4128/J XXI.GP
Eingelangt am: 09.07.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Inneres
betreffend öffentliche Belästigungen von Frauen
Bereits seit längerer Zeit werden Frauen, die in Wien
einen Schwangerschaftsabbruch
vornehmen lassen wollen, vor diversen
Kliniken immer wieder - teils massiv - von militanten
AbtreibungsgegnerInnen gegen ihren Willen angesprochen, beschimpft und
bedroht. Auch
Frauen, die sich aus anderen Gründen
dort aufhalten, sind diesen Belästigungen ausgesetzt.
Einige der betroffenen Frauen haben
gegen die organisierten AbtreibungsgegnerInnen, von
denen sie belästigt werden, Strafanzeigen erstattet. Am schlimmsten
ist die Situation seit
einiger Zeit vor der sogenannten
Mairo-Klinik im 2. Bezirk, Große Sperlgasse 33.
Diese Belästigungen sind unzumutbar, weil dadurch Frauen, die einen
- in Österreich
gesetzlich zulässigen - freiwilligen Schwangerschaftsabbruch vornehmen
lassen wollen,
extrem unter Druck gesetzt werden. Dagegen
hat sich auch die EU bereits vor Jahren in einer
Entschließung des
Europäischen Parlaments ausgesprochen: “Das Europäische
Parlament (..)
verurteilt die Haltung organisierter
militanter Abtreibungsgegner in bestimmten
Mitgliedstaaten (..); fordert,
daß das Vorgehen dieser militanten Gruppen streng bestraft wird,
(..)1"
Durch die genannten Belästigungen werden aber auch ganz generell bedrohliche Situationen
für Frauen erzeugt und die Bewegungsfreiheit von Frauen in der Öffentlichkeit eingeschränkt.
Aus all diesen Gründen sind die Behörden dringend aufgefordert, etwas dagegen zu
unternehmen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Ist Ihnen die oben
geschilderte Situation - Belästigung von Frauen vor Kliniken,
insbesondere vor der Mairo-Klinik - bekannt?
2. Welche Maßnahmen
wurden bisher seitens Ihres Ministeriums getroffen, um die
Belästigungen zu unterbinden und die Sicherheit von Frauen in der
Öffentlichkeit an
den genannten Orten zu gewährleisten?
3. Haben
Sie vor, weitere Maßnahmen zu setzen, um die Belästigungen
hintanzuhalten
und die Sicherheit von Frauen in der Öffentlichkeit zu gewährleisten?
Wenn
ja: welche?
Wenn nein: Weshalb nicht, da
sich die bisherigen Maßnahmen als nicht effektiv
erwiesen haben?
4. Wie
viele Strafanzeigen wegen der angesprochenen Belästigungen wurden seit
Beginn
des
Jahres 2000 in Österreich erstattet?
5. Was
geschah mit diesen Strafanzeigen? Bitte schildern Sie für jede einzelne
dieser
Anzeigen,
wie das weitere Prozedere war.
Mit einer Änderung des
Sicherheitspolizeigesetzes wäre es möglich, zu unterbinden, dass
sich die
militanten Abtreibungsgegnerinnen direkt vor Kliniken aufhalten (durch
Erweiterung
der Tatbestandsvoraussetzungen für das Verhängen eines Platzverbotes
bzw.
Wegweisung
auf Hinderung des freien Zuganges zu Kliniken, die
Schwangerschaftsabbrüche
vornehmen, Einschüchterungen und Belästigungen von
Personen vor diesen Kliniken).
6. Wie
stehen Sie zu einer solchen Novellierung des Sicherheitspolizeigesetzes? Bitte
begründen
Sie Ihre Haltung.
Die Organisation hinter den militanten
Abtreibungsgegnerinnen nennt sich “Human Life
International"
und ist international vernetzt. Der Leiter dieser Organisation in
Österreich
ist
Dietmar Fischer.
7. Gibt es gegen Dietmar Fischer - wegen der genannten
Belästigungen oder aus anderen
Gründen
- polizeiliche Ermittlungen?
Wenn ja:
Aus welchen Gründen?
8. Sehen Sie - aufgrund der oben geschilderten
Vorfälle - die Notwendigkeit, gegen HLI
seitens
Ihres Ministeriums Maßnahmen zu setzen?
Wenn
nein: Weshalb nicht?
Wenn ja: welche bzw. welche wurden bereits gesetzt?