4072/J XXI.GP
Eingelangt am: 20.06.2002
ANFRAGE
des Abgeordneten G a ß n e r
und Genossinnen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend die überfällige Sanierung und Organisationsreform der KZ-Gedenkstätte
Mauthausen
Die
KZ-Gedenkstätte Mauthausen ist ein besonders wichtiger und zentraler Ort
der
Erinnerung an die Verbrechen und die Opfer des nationalsozialistischen Regimes
in
Österreich. Seit 1949 trägt das Bundesministerium für Inneres
die Verantwortung für die
Gedenkstätte. Diese Verantwortlichkeit gilt sowohl gegenüber den
nachfolgenden
Generationen in Österreich als auch gegenüber der internationalen
Gemeinschaft. Die
Erinnerung wach zu halten und das Gedenken in Österreich
fortzuführen, das seien
gesellschaftspolitische Aufgaben der Republik, so wird der Bundesminister
für Inneres Ernst
Strasser im Magazin des Innenministeriums “Öffentliche Sicherheit"
3-4/2001 (http://ln-
inter11.bmi.gv.at/web/bmiweb.nst/AIIPages/OES020108102113)
zitiert. Dem ist zweifellos
zuzustimmen.
Auch
die vom Minister ins Leben gerufene “Reforminitiative
KZ-Gedenkstätte Mauthausen",
deren Endbericht bereits seit Februar 2001 vorliegt, ist sehr zu
begrüßen. In drei
Arbeitsgruppen wurde eine umfassende Organisationsreform auf der Grundlage
eines
“Bundesgedenkstättengesetzes", die eine dauerhafte
Zukunftssicherung der KZ-
Gedenkstätte garantieren soll, erarbeitet. Im Zuge der Reform sollten
außerdem zahlreiche
wissenschaftliche Projekte zur Verbesserung und Förderung der
pädagogischen Vermittlung
sowie dringend notwendige bauliche Maßnahmen durchgeführt werden.
Die
Umsetzung der Ergebnisse läßt allerdings auf sich warten. Der
Zeitplan der
Reforminitiative sah den Entwurf des
“Bundesgedenkstättengesetzes" für Februar/März 2001
vor; bis dato wurde aber noch kein derartiger Entwurf vorgelegt. Die
SP-Abgeordneten
Prammer und Posch haben bereits in einem entsprechenden Entschließungsantrag
auf die
rasche Schaffung dieser gesetzlichen Grundlage für die Organisationsreform
der
Gedenkstätte gedrängt. Es stellt sich die Frage, welche
Priorität die Sicherung Mauthausens
als “Zentrum der Wiederbetätigungsprävention" (Strasser)
für den Innenminister bzw. für die
Bundesregierung tatsächlich hat.
Die unterzeichneten
Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Inneres
folgende
Anfrage:
1. Stehen Sie zu den Ergebnissen des Berichtes
der “Reforminitiative KZ-Gedenkstätte
Mauthausen"?
2. Ein Entwurf des angekündigten
Bundesgedenkstättengesetzes hätte nach diesem Bericht
schon im März 2001 vorgelegt und im
September 2001 beschlossen werden sollen.
Wieso wurde dem empfohlenen Zeitplan nicht Folge geleistet?
3. Wann ist mit einem solchen Gesetzesentwurf zu rechnen?
4. Welche inhaltlichen Schwerpunkte sollen darin enthalten sein?
5. Wird es ein Begutachtungsverfahren für diesen Entwurf geben?
6. Wurden von seiten Ihres Ministeriums seit Vorliegen
des Endberichts der Reforminitiative
konkrete Schritte in Richtung einer Organisationsreform der
KZ-Gedenkstätte
Mauthausen gesetzt?
a) Wenn ja, welche?
b) Wenn ja, als wie weit fortgeschritten
würden Sie den Stand der Umsetzung der
Organisationsreform beschreiben?
c) Wenn nein, warum nicht?
7. Was sind die Ursachen der Versäumnisse?
8. In welcher Form und in welchem Umfang wird
den Ergebnissen der Arbeitsgruppen der
Reforminitiative KZ-Gedenkstätte Mauthausen überhaupt Rechnung getragen
werden?
9. Wurden von Ihrer Seite bereits konkrete
Instandhaltungsmaßnahmen der Gedenkstätte
veranlaßt?
a) Wenn ja, welche?
b) Wenn nein, warum nicht?
10. Ist Ihnen bekannt, dass einige Bauwerke desolat,
dringend sanierungsbedürftig und eine
Schande für die Gedenkstätte sind?
11. Wurden eines oder mehrere der vorgeschlagenen
wissenschaftlichen und
pädagogischen Projekte bereits ins Leben gerufen?
12. Gibt es in Bezug auf die von Ihnen anläßlich
des Startes der Reforminitiative zugesagten
finanziellen Mittel konkrete Festlegungen hinsichtlich
Größenordnung, Zeitrahmen und
Zweckbindung für konkrete Projekte?
13. Ist Ihr Bekenntnis zur Institutionalisierung und
Förderung der KZ-Gedenkstätte
Mauthausen als “Zentrum der Wiederbetätigungsprävention"
noch aufrecht?