4067/J XXI.GP
Eingelangt am: 13.06.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Ulli Sima
und GenossInnen
an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen
betreffend Nitrofen-Fleisch-Skandal, die Effizienz der “Ernährungsagentur" und DDT-
kontaminierte Glashaus-Erde
Mit dem Bekanntwerden von Importen
von nitrofenverseuchtem Geflügel-Fleisch aus
Deutschland erschütterte ein weiterer Lebensmittelskandal die ohnehin
schon schwer
verunsicherten
Konsumentinnen. Die Nicht-Informations-Poltik von Seiten des zuständigen
Ministeriums für soziale Sicherheit
und Generationen und das Ping-Pong-Spiel zwischen dem
Ministerium und der “Österreichischen Agentur für
Gesundheit und Ernährungssicherheit"
war nicht gerade förderlich, um das Vertrauen der Konsumenten wieder zu
stärken. Es war
das deutsche Verbraucherschutzministerium,
das über Proben-Nahmen in Österreich
informierte, von Seiten des zuständigen Ministers - oder der Agentur -
wurde die
Öffentlichkeit nicht zeitgerecht informiert. Der
Geschäftsführer der Agentur, Walter Schuller,
gestand im Standard vom 6. Juni Fehler in
der Kommunikation ein, was den Konsumenten im
konkreten Fall auch nicht wirklich weiterhilft. Ebenfalls mehr als
besorgniserregend ist die
von der Umweltschutzorganisation
kürzlich präsentierte Untersuchung von heimischer
Glashauserde, die mit dem seit 1992 in Österreich verbotenen DDT
kontaminiert ist. Es stellt
sich nach Nitrofen und DDT einmal mehr die Frage, wie effizient in
Österreich die Kontrolle
der Lebensmittel im besonderen auf
verbotene Stoffe ist.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den
Bundesminister für soziale Sicherheit
und
Generationen nachstehende
Anfrage:
1) Wann haben Sie konkret von möglichen Importen von
nitrofen-verseuchtem Fleisch
aus
Deutschland erfahren?
2) Wer hat Sie in welcher Form informiert?
3) Welche konkreten Schritte haben Sie nach dem Erhalt der
entsprechenden
Informationen gesetzt?
4)
Warum haben Sie die Öffentlichkeit nicht vor dem kontaminiertem
Geflügel-Fleisch
gewarnt?
5)
Halten Sie es für zielführend, erst dann zu “informieren",
wenn das betroffene Fleisch
bereits gegessen wurde?
6) Können Sie eine Gesundheitsgefährdung der
heimischen Konsumenten im
Zusammenhang
mit der Nitrofen-Affaire ausschliessen?
7) Welche Informationspflichten hätte die Ernährungsagentur in diesem Fall gehabt?
8) In welcher gesetzlichen Bestimmung des Gesundheits- und
Ernährungssicherheitsgesetzes ist die Informationspflicht festgelegt?
9) Finden Sie nicht, dass das zuständige Ministerium
Informationspflichten im Falle
eines
Lebensmittelskandals hat?
10) Wird in künftigen Fällen von Lebensmittelskandalen ab nun
stets die
Ernährungsagentur
informieren?
11) Wer ist im Falle eines neuerlichen Lebensmittel-Skandals für
die Information der
Öffentlichkeit
zuständig und verantwortlich?
12) Halten Sie die Aussage des Geschäftsführers Walter
Schuller, wonach “niemand tot
umfalle",
wenn er nitrofen-kontaminiertes Fleisch konsumiere, für zielführend
und
angebracht?
13) Glauben Sie, dass es der Rolle eines Geschäftsführers der
Ernährungsagentur
entspricht,
zu verharmlosen?
14) Werden Sie nach diesem offensichtlichem Kompetenz-Wirr-Warr
entsprechende
Schritte
setzen, um dieses künftig zu verhindern?
15) Falls ja, welche?
16) Falls nein, warum nicht?
17) Wieviele Proben auf nitrofen-verseuchtes Fleisch wurden in
Österreich insgesamt
gezogen?
18) Halten Sie die behördlichen Kontrollen von Fleischprodukten
(Bioprodukte als auch
konventionelle)
in Österreich für ausreichend?
19) Werden Sie die
Kontrollen auf tierische Produkte - sowohl auf importierte als auch
auf
heimische- nach dem Nitrofen-Skandal erhöhen?
20) Werden tierische
Produkte in Österreich stichprobenartig auf verbotene Stoffe, wie
etwa Nitrofen, untersucht?
21) Werden Sie
künftig verstärkt auch auf den Einsatz von verbotenen Stoffen wie z.
B.
Nitrofen
untersuchen?
22) Falls nein, warum nicht?
23) Halten Sie es für zielführend, Lebensmittel nur auf zugelassene Stoffe zu untersuchen?
24) Werden Importe von tierischen Produkten aus Deutschland nach den
jüngsten
Vorfällen verstärkt
kontrolliert?
25) Falls nein, warum nicht?
26) Werden die Kontrollen für Bioprodukte künftig erhöht?
27)
Wieviele Kontrollen auf Pestizid-Rückstände in Fleischprodukten
(Bioprodukte als
auch konventionelle) wurden in den Jahren
1999, 2000, 2002 und bisher im laufenden
Jahr gezogen?
28) Mit welchen Ergebnissen, bitte nach Fleischart und Pestiziden aufschlüsseln.
29) Wird heimisches Obst und Gemüse auf DDT-Belastung untersucht?
30) Falls ja, wieviele Proben wurden in den Jahren 1999, 2000, 2001 und
im laufenden
Jahr
gezogen?
31) Welche konkreten Ergebnisse (bitte nach Bundesländern und Obst-
und Gemüsesorten
auflisten) brachten die Untersuchungen?
32) Wie hoch ist der gesetzliche Grenzwert für DDT-Belastung in Obst und Gemüse?
33) Wie oft wurde der gesetzliche Grenzwert bei den untersuchten Proben überschritten?
34) Falls er überschritten wurde, welche Massnahmen haben Sie gesetzt?
35)
Können Sie eine Gesundheitsgefährdung der heimischen Konsumenten
durch DDT
ausschliessen?
36) Planen Sie nach Bekanntwerden der überhöhten
Bodenbelastung konkrete
Schwerpunktaktionen
mit Probenziehungen an heimischem Gemüse?
37) Falls nein, warum nicht?
38) Stimmen Sie der Aussage des Geschäftsführers der
Ernährungsagentur, Bernhard Url,
zu, wonach
DDT-Rückstände in Österreich ein “Pseudothema" seien?
39) Glauben
Sie, dass Beschwichtigungsversuche von Seiten der Agentur sowohl im Falle
von Nitrofen als auch im DDT-Fall für die heimischen Konsumenten hilfreich
sind?