP

 

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Anton Heinzl, Peter Wittmann

und Genossen

an den Bundesminister für Finanzen

betreffend finanzielle Aushöhlung der österreichischen Städte

 

 

Von der Regierung sind Bestrebungen im Gange, den Finanzspielraum der österreichischen

Städte einzuengen und diese finanziell auszuhöhlen. So wird eine Abschaffung des

sogenannten abgestuften Bevölkerungsschlüssels verlangt, der sich seit den zwanziger Jahren

vorigen Jahrhunderts bewährt hat und bisher immer ein taugliches, interkommunales

Instrument zur Abgeltung der höheren Infrastrukturkosten der Städte, wie zum Beispiel für

Krankenhäuser und Kultureinrichtungen usw. gewesen ist.

 

Eine Einschränkung des finanziellen Handlungsspielraumes für die österreichischen Städte

würde erhebliche Schwierigkeiten bei der Erfüllung von grundlegenden Pflichtaufgaben und

Serviceleistungen für die Bürger mit sich bringen.

 

Die finanziellen Zukunftsaussichten der österreichischen Gemeinden sind äußerst unsicher, so

dass kaum noch eine längerfristige Disposition möglich ist:

 

- Die Getränkesteuer ist Gegenstand eines Verfahrens vor dem Europäischen Gerichtshof

   und untere Umständen von der Abschaffung bedroht. Vom künftigen Entfall dieser

   Einnahmequelle abgesehen droht auch noch die Rückzahlung der seit dem Jahr des EU -

   Beitritts (1995) vereinnahmten Mittel im Ausmaß von über 20 Mrd. Schilling.

 

-  Eine Reihe anderer kommunaler Steuern - etwa Anzeigen -  und Ankündigungsabgabe,

   aber auch die überaus wichtige Kommunalsteuer, werden immer wieder unter dem

   Aspekt ihrer Wirtschaftsfeindlichkeit zur Diskussion gestellt und könnten auf Sicht

   ebenfalls das Ziel von Abschaffungsbemühungen sein.

 

- Schließlich ist für die anstehenden Finanzausgleichsverhandlungen zu befürchten, dass

   Bund und Länder versuchen werden, sich zu Lasten der Gemeinden höhere Anteile an

   den gemeinschaftlichen Bundesabgaben zu sichern. Besonders bedroht erscheinen die

Städte, da die vom österreichischen Gemeindebund vertretenen kleineren Gemeinden

zum interkommunalen Verteilungskampf aufrufen und, mit Unterstützung einer Reihe

von Ländern, die Abschaffung des abgestuften Bevölkerungsschlüssels fordern. Dabei

geht es um gewaltige Größenordnungen: z.B. würde Wien mehr als 3 Mrd., Linz etwa

800 Mio. und St. Pölten ca. 200 Mio. Schilling verlieren. Dass Einnahmeausfälle in

dieser Höhe durch Einsparungen kompensiert werden könnten ist völlig unrealistisch.

 

Von Seiten der Bundesregierung ist bisher keine Position zur Frage der künftigen

Finanzausstattung der Gemeinden bekannt.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Finanzen

nachstehende

 

 

Anfrage:

 

1. Welche Maßnahmen zur Unterstützung der Gemeinden sind für den Fall der

     Abschaffung der Getränkesteuer durch den EuGH ins Auge gefaßt?

 

2. Welche Einnahmequelle soll den Gemeinden ersatzweise erschlossen werden, wenn

     die Getränkesteuer fällt?

 

3. Bekennen Sie sich zum Prinzip des abgestuften Bevölkerungsschlüssels im

     Gemeinde - Finanzausgleich als Mittel zur Abgeltung der erhöhten

     Infrastrukturaufwendungen der Ballungsräume?

 

4. Werden Sie die Bestrebungen Ihres Vorgängers Edlinger, die Ankündigungs -  und

     Anzeigenabgabe durch Zusammenfassung einer Werbesteuer in ihrem Bestand zu

     sichern, fortsetzen?

 

5. Wie sollen den Gemeinden die finanziellen Ausfälle durch die beabsichtigte

     Abschaffung der Ankündigungs -  und Anzeigenabgabe abgegolten werden?

 

6. Kann man davon ausgehen, dass der Bund die notwendige Budgetkonsolidierung

     nicht zu Lasten der Finanzausgleichspartner anstreben wird?