4290/J XXI.GP

Eingelangt am: 19.08.2002

ANFRAGE

der Abgeordneten Haidlmayr, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen

betreffend Aufnahme des "First Trimester Screenings" in den Mutter-Kind-Paß

Am Donnerstag, den 23. Juni 2002 wurde im Rahmen einer Pressekonferenz der

ÖGUM (Österreichische Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin) das sogenannte

“First Trimester Screening" vorgestellt.

Bei diesem Screening handelt es sich um eine spezielle Ultraschalluntersuchung (in

der 11. - 14. SSW), bei der die Nackenfaltendicke des Embryos vermessen wird.

Anhand dieser Messung und deren Verwertung innerhalb eines speziellen

Computerprogrammes könnten It. ÖGUM über 80 % der Fälle von Down-Syndrom

bereits in diesem Frühstadium erkannt werden.

Der Druck, der auf schwangeren Frauen lastet, sich pränatalen Untersuchungen zu

unterziehen, wird immer höher. Dies, ein defizitorientiertes Menschenbild sowie das

Fehlen einer umfassenden Beratung führen dazu, dass der weitaus überwiegende

Teil der Schwangerschaften, bei denen Down-Syndrom diagnostiziert wird,

abgebrochen wird.

Die bei der Pressekonferenz vertretene Forderung, das “First Trimester Screening" in

den Mutter-Kind-Paß aufzunehme stellt für die Behindertenbewegung einen Schritt

zu einer staatlich gelenkten Selektion behinderten Lebens dar.

Je selbstverständlicher es wird, behindertes Leben zu vermeiden, desto größer wird

die Gefahr, dass Leben mit einer Behinderung nicht mehr gesellschaftlich akzeptiert

wird.

Verschwiegen wurde bei der Pressekonferenz auch, dass die Messung der

Nackentransparenz mittels Ultraschall bloß eine Risikoeinschätzung ist und zur

völligen Abklärung der Diagnose noch eine Fruchtwasserpunktation, mit dem damit

verbundenen Risiko einer Fehlgeburt, erforderlich ist.

Dies wurde erst in einem Schreiben der ÖGUM an die Mitglieder des

Gesundheitsausschusses korrigiert. In diesem Schreiben (eine Reaktion auf die

Proteste der Behindertenverbände) wird auch explizit von der Forderung, das “First

Trimester Screening" in den Mutter-Kind-Paß aufzunehmen, Abstand genommen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende


ANFRAGE:

1) Ist Ihnen das Schreiben der ÖGUM vom 28. Juni 2002, in dem sich die
österreichische Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin gegen eine
Aufnahme des “First Trimester Screenings" in den Mutter-Kind-Paß
ausspricht, zugegangen?

2) Werden Sie sich der Empfehlung der ÖGUM anschließen und das “First
Trimester Screening" nicht in den Mutter-Kind-Paß aufnehmen?
Wenn nein, warum nicht?