4134/J XXI.GP

Eingelangt am: 09.07.2002

ANFRAGE

des Abgeordneten Brosz, Haidlmayr, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen
betreffend Frühförderung gehörloser Kinder in Österreich

Etwa jedes tausendste Kind wird gehörlos geboren oder ertaubt vor dem
Spracherwerb und fällt somit in eine Gruppe von Kindern mit besonderem
Förderbedarf. Nur 10% dieser Kinder haben auch gehörlose Eltern und somit ab
ihrer Geburt Zugang zur Österreichischen Gebärdensprache. Dadurch ist für diese
Kinder ein optimaler, gesunder, natürlicher und altersgemäßer Erstspracherwerb
gesichert.

Die restlichen 90% gehörloser Kinder haben jedoch hörende Eltern. Diese können
(außer in Ausnahmefällen) ihrem Kind nicht jenen sprachlichen Input bieten, den ein
gehörloses Kind braucht, nämlich visuellen. Dadurch verbringen gehörlose Kinder
hörender Eltern oftmals ihre ersten Lebensjahre in einer sprachlich-kommunikativ
unterversorgten Situation.

Versäumnisse der Entwicklungsförderung in den ersten Lebensjahren sind später
nur schwer- beziehungsweise überhaupt nicht nachzuholen. Der Erwerb einer
natürlichen Gebärdensprache sollte möglichst früh beginnen, um die Vorteile der für
den Spracherwerb optimalen Phase zu nutzen.

Es ist daher für diese Gruppe gehörloser Kinder und auch ihre Eltern professionelle
Beratung, ein besonderes Angebot und vor allem Frühförderung notwendig.

Aber auch für gehörlose Kinder gehörloser Eltern ist ein Angebot sinnvoll, durch das
sie schon vor ihrem Schuleintritt mit ihrer Zweitsprache Deutsch als Lese- und
Schriftsprache in Kontakt kommen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1.  Welchen Weg durchläuft ein Säugling vom Erstverdacht auf

Schwerhörigkeit/Gehörlosigkeit bis zur Diagnose und Erstbetreuung?

2.  Wohin werden die Eltern weiterverwiesen?

3.  Welche Beratungsstellen, Kliniken, Ambulanzen gibt es, die auf
Elternberatung spezialisiert sind?


4. Welche Angebote der Frühförderung bestehen derzeit?

5.  Inwiefern sind sie auf Gehörlosigkeit zugeschnitten?

6. Was sind die dezidierten Ziele dieser

Frühförderungseinrichtungen/Programme für gehörlose Kinder?

7.  Gibt es in diesen Programmen eine Verankerung der Österreichischen
Gebärdensprache (ÖGS)?

8. Wird ÖGS für Eltern gehörloser Kinder irgendwo in Kursform angeboten?

9.  Wenn nein, Warum nicht?

10. Welche Angebote bestehen für gehörlose Kinder noch vor ihrem 6.
Lebensjahr?

11. Welche Informationsbroschüren, Literaturlisten, gesammelte Kontaktadressen
gibt es in Österreich für die Eltern gehörloser Kinder?