4129/J XXI.GP
Eingelangt am: 09.07.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Justiz
betreffend öffentliche Belästigungen von Frauen
Bereits seit längerer Zeit werden Frauen, die in Wien
einen Schwangerschaftsabbruch
vornehmen lassen wollen, vor diversen
Kliniken immer wieder - teils massiv - von militanten
Abtreibungsgegnerinnen gegen ihren Willen angesprochen, beschimpft und
bedroht. Auch
Frauen, die sich aus anderen Gründen
dort aufhalten, sind diesen Belästigungen ausgesetzt.
Einige der betroffenen Frauen haben
gegen die organisierten Abtreibungsgegnerinnen, von
denen sie belästigt werden, Strafanzeigen erstattet. Am schlimmsten
ist die Situation seit
einiger Zeit vor der sogenannten
Mairo-Klinik im 2. Bezirk, Große Sperlgasse 33.
Diese Belästigungen sind unzumutbar, weil dadurch Frauen, die einen
- in Österreich
gesetzlich zulässigen - freiwilligen Schwangerschaftsabbruch vornehmen
lassen wollen,
extrem unter Druck gesetzt werden. Dagegen
hat sich auch die EU bereits vor Jahren in einer
Entschließung des
Europäischen Parlaments ausgesprochen: “Das Europäische
Parlament (..)
verurteilt die Haltung organisierter
militanter Abtreibungsgegner in bestimmten
Mitgliedstaaten (,.); fordert,
daß das Vorgehen dieser militanten Gruppen streng bestraft wird,
(..)1"
Durch die genannten Belästigungen werden aber auch ganz generell bedrohliche Situationen
für Frauen erzeugt und die Bewegungsfreiheit von Frauen in der Öffentlichkeit eingeschränkt.
Aus all diesen Gründen sind die Behörden dringend aufgefordert, etwas dagegen zu
unternehmen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1.
Ist Ihnen die oben geschilderte Situation - Belästigung von Frauen vor
Kliniken,
insbesondere vor der Mairo-Klinik - bekannt?
2.
Welche Maßnahmen wurden bisher seitens Ihres Ministeriums getroffen, um
solche
Belästigungen zu unterbinden?
3. Haben Sie vor, weitere Maßnahmen zu setzen, um solche Belästigungen
hintanzuhalten.
Wenn ja:
welche?
' A4-0468 98 Entschließung zur Achtung der Menschenrechte in der Europäischen Union (1997)
4. Wie
viele Strafanzeigen wegen der angesprochenen Belästigungen (Nötigung
und/oder
andere
Delikte) wurden seit Beginn des Jahres 2000 in Österreich erstattet?
5. Was geschah mit diesen
Strafanzeigen? Bitte schildern Sie für jede einzelne dieser
Anzeigen, wie das weitere Prozedere war.
6. Was
ist Ihnen über die Organisation (“Human Life International")
bekannt, die hinter
diesen
Belästigungen steht?
7.
Gibt es - abgesehen von den genannten Strafanzeigen - andere
strafrechtliche
Verfolgung(en) dieser Organisation oder
einzelner ihrer Vertreterinnen in Österreich?
Wenn ja: Wegen welcher Delikte?
8.
Treten Sie für eine Novellierung des Strafgesetzbuches ein, damit (wie in
der zitierten
Entschließung
des Europäischen Parlaments gefordert) die Vorgangsweise der
militanten Abtreibungsgegnerinnen bestraft werden kann?