4206/J XXI.GP
Eingelangt am: 11.07.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Keppelmüller
und Genossen
an die Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend “Flächendeckende Versorgung mit Sonder-Briefmarken"
Die Post AG entzieht
eigenmächtig der Republik Österreich ein wichtiges
Kommunikationsmittel
hinsichtlich des Bildes Österreichs im Ausland (“Image"):
die Sondermarke. Sondermarken stellen
kulturelle Werte des Landes Österreich an
sich dar, die durch Aktivitäten
des Einzel-Unternehmens Post in Zukunft nur einer
begrenzten Zahl von Personen zur
Verfügung stehen könnten.
Mehrere
Maßnahmen beunruhigen uns hinsichtlich der weiteren Entwicklungen
am Sektor Briefmarke und Sonder-Briefmarke. Zunächst kürzte die Post
im Jahre
2001 den
Trafiken die Provision auf 2%. Trafikanten reduzierten in der Folge den
Briefmarkenverkauf und klagten die Post. Inzwischen bieten viele Trafiken
Briefmarken
nur noch Stammkunden an (siehe Oberösterreichische Nachrichten
vom 13. 6. 2002). Der Rest der Kundschaft muß sich auf das Postamt
bemühen -
sofern dieses über die gewünschten Briefmarken verfügt. Und nun,
im Jahre 2002,
wird die
Distribution der Briefmarke generell weiter eingeschränkt: Sonder-
Briefmarken sind nicht mehr in allen Postämtern erhältlich.
Das heißt zum
Beispiel, dass Touristen in der Regel ihre Postkarten nicht mehr mit
derartigen Marken schmücken können. Laut Medienberichten werden sie
einzig
für Abonnenten erhältlich sein (siehe Salzburger Nachrichten vom 10.
7. 2002) Die
Post
begründet ihren Schritt mit wirtschaftlichen Gründen. Auslieferung
und
Logistik
seien einfach zu teuer.
Zu den
Leidtragenden zählt vor allem das Kulturland Österreich und sein Ruf
in
der
Welt. Briefmarken sind seit jeher ein wichtiges Transportmittel von
Botschaften,
die mit der Republik Österreich im Ausland assoziiert werden. In
anderen
Worten, die Briefmarke ist ein wichtiges Kommunikationsmittel für den
guten
Ruf Österreichs im Ausland. Zu derartigen Briefmarken zählen
insbesondere
die
sogenannten Sondermarken.
Die Briefmarke ist
weiters seit Jahrhunderten ein Kulturgut. Briefmarken sind Teil
der
Identität eines Landes. Sonderbriefmarken nehmen dabei einen besonderen
Stellenwert
ein. Das Unternehmen Post geht mit seiner Verantwortung hinsichtlich
des
Kulturgutes Sonder-Briefmarke fahrlässig um. Und das Unternehmen Post
stößt
viele Bürger dieses Landes vor den Kopf, die nicht unmittelbar neben einem
der
Hauptpostämter wohnen und derartige Sonderbriefmarken erwerben und
verwenden wollen.
Die Post
nützt dabei ihre Monopolstellung aus. Sie trifft Maßnahmen, die die
Verwendung
von Briefmarken senken und begründet weitere Schritte, wie zum
Beispiel
die beschränkte Auslieferung von Sonderbriefmarken, mit den von ihr
selbst
zuvor gesetzten Schritten. Die Post schafft Fakten, nämlich, dass die
Verwendung
von Briefmarken zurückgeht, und setzt Schritte, die mit den selbst
hervorgerufenen
Effekt “objektiv" begründet werden. Das betrifft zunächst
die
normale
Briefmarke: Die Provisionen für “normale" Briefmarken wurden im
Mai
2001
für Trafikanten gesenkt, ein Verkauf daher unattraktiver gemacht. Postämter
werden
geschlossen, eine Unterversorgung wird folgen. Vor allem alte Menschen
werden
die Leidtragenden sein. Das betrifft auch die Sonder-Briefmarken: Sie sind
nicht
mehr auf breiter Basis erhältlich. Wir wiederholen: Auch der Tourismus und
unser Image
als Urlaubsland werden Schaden erleiden, wenn es für die Gäste
schwierig
bis unmöglich wird, Briefmarken für Ihre Ansichtskarten aus dem
Urlaubsland
Österreich zu bekommen.
Im Juli letzten
Jahres wurde in einer parlamentarischen Anfrage bereits das
Problem der Versorgung mit Briefmarken angesprochen. Insbesondere stellte sich
die
Frage, inwieweit die flächen deckende Versorgung mit Briefmarken durch
Trafiken
aufrecht bleibt. In der Anfragebeantwortung (Nr. 2477/AB XXI.GP,
Eingelangt
am: 20.07.2001) der BM für Verkehr, Innovation und Technologie
versprach
die Ministerin: “Im Rahmen der mir zustehenden rechtlichen
Möglichkeiten werde ich Vorsorge treffen, dass eine möglichst
flächendeckende
Versorgung
mit Briefmarken aufrecht bleibt. Zu diesem Zweck beabsichtige ich,
eine
entsprechende Verpflichtung in die in Ausarbeitung befindliche Post -
Universaldienstverordnung aufzunehmen. Damit soll der Vertrieb über
Postämter
und
Postagenturen verpflichtend vorgeschrieben werden. Ich kann die
Österreichische
Post AG aber nicht verpflichten, Briefmarken über Trafiken etc. zu
verkaufen,
da ich keine gesetzliche Grundlage dafür habe."
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Wie beurteilen Sie die Vorgangsweise der Post AG
hinsichtlich
Sondermarken?
2. Inwieweit nützt die Post ihre Monopolstellung aus?
3. Inwieweit schafft die Post durch ihre eigenmächtige
Vorgangsweise
Fakten,
die die flächendeckende Versorgung mit Sondermarken
unterbinden?
4. Welche Schritte werden Sie als
Eigentümervertreter unternehmen, damit
die
Sondermarken nicht nur einigen Privilegierten zur Verfügung stehen
sondern
für den normalen Postversand zugänglich sind - insbesondere für
Touristen?
5. Welche Schritte werden Sie als
Eigentümervertreter unternehmen, damit
das
Unternehmen Post nicht in Zukunft weitere Schritte setzen wird, die die
flächendeckende
Versorgung mit Sonderbriefmarken gefährdet.
6. Welche Vorsorge wurde getroffen, dass eine
flächendeckende Versorgung
mit
Briefmarken aufrecht bleibt?
7. Auf welche Weise soll gewährleistet werden, dass die
flächendeckende Versorgung mit Sonder-Briefmarken aufrecht bleibt?
8. Sind ihnen Bestrebungen innerhalb der Post bekannt, das
die Briefmarke
abgeschafft
werden soll?
9. Sind ihnen Bestrebungen innerhalb der Post bekannt, das
die Sondermarke
abgeschafft
werden soll?
10. Inwieweit wird sich das laufende Kartellverfahren gegen die Post
hinsichtlich
des Verschleißeranteils für Trafiken beim Verkauf von
Briefmarken
dahingehend auswirken, dass auch Sondermarken wieder
flächenddeckend
angeboten werden?