408/J XXI.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Glawischnig, Moser, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten

 

betreffend Stromimporte aus Tschechien

 

 

Das tschechische Energieversorungsunternehmen CEZ behauptet, daß im Hinblick

auf die Betriebsaufnahme des Atomkraftwerks Temelin bereits entsprechende

Stromexport - Verträge mit österreichischen Unternehmen fixiert worden sind. Ein

CEZ - Sprecher gab zudem in der CEZ - Generalversammlung und in

Zeitungsinterviews bekannt, dass bis zum Jahr 2005 in Tschechien selbst überhaupt

kein Bedarf an den 1000 Megawatt Leistung des AKW Temelin bestehen.

 

Laut Pressemitteilung der CEZ (www.cez.cz/enver/e00601 .htm) stieg der

Stromexport von Tschechien in den Westen von 1595 Gigawattstunden (GWh) im

Jahre 1994 auf 5674 GWh im Jahre 1999. Bedeutende ausländische Kunden

befinden sich nach Angaben der CEZ in Deutschland und Österreich, aber auch der

Schweiz und Italien.

 

Die ab dem Jahr 2000 von der CEZ geplanten Exportmenge von 8000 GWh

entspricht zu rund zwei Drittel der künftigen Stromproduktion des AKW Temelin. Die

massive Steigerung des Exports wird mit neuen, größtenteils bereits unterzeichneten

Verträgen begründet, aber auch mit der sinkenden Nachfrage in Tschechien.

 

Die österreichische Regierung hat daher zwar immer lautstark beteuert, gegen die

Inbetriebnahme von Temelin zu sein, wenn die Aussagen der CEZ - Manager aber

stimmen, haben österreichische Unternehmen inzwischen umfangreiche Verträge

über den Strombezug aus Tschechien bzw. von der CEZ abgeschlossen. Dies wäre

in keiner Weise mit der österreichischen Anti - Atompolitik vereinbar. Zudem hat das

Wirtschaftsministerium in einer Prüfung gemäß §13 EIWOG „grünes Licht“ für

weitere Stromimporte aus Tschechien nach Österreich gegeben.

 

In einem ersten Schritt muß es daher zu einer sofortigen Offenlegung aller laufenden

und künftigen Stromverträge mit Tschechien kommen. Es darf nicht sein, daß

geplante Stromexporte nach Österreich dazu beitragen, daß Temelin überhaupt

fertig gebaut wird.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1.    In welcher Form gestaltete sich der Stromaustausch zwischen Österreich und

       Tschechien in den Jahren 1994 bis 1999?

 

2.    Welche Liefer -, Austausch - oder sonstige Vereinbarungen bestanden

       diesbezüglich bislang zwischen in diesen Ländern tätigen Unternehmen?

 

3.    Welche Strommengen wurden jeweils in den Jahren 1994 bis 1999 von a)

       Tschechien nach Österreich bzw. b) Österreich nach Tschechien geliefert?

       (Bitte geben Sie den monatlichen Stromaustausch sowie den monatlichen

       Leistungsaustausch in Stark - und Schwachlastzeiten an).

 

4.    Welche Strommengen wurden jeweils in den Jahren 1994 bis 1999 über

       Drittstaaten (etwa Deutschland) von a) Tschechien nach Österreich bzw. b)

       Österreich nach Tschechien geliefert? (Bitte geben Sie den monatlichen

       Stromaustausch sowie den monatlichen Leistungsaustausch in Stark - und

       Schwachlastzeiten an).

 

5.    Welche Stromtransite von oder nach Tschechien hat es jeweils in den Jahren

       1994 bis 1999 über österreichisches Bundesgebiet gegeben?

 

6.    Welche Strommengen werden nach Ihnen vorliegenden Informationen künftig

       von a) Tschechien nach Österreich bzw. b) Österreich nach Tschechien

       geliefert?

 

7.    Welche Strommengen werden nach Ihnen vorliegenden Informationen künftig

        über Drittstaaten (etwa Deutschland) von a) Tschechien nach Österreich bzw.

        b) Österreich nach Tschechien geliefert?

 

8.    Welche Liefer -, Austausch - oder sonstige Vereinbarungen im Bereich

        elektrische Energie bestehen derzeit zwischen in Österreich und Tschechien

        tätigen Unternehmen? (Im Sinne des Datenschutzes ersuchen wir

        ausschließlich um Bekanntgabe der geplanten bzw. vereinbarten

        Strommengen.)

 

9.     Im Wirtschaftsministerium wurde eine Prüfung tschechischer Stromlieferungen

        nach Österreich gemäß § 13 EIWOG vorgenommen.

        Welches Resultat brachte diese Prüfung? Wie ist der konkrete Wortlaut des

         Prüfungsergebnisses?

 

10.   Welche Studien bzw. Untersuchungen wurde in diesem Zusammenhang

        durchgeführt bzw. in Auftrag gegeben? Wie ist der Inhalt dieser Studien? (Bitte

        legen Sie die entsprechenden Studien in Kopie der Anfragebeantwortung bei).

11. Warum wurde diese Prüfung durchgeführt? Was war der Anlaßfall bzw. wer hat

       die Prüfung beantragt?

 

12. Sind Ihnen Ausbaupläne des mitteleuropäischen Hoch - bzw.

      Höchstspannungsnetzes bekannt die zu einer Erhöhung der

      Übertragungskapazitäten a) von Tschechien nach Österreich bzw. b) von

      Tschechien über Deutschland nach Österreich führen würden?

 

13. Können Sie ausschließen, daß Stromexporte von Tschechien nach Österreich

      direkt oder indirekt zur Fertigstellung des AKW Temelin beitragen? Wenn ja,

      warum?

 

14. Sind sie bereit, ähnlich wie im oö. Landes - EIWOG vorgesehen, jährlich die

      Stromimporte und - exporte offenzulegen?