4264/J XXI.GP

Eingelangt am: 19.08.2002

ANFRAGE

des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen

betreffend wissenschaftlich erwiesenes Risiko von Brustkrebs,
Herzkranzerkrankungen, Herzinfarkten und Lungenembolien durch kombinierte
Hormonersatztherapien

Das international angesehene Journal of the American Medical Association (JAMA)
publizierte in seiner Ausgabe vom 17. Juli 2002 (Vol. 288, Nr. 3, pp. 321-333) die
Ergebnisse einer Studie über die Auswirkungen der kombinierten
Östrogen/Progestin-Therapie, die in den USA bei etwa 6 Mio. Frauen nach der
Menopause durchgeführt wird.

Die Studie wurde von der US-amerikanischen Women's Health Initiative (WHI), die
Teil eines umfassenden Netzwerkes des National Institutes of Health (NIH) ist, nach
den wissenschaftlich international anerkannten strengen Richtlinien des NIH geplant
und an 40 renommierten US-Kliniken durchgeführt. Insgesamt beteiligten sich
16.608 Frauen nach ihrer Menopause im Alter zwischen 50 und 79 an der Studie.

Die Ergebnisse sind eindeutig und weisen einen klaren Zusammenhang zwischen
einer längerfristigen Behandlung mit kombinierten Östrogen/Progestin-
Hormonersatzpräparaten und einem erhöhten Risiko von Brustkrebs,
Herzkranzerkrankungen, Herzinfarkten und Lungenembolien aus.
Zwar ist das absolute Risiko gering (1 Krankheitsfall/100 Frauen), das Risiko
überwiegt aber klar die positiven Auswirkungen der Therapie. Außerdem sind
Hormonersatztherapien mittlerweile so weit verbreitet, dass sogar aus dem
geringsten Risiko eine Bedrohung für eine unzumutbar hohe Anzahl von Frauen
erwächst.

Die Konsequenz liegt daher nicht lediglich für die Autorinnen der Studie selbst,
sondern auch für die Herausgeberinnen des JAMA klar auf der Hand: Sie fordern
alle Klinikerinnen auf, die Langzeitbehandlung mit kombinierten Östrogen/Progestin-
Hormonersatzpräparaten unverzüglich abzubrechen.

Auch in Österreich werden unzählige Frauen mit Hormonersatzpräparaten
behandelt. Allerdings gibt es bislang keinerlei objektivierte Studien über die Anzahl
der behandelten Frauen, über die therapeutischen Indikationen, über die Qualität der
verwendeten Präparate und deren Voraussetzungen für die korrekte Zulassung
gemäß Arzneimittelgesetz.


Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1) Welche kombinierten Östrogen/Progestin-Präparate sind in Österreich in
Verwendung?

2) Wurden die in Österreich verwendeten Hormonersatzpräparate als
Voraussetzung für deren korrekte Zulassung gemäß Arzneimittelgesetz
jemals einer objektiven klinischen Studie unterzogen?

3) Wieviele Frauen in Österreich werden mit kombinierten
Hormonersatzpräparaten behandelt?

4) Gibt es seitens Ihres Ressorts Bemühungen, die in Österreich angewendete
individuelle Hormonersatztherapie einer wissenschaftlichen Evaluierung zu
unterziehen?

5) Haben Sie in Ihrem Ressort für derart wichtige klinische Studien

Forschungsprogramme eingerichtet bzw. die dafür erforderlichen finanzielle
Mittel reserviert?